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Die Schattenflotte

Die Schattenflotte

Titel: Die Schattenflotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
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dekantierte.
    Sören erzählte ausgiebig von seinem Besuch auf der Werft und dass Schmidlein dem Mann später bis zum Stadthaus gefolgt war. «Es gibt eigentlich keinen Zweifel», schloss er seine Ausführungen.
    «Das wirft ein ganz neues Licht auf die Sache.» Martin schwenkte sein Weinglas. Nachdenklich betrachtete er den Inhalt, dann hielt er das Glas gegen die Flammen im Kamin, als wollte er seinen Worten einen doppelten Sinn verleihen. «Bist du dir ganz sicher, dass es mehrere Personen sind, die dich beschatten, oder kann es auch sein, dass du den Kerl auf der Hinfahrt nur übersehen hast?»
    «Vielleicht hat er sich sehr geschickt verborgen gehalten.» Sören zuckte unschlüssig mit den Schultern. Er merkte selbst, dass seine Worte nicht sehr überzeugend klangen. Schließlich war er sich sicher, dass der Mann beim Übersetzen zur Werft nicht auf der Barkasse gewesen war. Aber er wusste auch, was es in letzter Konsequenz bedeuten würde, wenn er sich nicht geirrt hatte.
    «Du bist dir also sicher», entgegnete Martin und stierte weiterhin auf sein Weinglas. «Demnach können wir persönliche Motive für die Tat wohl ausschließen.»
    «Schmidlein hat mir nur die Adresse zukommen lassen. Das sagt ja nicht, dass er wirklich Polizist ist. Er ist nur im Stadthaus verschwunden. Vielleicht   … Außerdem habe ich es ja nicht gesehen, wie er Waldemar Otte aus dem Fenster gestoßen hat   …» Es war einfach unvorstellbar. Aber Martin hatte natürlich recht. Sören wollte es nur nicht wahrhaben.
    «Vergiss deine Einwände. Rate mal, warum man es sofort als Unfall bezeichnet hat. Die Polizei ist doch sonst nicht so schnell dabei, ein Verbrechen auszuschließen.Das ist doch auffällig. Der Empfangschef hätte sich mindestens an zwei Besucher erinnern müssen. Entweder hat man ihn bestochen, eine Falschaussage zu machen, oder man hat ihm einfach nahegelegt, die Klappe zu halten. Das passt alles zusammen.»
    «Man hätte es ohne weiteres mir in die Schuhe schieben können.»
    «Quatsch. Wenn man dir schaden wollte, dann wäre das längst geschehen. Glaub mir, es geht um etwas ganz anderes. Es geht um Ottes Unterlagen. Um irgendetwas, das darin steht. Wahrscheinlich belastet es jemanden.»
    «Und dieser Jemand hat genügend Einfluss, sich der Polizei bedienen zu können? Das wäre ungeheuerlich.»
    «Aber so wird es sein.» Martin hielt einen Augenblick inne und konzentrierte sich wieder auf sein Weinglas, als könnte er darin des Rätsels Lösung lesen. «Was ist mit Ballin?», fragte er schließlich.
    «Wenn man auf Schichau zu sprechen kommt, reagiert er nervös. Außerdem sagt er nicht die Wahrheit, was Waldemar Otte betrifft. Er streitet ab, ihn zu kennen.»
    «Sehr verdächtig. Sein Brief kann ja noch nicht so alt sein.» Martin stand auf und legte neues Scheitholz in den Kamin.
    «Wo sind die Papiere eigentlich?»
    «Das sage ich dir besser nicht», antwortete Martin und schenkte Wein nach. «Es ist deine Versicherungspolice. Solange wir die Papiere haben, passiert dir nichts.»
    «Wie beruhigend», meinte Sören ironisch. Er musste trotzdem schlucken, denn so deutlich hatte er es sich bislang nicht vor Augen geführt. Bisher war ihm nicht in den Sinn gekommen, dass man Otte wegen der Papiere getötet hatte. «Wobei wir berücksichtigen müssen, dass in unserem Teil der Unterlagen vielleicht gar nichtsWichtiges steht. Der Kerl wird sich im Hotelzimmer nicht die Mühe gemacht haben, alles durchzulesen. Vielleicht geht aus den Papieren auch gar nichts hervor, aber dieser Jemand will einfach auf Nummer sicher gehen.»
    «Doch, doch.»
    «Was heißt: doch, doch?»
    «Ich kann mir schon vorstellen, dass Ottes Unterlagen brisantes Material enthalten. Man muss es eben nur erkennen und deuten können.» Martin lächelte wissend. «Von meiner Seite gibt es auch Neuigkeiten. Vielleicht nicht ganz so gravierende wie von dir, aber immerhin   … Vielleicht passt es sogar zusammen. Ich habe mich ein wenig schlau gemacht, was es mit diesen Konten auf sich hat. Anfangs dachte ich, es handle sich um gewöhnliche Transferkonten, aber dann habe ich Informationen über die Höhe der Einlagen erhalten, und das hat mich doch stutzig gemacht. Halt dich fest! Summa summarum ruhen da sage und schreibe über vierhundert Millionen Goldmark.»
    «Vier-hun-dert Mil-lio-nen?», wiederholte Sören ungläubig.
    Martin nickte. «Natürlich habe ich diese Auskünfte nicht auf legalem Weg bekommen. Ich bin zwar ein langjähriger

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