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Die Schattenflotte

Die Schattenflotte

Titel: Die Schattenflotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Meyn
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also auf der Hamburger Seite der Friedrichstraße, befindet sich ein großes, scheinbar verlassenes Gebäude, dessen Fenster vernagelt sind. Nach allem, was ich inzwischen weiß, sind sowohl diese ominöse Frau, von der David und Willi Schmidlein berichteten, sowie Simon Levi in dieses Haus geflüchtet. Ich habe sogar eine Tür gefunden, die allerdings von innen verriegelt war. Außerdem hatte man jede Menge Unrat vor dieser Tür aufgestapelt, so, als wenn man den Eingang verbergen wollte. Der Eingang des Hauses zur Straßenseite ist bestimmt seit mehreren Jahren nichtmehr benutzt worden, und einen anderen Zugang konnten wir nicht finden. Wir haben alle Seiten abgesucht. Von außen sieht alles so aus, als wenn das Haus seit vielen Jahren leer steht. Und genau das ist meines Erachtens auch gewollt.»
    «Und der Zugang   …»
    «Befindet sich in besagtem Haus an der Friedrichstraße. Richtig.» Sören machte eine abtauchende Handbewegung. «Die Häuser sind nur durch den ehemaligen Grenzgang getrennt. Es ist gut denkbar, dass es einen geheimen Tunnel gibt, vielleicht einen ehemaligen Schmugglerweg, der die Keller beider Gebäude miteinander verbindet. Wir werden ja sehen   …»
    «Du willst da jetzt hin?», fragte Martin völlig entgeistert. «Was glaubst du dort zu finden? Nachdem entdeckt wurde, dass man verbotenerweise Männer aus der Auswandererstadt geschleust hat, dürfte das dortige Treiben vorerst eingestellt worden sein. Oder denkst du, dass man Tilda   …?»
    Sören zuckte mit den Schultern. «Es ist nur so ein Gefühl.»
    «Wenn es wirklich so ist, wie du sagst, dann wäre es freilich ein idealer Ort, um jemanden zu verstecken.»
    Sören merkte, dass Martin ihm den Strohhalm nicht nehmen wollte, an den er sich in diesem Augenblick klammerte. «Wir können hier doch nicht bis morgen Mittag tatenlos herumsitzen und Löcher in die Wand starren. Ich werde noch verrückt, wenn ich daran denke, was sie Tilda womöglich antun.»
    «Gut, aber wie willst du vorgehen? Du kannst da nicht so mir nichts, dir nichts reinmarschieren und auf Verdacht den Keller des Hauses auf den Kopf stellen. Vor allem kannst du das nicht alleine tun. Wenn Tilda dort wirklichgefangen gehalten wird, dann gibt es mit ziemlicher Sicherheit auch ein paar Ganoven, die sie bewachen.»
    «Was schlägst du vor?»
    «Wir brauchen zumindest Rückendeckung. Wenn tatsächlich jemand von der Polizei in die ganze Sache verwickelt ist, dann kannst du nicht ausschließen, dass er es ebenso erfährt, wenn wir uns jetzt an die Polizei wenden.»
    «Zumal wir davon ausgehen müssen, dass die betreffende Person über einen gewissen Einfluss innerhalb der Polizeibehörde verfügen muss. Sonst hätte man den Tod von Waldemar Otte nie so schnell als Unfall ad acta gelegt. Sehr wahrscheinlich wurde in diesem Fall von höchster Stelle interveniert. Das würde bedeuten, dass unser Mann zumindest an einer Schaltstelle sitzt und einen gewissen Einfluss hat.»
    «Selbst wenn eine Anweisung von Reichsseite vorliegt, keine Hamburger Behörde wird es sich leisten können, einen Verbrecher zu decken, einen Mörder.»
    «Und was ist mit Menschenraub?»
    «Das kommt noch hinzu. Es ist alles schlimmer als wir dachten.»
    Sören erwiderte nichts.
    «Wir werden also ein entsprechendes Geschütz auffahren», erklärte Martin. «Ich werde Senator Sthamer verständigen. Als Präses der Polizeibehörde stellt er in der Stadt für uns die größte Autorität dar. Und ich habe noch etwas gut bei ihm.» Martin blickte zur Uhr. «Es ist zwar schon spät, aber angesichts der Dringlichkeit in dieser Sache wird er Verständnis dafür haben, dass ich ihn in seinem Privathaus aufsuche.»
    Martin griff nach seinem Mantel. «Ich melde mich bei dir.»
     
    Sören wollte sich zur Beruhigung seiner Nerven gerade einen Cognac einschenken, als es an der Tür klopfte. Martin konnte noch nicht zurück sein, und jemand anders erwartete er nicht, also nahm er vorsichtshalber seinen Revolver von der Hutablage der Garderobe, den er dort immer zur Sicherheit deponiert hatte. Tilda wusste von dem Versteck, aber wahrscheinlich hatte man sie sofort angegriffen. Außerdem war sie nicht groß genug, um einfach so auf die Hutablage greifen zu können. Sören steckte die Waffe in den Hosenbund und öffnete die Tür.
    «Du hättest etwas sagen können», meinte Schmidlein vorwurfsvoll. Er war völlig außer Atem. «Alle gehen davon aus, dass du über Bord gefallen bist.»
    «Das ist vielleicht gar nicht

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