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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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niemand, der sie kennt?«
    »Den Müttern«, verbesserte Lundgren. »Nein, niemand.«
    »Sie muss einer der einsamsten Menschen auf der Welt gewesen sein«, sagte Winter.
    »Das würde mich nicht wundern«, antwortete Lundgren.
    »Ich hätte nicht geglaubt, dass Sie ein Zyniker sind«, wunderte sich Winter.
    »Ich bin nicht zynisch. Ich bin nur nicht erstaunt.«
    »Über... die Einsamkeit?«
    »Damit war sie nicht allein«, erklärte Lundgren. »Es sind eine ganze Menge Menschen einsam. Man kann wohl behaupten, die Mehrheit.«
    Winter sah sich die Videoaufnahme von ihrem letzten Verhör mit Oskar Jakobsson an. Cohens Stimme klang wie die eines Priesters, zu dem ein lockerer Vogel beichten kommt. Aber Jakobsson beichtete nicht. Cohen musste ihm vielmehr jede Einzelheit aus der Nase ziehen.
    »Ich habe die Frau nicht wiedergesehen und werde sie auch nicht wiedersehen«, erklärte Jakobsson gerade. »Wen?«
    »Wir sprechen doch von der, die mir die Nummern gegeben hat, äh... den Umschlag und das Geld.«
    »Und ich spreche von Helene Andersen.«
    »Der bin ich nie begegnet.«
    »Sie haben zweimal ihre Miete bezahlt.«
    »Und was bekommt man dafür?«
    »Stellen Sie sich nicht so dumm, Jakobsson.«
    »Ich weiß nicht, wer sie ist. Ihr habt doch jetzt meine ganze Story. Ich habe sie oft genug erzählt!«
    Und so weiter und so fort. Winter folgte der Aufnahme mit einem wachsenden Gefühl der Leere.
    Es duftete nach Holz und frischer Luft in der Wohnung.
    »Ich habe geputzt«, sagte Angela mit einem Glas Wein in der Hand. »Wie eine richtige Hausfrau.«
    »Abgesehen vom Weinglas«, sagte Winter.
    »Möchtest du auch eins?«
    »Nein. Lieber einen Gin Tonic, wenn du schon mit Trinken angefangen hast.«
    »Du bist es, der angefangen hat. Du trinkst zwar nie, aber diesmal hast du angefangen.«
    »Es ist nie zu spät.«
    Sie folgte ihm in die Küche. »Ich bin den ganzen Tag hier gewesen«, erzählte sie.
    »Das ist mehr, als mir selbst je gelungen ist.«
    »Es war richtig gemütlich. Wenn du willst, kann ich dir die Wohnung zeigen.«
    »Wo ist das Abendessen?«
    »Bitte?«
    »Das Abendessen sollte da stehen!«, raunzte Winter und deutete auf den runden Tisch am Fenster.
    »Wir gehen heute essen«, sagte sie ungerührt.
    »So spricht eine richtige Hausfrau«, erwiderte Winter. »Aber wenn wir ausgehen, will ich mich erst unter die Dusche stellen.« Er begann, sein Hemd aufzuknöpfen. »Mein ganzer Körper ist steif. Ich habe zu lange gesessen und Videos geguckt.«
    »Ich sehe, ihr amüsiert euch.«
    »Ja.«
    Sie kam mit seinem Gin. »Wie geht es sonst, Erik?« Angela half ihm aus dem Hemd und behielt es in der Hand.
    »Tja...«, sagte er, »wie es geht? Es geht langsam vorwärts, aber ich bin verdammt unruhig wegen des Mädchens. Du kannst dir ja vorstellen, wie die Chancen stehen.«
    »Ich habe ein wenig über das nachgedacht, was du mir von ihr erzählt hast«, erklärte Angela. »Habt ihr bei allen Notaufnahmen nachgefragt?«
    »Was sagt die Frau Doktor? Ob wir bei den Krankenhäusern nachgefragt haben? Ja, aber sicher.« »Und Helene? Ich meine, die Mutter.« »Helene? Wieso denn?«
    »Dass sie keine Angehörigen hat... Keiner von sich hören lässt. Aber irgendwo muss sie doch aufgewachsen sein.«
    »Sobald wir ihren Namen hatten, was noch nicht lange der Fall ist, sind wir mit der Fahndungsmeldung auch an alle Kirchengemeinden und Stadtverwaltungen der Erde herangetreten. Einschließlich aller Pflegestellen und Kinderheime und so weiter.«
    »Okay. Ich habe heute an Helene als Kind gedacht. Als sie so klein war wie ihre eigene Tochter. Jennie, ja? Okay. Sie befindet sich vielleicht nicht in einem Krankenhaus, also Jennie, oder ihr wisst es noch nicht. Das Gleiche gilt für die Mutter. Aber vielleicht ist die als Kind in einem Krankenhaus gewesen? Oder ist aus irgendeinem Grund zur Notaufnahme gekommen? Helene, meine ich. Mein Gott, ich erinnere mich noch, wie du über diesen Namen nachgedacht hast. Helene Andersen.«
    »Ja.« Winter hörte gespannt zu. »Weiter.«
    »Tja, sagen wir, ein kleines Mädchen, das Helene Soundso hieß, wurde aus irgendeinem Grund vor Jahren in einem Krankenhaus aufgenommen. Da muss es doch Krankenblätter geben.«

42
    Auf dem Parkplatz vor dem Polizeipräsidium traf Winter, der auf dem Weg ins Haus war, Bergenhem, der sich den Vormittag frei genommen hatte. Auf dem Rücken trug er sein Kind in einem Tragegestell. Winter trat hinter Bergenhem, und Ada guckte ihn mit weit aufgerissenen Augen

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