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Die Schattenfrau

Die Schattenfrau

Titel: Die Schattenfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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keine bestimmte Farbe. Es war das Gesicht eines Mädchens, das ihn unverwandt anschaute.
    Plötzlich zuckte er zusammen, wäre beinahe vom Stuhl gekippt. Er setzte sich aufrecht hin. Ich muss eingeschlafen sein, dachte er.
    Das Gesicht des Mädchens war verschwunden, aber vergessen würde er es nicht. Das Telefon läutete.
    »Du bist also noch im Dienst.«
    Es war seine Schwester.
    »Schon seit heute Morgen. Ziemlich früh«, erklärte Winter.
    »Ich bin ein wenig früher zurück aus dem Urlaub, aber so richtig da bin ich erst seit heute.«
    »Was ist denn passiert?« »Somebody's got murdered.« »Was?«
    »Somebo... Jemand ist ermordet worden, meine ich. Das ist der Liedtitel von einer Band, die ich im Moment oft höre, um mich selbst wiederzufinden.«
    Er konnte ihr spontanes Lächeln fast hören.
    »Coltrane natürlich?«
    »Clash. Englische Rockband. Macdonald, mein Kollege aus England in diesem Frühjahr, du weißt schon, hat mir ein paar CDs geschickt.«
    »Du hast doch dein Leben lang noch keinen Rock gehört!«
    »Gerade deshalb.«
    »Was?«
    »Das ist wie... ich weiß nicht. Ich brauche mal was anderes.«
    »Und jetzt habt ihr einen neuen Mord.«
    »Ja.«
    »Diesen Misshandlungsfall, oder wie das heißt, habt ihr also gelöst? Oder ad acta gelegt?« »Misshandlungsfall?«
    »Deine Kollegin, Agneta irgendwas. So ein ausländischer Nachname.«
    »Aneta.«
    »Genau. Sie ist anscheinend misshandelt worden. Du errätst nie, wer mich gerade angerufen hat!«
    Winter sah einen Swimmingpool vor sich, einen nackten Mann, Sonnenglast auf dem Wasser, und meinte, den widerlichen Geruch des Sonnenöls wieder in der Nase zu haben.
    »Ich kann es mir denken.«
    »Wie kannst du nur so blöd sein, ausgerechnet zu diesem Mistkerl zu fahren und ihm zu drohen, ihn umzubringen!?« »Hat er das gesagt?«
    »Er hat gesagt, dass du bei ihm zu Hause aufgetaucht bist und versucht hast, ihn zu erwürgen.« »Ganz so war es nicht.« »Das hat er aber gesagt.« »Ich wollte eine Auskunft.« »Das ist jedenfalls nicht die richtige Art.«
    Winter gab ihr keine Antwort. Er hatte den Vorfall hinter sich gelassen. Hatte ihn eigentlich verdrängt.
    »Seit Jahren habe ich nichts mehr von Benny gehört.« Lotta klang wütend. »Und das Gleiche könnte ich von dir sagen.«
    »Es tut mir Leid.«
    »Manchmal frage ich mich, ob du dich entschlossen hast, nicht mehr mein Bruder zu sein.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du warst nicht da, als ich dich brauchte. Nein, das klingt zu pathetisch. Und zu hart. Ich meine, ich habe eben manchmal das Bedürfnis, mit dir zu sprechen.«
    »Ich will's versuchen.«
    »Du bist merkwürdig.«
    »Es kann nur besser werden.«
    »Mit den Jahren, meinst du?«
    »Es ist wichtig und bringt bestimmt was, älter zu werden.« »Da können wir uns gegenseitig gratulieren.« »Vielleicht.«
    »We'llmeet again, don't know where, don't know when.«
    Winter wusste, dass seine Schwester Recht hatte. Als ihr Leben schwieriger geworden war, hatte er nur an sich gedacht, an seine eigene... Karriere, oder was ihm seine Arbeit wert war.
    Er war unreif gewesen. In mancher Hinsicht fehlte ihm noch immer die innere Stärke oder das richtige Mitgefühl. Sie hat Recht, dachte er noch einmal.
    »Um noch einmal auf Benny Vennerhag zurückzukommen...«, hob sie an. »Er hat angerufen und gejammert. Und mich gebeten, dich von ihm fern zu halten.«
    »Ich werde mit ihm reden.«
    »Warum denn? Mir reicht, was passiert ist.«
    »Du weißt warum.«
    »Schafft die Polizei ihre Arbeit nicht ohne seine merkwürdigen Kontakte? Habt ihr die nicht erwischt, die deine Kollegin verletzt haben?«
    »Wir haben sie erwischt. Aber wir brauchen alle Hilfe, die wir kriegen können, in anderen Fällen. Der Mistkerl sollte dich nicht zu Hause anrufen.«
    »Tja, wenigstens einer, der anruft.«
    »Jetzt übertreibst du, Lotta.«
    »Ach ja?«
    »Ich will mich bessern. Äke macht dir doch wohl keine... neuen Probleme?«
    Seine Schwester hatte sich von Äke Deventer getrennt, ein Prozess voller Bitterkeit. Jetzt lebte sie allein mit den beiden Kindern in dem Haus, in dem die Geschwister Winter aufgewachsen waren.
    »Er hält sich von hier fern. Das bedeutet, er macht keine Probleme«, erklärte sie. »Aber meine Jugendsünde Benny Vennerhag hatte ich im Großen und Ganzen vergessen, bis ich gestern seine Stimme hörte.«
    »Ich verstehe«, sagte Winter. »Wie lang ist das her, dass ihr verheiratet wart?«
    »Waren wir je verheiratet? Ich erinnere mich nur an einen

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