Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
alles geben, um jeden Preis, auch wenn es wehtut. Es ist schon eigenartig, wie sich das Leben im Kreis dreht und sich alles wiederholt, findest du nicht?«
»Doch. Denn auch bei ihr habe ich mich damals falsch verhalten«, antwortete der Gnom, sein Blick in Erinnerungen verloren. Sennar legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Du weißt, dass das nicht wahr ist.« Im Dunkel der Nacht hatte Ido wieder ihr Bild vor Augen: ein schlankes Mädchen mit einer gequälten Seele, spitzen Ohren und zerzaustem blauen Haar. Im Blick ihrer violetten Augen stand das ganze Leid der Welt. Was hätte er nicht alles dafür gegeben, um sie noch einmal wiederzusehen.
»Wir haben häufig von dir gesprochen. Und sie hat sich immer wahnsinnig gefreut, wenn ein Brief von dir kam. Dann schloss sie sich in ihr Zimmer ein und schrieb dir zurück. Und dabei durfte ich sie auf keinen Fall stören. Das war etwas nur zwischen dir und ihr. Da hätte ich fast eifersüchtig werden können, weißt du das?« Sennar lächelte sanft. »Schau, das habe ich gefunden auf unserer Reise«, sagte er und reichte dem Freund das Bündel.
Idos Herz machte einen Sprung, als er erkannte, was das Tuch barg. Er betastete den Gegenstand und erfühlte eine Klinge und ein auf eine ganz bestimmte Weise geformtes Heft. Mit fragender Miene schaute er zu dem Magier auf, doch der blickte ihn nur abwartend an.
So nahm Ido also einen Zipfel des Tuches in die Hand und hob es behutsam an. Die schwarze Klinge reflektierte so stark, dass es fast blendete. Nihals Schwert. »Das ist für dich«, sagte Sennar.
Ido schmolz dahin, doch ihm war, als begehe er ein Sakrileg. Er schob die Waffe zur Seite. »Das kann ich nicht. Ich habe mir doch schon ihren Drachen angeeignet.«
»Du musst«, erwiderte der Magier mit einem aufmunternden Lächeln. »Nihals Geschichte ist noch nicht vollendet. Du bist es, der ihr Werk zu Ende führen soll.«
Langsam lief Ido die erste Träne über das Gesicht.
»Ich nehme es nur als Leihgabe«, erklärte er schließlich mit entschlossenem Blick. Ja, er war es Nihal schuldig, Tarik auch, vor allem aber San. »Ich glaube nicht, dass wir uns am Ende dieser Geschichte wiedersehen werden, mein Freund«, stellte Sennar mit einem Lächeln fest.
Ido schaute ihm in die Augen und sah darin die ganze Erschöpfung, die auch er selbst so stark empfand. Vielleicht hatte Sennar recht, doch in diesem Moment zählte nur, wieder zusammen zu sein und die letzte Schlacht gemeinsam zu schlagen. Der Kreis schloss sich: Ja, das war es, dieses Geschenk sollte seine letzte Waffe sein, bevor er alle Waffen an den Nagel hängte. Nun war er bereit. Er nahm das Schwert und steckte es sich an seinen breiten Gürtel neben sein eigenes. »Zumindest können wir dieses letzte Kapitel noch gemeinsam genießen.«
Anfangs war es entsetzlich. Auf Oarfs Rücken blieb ihr fast die Luft weg. Die Wunden schmerzten, und in ihrem Kopf dröhnte es. Doch nach einiger Zeit hatte sich Dubhe daran gewöhnt, und außerdem hatte Lonerin Wort gehalten. Immer wieder hatte er nach ihren Wunden gesehen, und nun war sie fast wieder ganz hergestellt.
Während der zweiten Pause hatte der Freund ihr gegeben, worum sie ihn gebeten hatte. »Hier ist, was du brauchst«, hatte er gesagt, wobei er ihr mit zitternder Hand ein Fläschchen reichte. »Bei dem letzten Trank, den du von mir bekommen hast, waren die Zutaten anders gemischt. Er wird dafür sorgen, dass die Bestie, wenn wir eintreffen, zum Sprung bereit ist. Dann nimmst du das hier, und sie bricht mit Macht hervor.«
Dubhe hatte das Fläschchen angestarrt, und als sie den Blick hob, sah sie in Lonerins trauriges Gesicht.
»Tu es nicht«, hatte er gesagt, »noch kannst du zurück. Wir beide, Sennar und ich, könnten uns unbemerkt in den Bau der Gilde einschleichen und dann den Ritus ausführen. Auch auf diese Weise würde Learco gerettet.«
Dubhe hatte ihn resigniert angelächelt. »Du weißt auch, dass das nicht klappen würde«, antwortete sie, während sie das Fläschchen in ihren Quersack steckte. »Trotzdem vielen Dank«, fügte sie noch mit kaum vernehmbarer Stimme hinzu.
Nun rasteten sie erneut. Sie befanden sich bereits im Land der Nacht, zwei Tagesreisen vom Bau der Gilde entfernt. Dort würde sich ihr Schicksal erfüllen. Die Bestie war mittlerweile ständig gegenwärtig, Dubhe spürte sie unter dem Brustbein, wie sie hinausdrängte, ihr die Sinne schärfte und immer lauter in ihrem Kopf brüllte. Sie hatte Angst, es war sinnlos, das zu
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