Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
Panik, aber nun war es zu spät.
Ich sterbe gerade, dachte sie bestürzt. Aber ich brauche keine Angst zu haben, denn ich bin schon fast tot.
Sie hörte noch, wie Oarf mit einem dumpfen Schlag auf der Erde aufsetzte, und gleich darauf Stimmengewirr. Dann kam der Wahnsinn über sie,
grauenerregend, verheerend. Und alles wurde weiß.
Der Bau
Alles geschah ganz plötzlich. Ein Knall erschütterte den Tempel bis in die Grundmauern, und das Gewölbe des Baus bebte. Yeshol sah, wie der Staub von der Decke seines Arbeitszimmers herabrieselte, während das Stimmengewirr in den Fluren immer lauter wurde und seine Leute aufgeregt hin und her rannten. Er trat vor die Tür und hielt den erstbesten Assassinen auf. »Was ist los?« Der schüttelte nur den Kopf, unfähig, ein Wort herauszubekommen. Sein Gesicht war angstverzerrt.
Yeshol bebte. Nicht jetzt! Nicht jetzt, da alles bereit ist!
Den ganzen Morgen hatte er vor der Kugel zugebracht, die Asters Seele barg, hatte zugesehen, wie sich seine Gestalt in violette Kringel verwandelte und wieder auflöste, und ohne Unterlass gebetet, bis er keine Stimme mehr hatte. Der so lange herbeigesehnte Moment war gekommen. In dieser Nacht würde er Freudentränen weinen. Aster würde wiederauferstehen und die Gerechtigkeit wiederherstellen. Alles entwickelte sich nun so, wie er es erhofft hatte. Auch Thenaar hatte ihn noch einmal in seinem Tun bestätigt. Die Maschine war in Gang gesetzt und würde sich nicht mehr aufhalten lassen. Sein Herz hatte gepocht im Überschwang von Entschlossenheit und Glauben.
Nun verneigte sich ein Siegreicher vor ihm, fast so tief, dass seine Faust den Boden berührte, während sich der Rücken im Rhythmus seines keuchenden Atems hob und senkte. Yeshol brauchte nicht zu fragen.
»Draußen vor dem Tempel wüten zwei Drachen und stecken alles in Brand. Es war ein Überraschungsangriff, wir waren machtlos dagegen.«
»Wie viele Männer sind es?« Anders als die Stimme des Assassinen verriet die von Yeshol keinerlei Angst.
»Das ist schwer zu sagen. Bisher haben wir noch niemanden zu Gesicht bekommen.«
»Du Narr! Die zwei Drachen sind doch nicht allein hierher geflogen!« Der Siegreiche blickte ihn mit verlorener Miene an. »Exzellenz, es ist noch etwas anderes in unser Haus eingedrungen, das für Opfer unter unseren Getreuen sorgt. Wir konnten noch nichts dagegen ausrichten. Es handelt sich um ein grausiges Ungeheuer, wie es die Welt noch nicht gesehen hat.«
Eine Schweißperle lief Yeshols Schläfe hinab. »Haltet sie auf!«
»Ja, Herr, aber wir sind nicht ...«
Ein erneuter Knall, und dann ein tiefes Brüllen. Das Herz des Höchsten Wächters begann schneller zu schlagen, und plötzlich hörte er wieder Dohors Worte, die sich in sein Gehirn einfraßen.
>Bei Ido wird mit Sicherheit auch eure Verräterin sein.<
Jetzt wurde ihm klar, dass er etwas vernachlässigt, dass er das Undenkbare nicht gedacht hatte. Diese verängstigte Verlorene, die vor ihm im Staub gekniet hatte, um ihr nacktes Leben zu retten, war plötzlich so mutig, zurückzukehren und den entsetzlichsten aller Tode auf sich zu nehmen. Und das nur, um ihn zu vernichten. Er schluckte. Die Bestie war ein Geschöpf Thenaars, eine von ihrem Gott auserwählte Tochter, wie war es möglich, dass sie sich gegen ihn erhob? »Gib den Männern Befehl, alle Treppen zu besetzen. Die Bestie darf nicht zu den Blutbecken gelangen, bevor der Ritus vollendet ist. Und lass den Jungen holen und die beiden Gefangenen und bringt sie her zu mir. Mach schon!«
Zurück in seinem Studierzimmer, stützte er sich mit den Händen auf dem Schreibtisch ab und blickte auf die Thenaar-Statue vor sich. Er hatte einen Fehler gemacht. Und jetzt musste er eine Lösung finden, ohne in Panik zu geraten. Er betrachtete das steinerne Lächeln und diese Augen, die gleichzeitig jung und ernst waren, männlich, und er wusste, was zu tun war.
Sie werden uns nicht aufhalten. Auch wenn ich ganz allein handeln müsste, werde ich nicht zulassen, dass dein Volk um den Jubel ob deiner Wiederkehr gebracht wird. Das gelobe ich. Er hatte nichts zu fürchten. Thenaar war mit ihm.
Weiß. Und das Gefühl, keinen Körper mehr zu besitzen. Weder Hände noch Mund. Auch keine Lunge.
Der Tod war anders, als Dubhe ihn sich vorgestellt hatte. Es war fast angenehm, dieses langsame Aufgehen in der Vollkommenheit eines Ganzen, in dem alle Unterschiede aufgehoben waren.
Schrittweise trat der Schmerz in ihr Bewusstsein. Zunächst waren
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