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Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen

Titel: Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Wände erhellte. Von der Kugel, in der ein Gesicht mit undeutlichen Umrissen umherschwebte, stieg eine feine Rauchsäule auf, die einem Mann entgegentrieb, der mit ausgebreiteten Armen am Boden kniete. Sein zur Decke gerichtetes Gesicht zeigte einen Ausdruck tiefer Frömmigkeit. Yeshol. Irgendetwas war da im Gange, etwas Entsetzliches.
    Wir sind zu spät gekommen, dachte Lonerin.
    Doch dann sah er, wie sich Sennar mit einem Sprung auf den Mann warf und ihn am Boden festhielt. Der Rauch löste sich auf, und der alte Magier rief. »Jetzt, Lonerin!«
    Rasch holte Lonerin den Talisman hervor und nahm ihn ganz fest in die Hand. Dabei schloss er die Augen, blendete alle Geräusche aus und konzentrierte sich genau so, wie er es in den Übungsstunden mit Sennar gelernt hatte. Seine Stimme zerriss die Stille. Eine Litanei, laut und melodisch, erfüllte den Raum. Worte aus der Sprache der Elfen, die ihn von sich selbst losrissen und an einen fernen Ort entführten, in jenes Zwischenreich, wo er auf die Nemesis der Aufgetauchten Welt stoßen würde.
    Er zuerst, erinnerte ihn eine innere Stimme, und so unterbrach er den Lauf seiner Seele und sprach den Zauber. Er spürte, wie seine Hand mit dem Talisman darin glühend heiß wurde, und wusste, dass er da war. Der Mann, der die Aufgetauchte Welt in Angst und Schrecken versetzt und versucht hatte, alles Lebendige zu zerstören, war aus seinem unruhigen Todesschlaf gerissen worden und befand sich nun buchstäblich in seiner Hand. Aster.
    Und jetzt du, forderte ihn wiederum diese Stimme auf. Nur für ein einziges Wort war ihm noch die Kraft geblieben. Und er sprach es aus. Schon spürte er, wie ihn etwas aus sich selbst herauszog. Er verlor das Gefühl für den eigenen Körper und fand sich plötzlich in einem leeren Raum wieder, dem Nichts, das einzig und allein vom Bewusstsein belebt war. Um ihn herum nur Ruhe und grelles Licht. Bin ich im Talisman?, fragte er sich. Oder war er tot? Sennar hatte angedeutet, dass es auch diese Möglichkeit geben würde, vielleicht war er der Gewalt des Ritus nicht gewachsen gewesen.
    Nein, nicht bevor ich das vollendet habe, was ich tun muss\ 
    Er betrachtete den Raum um sich herum. Absolut nichts gab es da, und er verspürte weder Hitze noch Kälte. Nur eine nicht klar umrissene Gesamtheit.
    Und nun? 
    Er wusste es nicht. Vielleicht musste er nach Aster suchen. Wenn er tatsächlich dessen Geist zurückgerufen hatte, musste er auch da sein. Aber das war er nicht. Eine dumpfe Angst beschlich ihn. So zu sterben war sinnlos. Aber wo lag der Fehler? Was hatte er falsch gemacht?
    Dann endlich merkte er, dass sich etwas abzeichnete in dem grellen Nichts, das ihn umgab. Eine undeutliche, verschwommene Gestalt, die er mehr erahnte als tatsächlich sah.
    »Das hast du gut gemacht.«
    Eine Stimme ohne Konsistenz, die von nirgends kam, eine kindliche Stimme, die Lonerin unmittelbar in seinem Kopf hörte.
    »Keine Kleinigkeit, was dir da gelungen ist«, sprach die Stimme weiter. Ihr Tonfall war resigniert, schmerzerfüllt. »Wer bist du?«
    Lonerin wusste, dass er kein Wort gesagt hatte, und doch hatte er gesprochen. »Wie? Du hast mich gerufen und weißt nicht, wer ich bin?«
    Lonerin jubelte innerlich. Und jetzt sah er ihn auch. Er tauchte aus dem Nichts auf, aus dem grellen Licht, und kam mit langsamen, bedächtigen Schritten auf ihn zu. Lonerin starrte ihn an, und der Gedanke, dass dies vielleicht tatsächlich der Heilsbringer sein könnte, verschlug ihm den Atem. Ja, einen Moment lang glaubte er, dass die Gilde Recht hatte und die Verlorenen vierzig Jahre lang das Andenken eines Helden geschmäht hatten. Das konnte nur ein Gott sein, das Wesen, das ihm da entgegentrat, ein leidender, unverstandener Gott, abgewiesen selbst von seinen eigenen Getreuen.
    Er sah aus wie ein zwölfjähriger Knabe und trug ein langes schwarzes Gewand mit einem hohen Kragen. Sein Antlitz war von betörender Schönheit. Mit betrübter Miene sah er Lonerin aus seinen strahlend grünen Augen an. Es war ein Grün, das es auf der Welt nicht gab. Es war das Grün an sich, in das Lonerin blickte, die Essenz dieser Farbe, so wie die Götter sie erdacht hatten bei der Erschaffung der Aufgetauchten Welt. Dunkelblau rahmten die lockigen, schulterlangen Haare sein Gesicht ein, während die leicht spitz zulaufenden Ohren Lonerin darin erinnerten, welchem Volk er entstammte.
    Der junge Magier war sprachlos. Das war er also, der Tyrann. Der Retter oder der Zerstörer. Unmöglich zu sagen, was

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