Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
dass niemand sie beachtete. Eingedenk dessen, was er Dubhe versprochen hatte, stürmte er hinab zu den Kerkern und machte dabei jeden nieder, der sich ihm in den Weg stellte. Jegliche Angst war verflogen, jegliches Zaudern fehl am Platz. Es war sein letzter Kampf, und diese Abgeklärtheit in der Schlacht, die ihn immer ausgezeichnet hatte, war zurückgekehrt. Er war noch einmal der Krieger, wie man ihn kannte. Zum letzten Mal, sagte er sich mit einem wilden Lächeln.
»Hab keine Angst, es wird schon alles gut.«
Learco kam seine eigene Stimme nur wie ein Raunen vor. Der Junge, der neben ihm saß, weinte in einem fort. Er hatte ihn sogleich erkannt, als man ihn vor fast einer Woche zu Theana und ihm in die Zelle sperrte. Es war der Junge, den Ido dabeihatte, als sie sich zum letzten Mal im Zweikampf maßen, der Halbelf, den die Gilde so dringend gesucht hatte.
»Es war mein eigener Entschluss, ich bin freiwillig zur Gilde gegangen. Ich bin an allem schuld ...«
Das waren die Worte, die er schluchzend wiederholte. Learco konnte es irgendwann nicht mehr hören. Er begann die Geduld zu verlieren, und dieses aufgeregte Hin und Her vor der Zellentür ließ auch nichts Gutes ahnen. Theana hingegen hüllte sich in Schweigen und starrte ins Leere. Sie war voller Angst, bemühte sich aber, sich nicht davon beherrschen zu lassen. Das war nicht leicht nach allem, was sie durchgemacht hatten. Bei der Gilde angekommen, hatte man ihnen die Augen verbunden und sie durch die stinkenden Gänge des Baus in die Zelle geführt, wo man sie in schwere, an der Wand befestigte Ketten legte. Seit diesem Zeitpunkt hatten sie niemanden mehr zu Gesicht bekommen. Einmal am Tag öffnete sich eine schmale Luke in der stählernen Tür, durch die jemand einen Teller zu ihnen hineinstellte, von dem sie zu dritt aßen, sowie einen Krug Wasser, der den ganzen Tag reichen musste. Learco machte sich nichts vor. Jeden Moment konnten sie kommen und sie hinausführen, um den Wahn, den der entsetzlichste Verbündete seines Vaters ausgebrütet hatte, in die Tat umzusetzen.
Learco hatte versucht, sich zu befreien, doch die Ketten waren viel zu stark. Und auch Theana konnte ihm nicht helfen, weil die Pflöcke, an denen die Ketten hingen, eigens so beschaffen waren, dass ihre magischen Kräfte blockiert wurden. Dann plötzlich begannen auch hier, tief im Innern dieses ruchlosen Ortes, die Wände zu beben, und ein wahnsinniges Brüllen zerriss die Stille in der Zelle. Mit vor Angst geweiteten Augen hob San den Kopf, und Theana blickte sich erschrocken um.
Learco versuchte, sich die Geräusche zu erklären, sich einen Reim zu machen auf die Stille, die diesem Brüllen gefolgt war. Dann Schritte vor der Tür, aufgeregte Stimmen. Und dann wieder das Brüllen.
»Ein Angriff«, sagte er leise, etwas bang.
»Sie kommen uns befreien. Ido ist da!«, rief San.
Learco wusste nicht, was er davon halten sollte. Ein Teil seiner selbst erwog vorsichtig die Möglichkeit eines Angriffs vonseiten des Rats der Wasser. Aber war das so früh schon möglich? Was mochte der Aufruhr bedeuten? Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, und das eindringende Licht blendete die drei Gefangenen. Sehen konnten sie niemanden, aber sie hörten eine Stimme. »Aufstehen, los!«
Jemand packte San am Gürtel. Gleichzeitig spürte Learco, wie sich seine Kette spannte, Hände ihn ergriffen und hochrissen.
»Halt still, verflucht«, schrie der Mann, der den Jungen festhielt. Dann das Klatschen einer Ohrfeige, der dumpfe Schlag eines leichten Körpers, der zu Boden ging. Learco begriff, dass der Moment gekommen war. Eine weitere Gelegenheit würde sich ihm nicht bieten. Die Zellentür stand offen, und er musste sich die Verwirrung zunutze machen.
Mit einem heftigen Stoß machte er sich frei und stürzte sich dann auf den Assassinen, der San geschlagen hatte, schlang ihm die Kette um den Hals und zog. Der Mann röchelte in seinem eisernen Griff.
»Lass ihn los, oder ich töte das Mädchen!« Der andere Assassine hatte rasch einen langen Dolch gezückt, den er Theana an die Kehle hielt. Die ersten Blutstropfen funkelten bereits auf der Klinge. Entsetzt blickte Learco auf den Assassinen und sein Opfer, während der Mann, den er gepackt hatte, wie ein wildes Tier austrat. Er saß in der Falle.
»Loslassen, hab ich gesagt«, herrschte der Assassine ihn an, wobei er den Dolch noch fester an Theanas Hals presste. Das Mädchen stöhnte auf, doch genau in diesem Moment bohrte sich eine schwarze Klinge
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