Die Schattenkämpfer 3 - Der Fluch der Assassinen
Tod.«
Lonerin fühlte sich vernichtet, zerrissen von dem Bild seiner Mutter im Leben und wie er sie in dem Massengrab gesehen hatte.
»Du musst nicht mehr leiden«, sprach Aster weiter. »Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Sie hat ihren Frieden gefunden, als sie starb.«
»Hör auf! Kein Wort mehr über sie! Wage es nicht noch einmal, ihr Andenken zu missbrauchen, um mich ins Wanken zu bringen!«, schrie der Magier. Aster blieb gelassen. »Das tue ich ja gar nicht. Ich will dir nur etwas klarmachen: Die Lebenden kennen nur die Gefühle der Lebenden, die Toten aber kennen den Tod.«
»Schluss!« Doch Aster fuhr ungerührt fort. »Es gab eine Zeit, da bewegte mich nur ein einziger Wunsch, und dieses Ziel war das Einzige, was mich am Leben hielt.« Lonerin konnte nicht anders, als ihm zuzuhören. Dabei hatte er bis zum Erbrechen darüber gelesen. Schon als er noch ein Junge war, hatte Folwar ihn immer wieder gewarnt und ihm Aster als abschreckendes Beispiel hingestellt. >Lass dich nicht von den Verbotenen Formeln in ihren Bann ziehen. Studiere sie, aber lass nicht zu, dass sie dich beherrschen, sonst ergeht es dir wie dem Tyrannen. Auch übersteigerte Liebe kann tragische Folgen haben. < Von diesem Tage an war der Tyrann eine mehrdeutige Gestalt für ihn, die ihn gleichzeitig faszinierte und abstieß, neugierig machte und mit Grauen erfüllte. »Der Zweck rechtfertigte alles«, fuhr Aster fort, während er seinen klaren, stechenden Blick auf Lonerin ruhen ließ. »Nichts konnte die Glut dieses blutigen Traumes löschen. Er war alles für mich. >Welch ein grandioser Plan<, sagte ich mir selbst immer wieder, bis zum Wahnsinn, in der Einsamkeit meines Palastes. Ich war allein, und eben darin lag auch die Großartigkeit meines Projektes. Nur Yeshol wusste, was ich vorhatte. Dieses Gesicht meiner selbst hatte ich ihm zu zeigen beschlossen, war es doch das Einzige, dem er zu gehorchen willens war. So war er eingeweiht, aber dennoch nicht in der Lage, es zu verstehen. Nur mir war es gegeben, die Herrlichkeit dieses Planes, der meinem Traum zugrunde lag, ganz zu erkennen.«
Lonerin versuchte, sich der einschmeichelnden Melodie seiner Stimme zu entziehen. »Das alles war nichts als der reine Wahnsinn«, erklärte er. »Ach wirklich?«, erwiderte Aster. »Und was ist mit dir? Ich kenne die Magie, die du anwendest, und du wirst daran sterben. Ist dir das nicht bewusst?« Eine eigenartige Kälte erfasste Lonerin. Er hatte Angst, bemühte sich aber, wieder aufzutauchen aus dem Schacht der Furcht, in den ihn diese Worte stürzen wollten. »Das ist ohne Bedeutung. Wichtig ist nur, dass ich meine Mission erfolgreich beende.« Aster lächelte. »Und das soll kein Wahnsinn sein?«
»Ich opfere mich selbst. Mehr nicht.«
»Und wirst damit wenig retten. Ich hätte eine ganze Welt geopfert und damit alle gerettet.«
Diese Rechtfertigungen kennst du, diese Worte hast du schon oft gehört. Denk an die Geschichte der Drachenkämpferin, denk an Nihal und wanke nicht, sprach Lonerin diese innere Stimme Mut zu.
Aster gab ihm jedoch nicht die Zeit, etwas zu erwidern. »Von diesem großartigen Traum aber ist nunmehr nur noch Asche übrig. Schade, aber wie immer ziehen es die Götter vor, sich in Schweigen zu hüllen und uns von oben herab zuzuschauen.«
Plötzlich spürte Lonerin, wie ihn Müdigkeit überfiel. Obwohl er seinen Körper nicht spürte, fühlte er sich erschöpft und losgelöst. Es war, wie den Anker zu lichten und in See zu stechen, langsam zu entschwinden mit der Wolke, die ihn einhüllte. Er versuchte, den Blick von Aster abzuwenden, auf seine gefühllosen Hände zu schauen. Deren Haut war blass geworden, fast durchscheinend. »Ich bin es müde, müde der Aufgetauchten Welt und müde meiner selbst. Als mich Nihals Schwert traf, wurden mir schlagartig viele Dinge deutlich. Mein Traum war bereits gestorben, bevor er Gestalt angenommen hatte, und in diesem Moment war ich froh, dass mich jemand aufhielt.«
Verblüfft betrachtete Lonerin dieses lichtüberflutete Gesicht. Eine entwaffnende Aufrichtigkeit lag in seinem Blick. Das war kein Trick, kein Versuch, den Gegner zu täuschen: nur die Wahrheit. Und die Müdigkeit, von der Aster gesprochen hatte, nahm Lonerin selbst mit jeder Faser seines eigenen Körpers wahr. »Yeshol hat mich mit Gewalt dem Frieden einer Welt ohne Licht und ohne Finsternis entrissen. Er hat mich gezwungen, noch einmal eine Rolle zu spielen, die ich vor vielen Jahren bereits aufgegeben hatte. Kannst du
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