Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
ließ.
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Verschüttete Erinnerungen
Früh am Morgen wachte Ido auf. San lag im Bett neben ihm und schlief ruhig u nd fried l ich.
Der Gnom füh l te sich recht gut bei Krä f ten. D ie Behandlung durch den Jungen hatte wahre Wunder gewirkt, und die U n ve r wüstlichkeit s e iner Rasse hat t e ein Übri g es g etan. Noch e in paar Ta g e, u nd s ie w ü rden sich w ieder a u f den Weg machen könn e n. Nun jedoch hatte er e r st ei n mal Lust, einen Spaziergang zu m achen im ei ns ti g en Hort des Wide rs tands - allein.
Dieses Bedürfnis verspürte er schon, seit sie hier unten bei den Kanälen w aren. Die Erinnerungen ließen ihn nicht los, und so hielt er e s für eine gute Ide e , s i ch noch einmal di e Orte anz u sc h a u en, wo so vi el ge s chehen war, wo er gekämpft und gelitten, getrauert und gejubelt h a tte. Er zählte hundert Jahre und empfand es a l s schwere Last, ü brig g eblieben zu sein u nd alles u nd alle ü berlebt z u haben. Er war mü de -d iese L a st dr ück te ihn niede r . Mittlerwe i le em pfand er den Tod nicht mehr als Feind, sondern mehr als guten Freund. Und doch gab es noch viel zu tun, und er hatte nicht die Abs i cht, sich einfach davonzumachen und ir g endetwas u nerledi g t z u r ü c k z u lassen.
Zunächst gelangte er zu ihrem damaligen Zuhause, einer aus dem Fels herausgeschlagenen Nische. A n einer S e ite s t and das Be t t, d as er vie l e Jah r e mit Soana g eteilt h atte. E t was we i ter n u r lag die Hall e , in der er seine Leute ver s ammelt, ihnen Befehle erteilt und gemein s am mit ihnen die nächsten Aktionen aus dem Untergrund entwickelt hatt e . Dann d i e Waffenkammer mit den bereits halb verrosteten S c h wertern, den P i ken, den verst r eut herumliegenden Rüstung e n.
All e s war sti l l u nd verlas s en. Dennoch erinnerte s i ch Id o gu t an d ie G e s ic h ter seiner Kamer a den und auch, wie sie g e storben waren. Wie viele Bestattungen hatte er erleb t , wie v ielen Ste r benden im T od eskampf beigestanden, wie v i e le von Schwerte r n verstümmelte Leichen gesehen.
Seine Schritte führten ihn in die große Are n a. Es han d elte s i c h u m eine Ha ll e m it einem leeren S ammelbecken, die sie so e i ngerichtet hatten, dass sich das D ach mittels einer V orrichtung öff n en ließ, d ie v on drei Leuten b e dient werden musste. Draußen waren nur Berge, eine a b gelegene Ste l le al so, sod a ss ni e mand auf die Öffnung aufmerksam wurde.
Er trat e in und tat ein paar tie f e Atemz ü ge. Wieder hatte e r den G eruch i n der Nase, den Ves a s immenser Le i b ve rs trömt hatte, den er dort unten in den langen Feuerpausen z wischen den Einsätzen gehal t en hatte. Und er erinnerte sich noch, wie d a s T ier v o r Aufregung bebte, wenn er dann aufsaß und ihm ins Ohr flüsterte, dass es nun in den Kampf ging. U nd von dort w ar Vesa a u ch zu m letzten Mal ü b erhaupt aufge f logen an j e nem Tag, als die Widerstandsbewegu n g aus den Kanälen vertrieben wu rde.
Das Geräusch seiner eigenen Schritte hallt ihm in den Ohren. Ido hat allen befohlen, die Flucht zu ergreifen, doch Dohors Soldaten sind ihnen immer noch auf den Fersen, durchsuchen alle Kanäle. Er gelangt zur Arena, abgehetzt, erschöpft, die Wunde am Arm pocht mächtig. Er bleibt stehen. Vor sich sieht er einen Haufen verbrannter Männer übereinanderliegen und zwischen ihnen Vesa, seinen Drachen, der mit stolzer Miene auf ihn wartet.
Kaum hat Vesa ihn erblickt, stößt der Drache ein lautes Brüllen aus, und Ido lächelt ihn erleichtert an. Sein Schlachtross hat es geschafft, wieder werden sie gemeinsam in den Kampf ziehen.
Ido rennt ihm entgegen, sie müssen eilig fliehen, es bleibt keine Zeit. Als er bei ihm ist, sieht er, dass sein Drache verwundet ist. Einige Lanzenspitzen haben sich in seinen geschuppten Leib und den rechten Flügel gebohrt, doch es ist eine tiefe Wunde an einer Tatze, die ihm die meisten Sorgen bereitet.
»Ach Vesa, was habe sie dir angetan ...?«
Der Drache senkt sein Maul bis zu ihm herab, schnaubt leise.
Ido streichelt ihn sanft. »Du wirst sehen, ich werde dich vom besten Magier der Welt behandeln lassen. Aber jetzt müssen wir erst mal hier fort. Wir fliehen in die Mark der Wälder, und später werden wir es diesen Hunden heimzahlen.«
Er eilt zu der Stelle, wo sich die Schubvorrichtungen befinden, drei Nischen unter der verschiebbaren Felswand. Eigentlich werden drei Männer gebraucht, um den Mechanismus in Gang zu setzen, aber vielleicht
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