Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
sc hein ungs bild als eine An s ammlung grauer Bac k steinba u t e n, zw i schen denen immer noch die stink e nde Luft der Sümpfe zu riechen war, d i e d i e St ad t einst umgeben hatten.
Es war schon Abend, als der Gnom dort eintraf. Bereits zwei Wochen war er unterwegs, und er wurde allmählich unruhig. Bis jetzt hatte er noch nichts erreicht.
Die Schenke, die er geradewegs ansteuerte, lag im Zentrum Seferdis, am hässlichsten Platz der Stadt, der nicht mehr war als ein mit weißen Platten gepflastertes Rechteck u nd ei ner Dohor-Stat u e in der Mitt e , a u f der der Schriftzug »Dem Befreier des Landes d e r T a ge« zu lesen war. Mehr als ei nmal war die s e St a t u e g e k öpft wor d en, in jener Ze i t, a l s der Au fst and im Land d es Feuers auch außerhalb der Grenzen mit L e i d enschaft verf olg t w u rde, u nd so hatte man den steine r nen Do h or irgen d wann mit einem Eisengitter um gü r t et, das mit zahlre i chen Spitzen v ersehenen w a r. Seitdem war die Statue nicht mehr angerührt worden. Ido wusste jedoch, dass die Rebellen nicht durch dieses Gitter vom Protest a b gehalten wurden, son d ern d u rch die erbarmungslose Unte rd rü ckung, mit der Virka das Land überzog.
Die Schenke war die bekannteste in ganz Se f erdi: Pra k ti sc h jeder F re m de, der in der St a dt kam, landete dort. Wenn es Tar i k hierhergezog e n hatte, hatte Ido allen Anlass zu ver muten, d a s s er d ort abgestiegen war. Zum Glück war der Wirt ein alter Freund des G nomen.
Er hieß Nehva. Während des Widerstan d s i m Land d es F e u ers hatten s i e sich kennengelernt und zusamm e n viel e r lebt, bis Nehva dann bei einer Untergrundak t ion gefasst w or den war. Da er in den R e ihen der Rebe l len e i ne Kommandostelle innehatte, t ö tete man ihn nicht sogleich. Forra, der Schwager Dohors und L e iter der Eins ä t z e im La n d d es F euers, ließ es sich n i cht ne h men, ihn eigenhändig zu foltern, um Nam e n und Pläne aus ihm herauszupressen. Nehva hielt sich tapfer, biss die Zähne z u sammen, u nterdrüc k te s e ine Sc hreie und gab nichts preis. Doch a ls Ido und s e ine Leute ihn en d l ic h befreien ko n nten, war er nicht m ehr wiederzuerkennen. Unter anderem hatte er seinen r e chten Arm verloren.
So hatte Nehva den Kampf a u fgegeben. Dass aber nicht n u r, weil s e ine körperliche Verfassung eine Fortsetzung u n möglich machte, sondern auch, weil etwas in ihm zerbrochen war. Bald inter e ss ie rte er s ich n u r noch f ü r seine ne u e Schenke, der er sich mit Leib und Seele widmete.
An di e sem A b end war d ie Wi rtsstube v o ller Gäste, das Bier floss in Strömen, und die L u ft war m it E ssens g er üc hen g esätti g t. Id o l ief das Wa s ser im M u nd zusammen.
Er nahm Platz, bestellte, aß mit großem Appetit u nd sprach ordentlich dem guten Bier zu. So blieb er sitzen, in Erinnerungen versunken, bis die letzten Gäste gingen. Es war in einer anderen Schenke gewesen, f a st vierz i g Jahre zuvor.
Das Lokal ist voll. Man trinkt. Um sie herum kündet Lärm vom Frieden, aufgekratzte Stimmen, fröhliches Gelächter . . .
Sie schweigt, fährt den Rand des Glases mit dem Finger nach. Er wendet den Blick von ihrer Gestalt dem Bierkrug vor sich zu. Ihr Schweigen ist sehr beredt.
Erst nach einer Weile hebt sie die vom Alkohol glänzenden Augen. »Jetzt sind wir zwei richtige Veteranen, nicht wahr?« Er lächelt.
Eigentlich war er seihst immer schon eine Art Veteran. Er hat alles überstanden, den Verrat seiner Familie, die Feldzüge des Tyrannen und nun auch die siegreiche Große Winterschlacht. Alles hat er erlebt und überlebt, es gibt nichts mehr, was er nicht schon gesehen hätte, und nun ist der Friede da, das Einzige, von dem er wenig weiß.
»Ich hätte nicht geglaubt, dass es so sein würde. All die Jahre habe ich auf den Frieden gewartet, und nun, da wir ihn erreicht haben, kommt es mir so vor, als wenn ich ihn gar nicht richtig genießen könnte.«.
»So ist das wohl, wenn ein Krieg zu Ende geht . Das ist die Strafe der Veteranen. Man gewöhnt sich so an den Krieg, dass man sich irgendwann gar nicht mehr vorstellen kann, ohne den Geruch des Schlachtfelds zu leben, ohne die Anspannung des Kampfes.«
Soana nimmt einen großen Schluck, vielleicht um sich Mut zu machen, und sagt dann.
»Ich fühle mich richtig allein. So habe ich das noch nie erlebt. Gewiss war ich auch schon früher allein, habe mich einsam gefühlt, nach Fens Tod besonders, aber noch nie so sehr wie
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