Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
l eiben.
»Setz dich hinter mich, und nimm die Zügel in die Hand.«
Der Junge verstand nic h t, s t i e g aber auf.
»Folge dem roten Stern dort am Horizon t , d o rt ist We s ten, d ort lie g t das L a nd des F e u er s . W e nn es he l l wir d , wir s t du den Thal, einen großen Vulkan, erblicken ... Rei t e i mm er weiter a u f ihn zu u nd lass d i c h nicht d a von abbrin g en.« San brach in Tränen aus und schluchzte: »I ch kann das n i cht all e in . ..«
»Du mu sst, S a n, es g eht nicht anders. Reite l os«, forderte I d o ihn m it sch w acher Stimme auf.
Das Pfe r d r ü hrte s ich n i c h t. S a n war wie gel ä hmt.
»Du schaffst d as! W a s soll so schwer daran s ein, e inem r o ten Stern zu fol g en? Mor g en wec k st du m ich a uf , u nd dann neh m e ich d i e Z üg el in die Han d . A ber jetzt muss ich schlafen, San, w ieder zu Kräften kommen, sonst schaffen wir es nicht . «
Der Junge blickte ihn einen Moment schw e igend an und n ickte dann. Ein Tritt m it dem Fu ß in die S e ite des P ferdes, u nd s ie setzten sich endl ic h in Bewe gu n g . San weinte immer noch, hielt sich aber g u t. Er war wirkl i ch ein tapferer Ju nge, u nd bevor er d as Bew uss ts e in verlor, l ä chelte Id o .
Die Sonne brannte ihm ins Gesicht und riss ihn aus dem Schlaf. Um ihn herum war nur Licht, g rell, unerträ g lich .. .
Vielleicht ist dies das Jenseits, von dem die Priester erzählen, und gleich kommt Soana mich abholen . . .
Ein heftiger Schmerz in der Brust machte i h m k lar, d a ss er doch n i cht tot war, während sein Bl i ck lan g sam schärfer wurde.
Mit zum Schlitz verengten Auge erkannte er eine Landschaft, die ihm wohlvertraut war: der rauc h ende Thal geradeaus vor ihm, und ringsum h er die Feuerwü s te s einer Hei m at. Er bli c kte sic h um. San lag vornüber ge su nken mit dem Kopf a u f Id os R ü c k en, s e in Wa m s ve rd rec k t u nd a u f g erissen, eine W a n g e blau g eschwol l en. An der H üf te spürte I do e i ne sel t same W ärme. Eine H a nd d e s Jungen lag auf seiner W u nde, und ihm war, als sei sie von einem vagen Licht s chein u mgeben.
» G uten Morgen .. .«, murmelte er. Wie von der Tarantel gestochen, fuhr San hoch.
» I ch hab nichts Böses getan, ich schwöre es!« Ido verstand n i cht. »I st d o ch a lles in Ordnung, ich habe nur Guten Morgen gesagt.« San schaute ihn verwirrt an.
»Eigentlich ist es guter Brauch, den Gruß zu erwidern.«
» G uten ... g uten Morgen«, stammelte San verunsichert.
Ido war immer noch zu benommen, und sich Gedanken zu machen über die Geheimnisse, die den Jungen zu umgeben schienen. » G l ü c k w u nsch«, sa g te er nur, »du hast es geschafft . «
San errötete leicht.
Der G nom betastete seinen V e rband. Er war t roc k en, d a s B l u t war g est i ll t , nu r ein erneuter Stich i m Brustkorb erinnerte ihn an die wahrscheinlich gebroche n e Rippe. Doch er musste sich zusammenrei ß en und jetzt s e lbst die Zügel in d i e Hand nehmen.
San stieg ab und setzte sich vor ihn.
Er war recht g r oß für sein Alter, und sein Haar wies nur ei n en leichten bläulichen S c himmer auf. Seine Augen jedo c h, obwohl von Müdigkeit und Tränen geschwollen, waren genau die seines Vat e r s . A u ch wie die von Niha l . M it Best ü rzung wurde Ido klar, da s s S a n di e s g a r nicht wissen konnte. S e ine Großmutter hatte er nie kennengelernt.
Eine W e ile ritt e n sie schw e i g end u nter der s t echenden Son n e d e s La n des d es Feuers dahin. Die dr e i Jahre, die er nicht mehr hier gewesen war, kamen Ido nun wie Jahrhu n derte vor. Obwohl er nur eine kurze Zeitspanne seines Lebens im Land des Feuers verbrac h t h a tte, war di e s s e in eigentliches Vaterland, d a s g elobte Lan d , fü r das er g ebl u tet hatte u nd d as er doch n ic h t hatte sch ü tzen können. Es ba r g so viele schmerzliche E r innerung e n für ihn, dass er San dan k bar war, als dieser jetzt mit e iner F r age das lan g e Schweigen durchbrach.
»Wohin reiten wir eigentlich?«
»Kennst du die Gegend?«
Der Junge schüttelte den Kop f . » N ein, ich bin nie aus dem Land des Windes hina usg e k ommen. Mein Va t er will . ..« E r schrocken schwieg er einen Moment und verbesser t e s i ch dann. » Mein Vater w o llte immer zu Hause bl e iben.«
»Wir sind im Land des Feuers . «
Ob er überrascht war? Ido wusste es nicht, denn er konnte sein Gesicht nicht sehen.
»Wir reiten zu einem Versteck, wo uns keiner findet. Dort versuche
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