Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
sah sie, wie klar es war, dahinter aber verlor es sich in der Finsternis, einer Fi ns ternis, der e n Undurchdringlichkeit Dubhe jetzt faszinierte.
Gera d e s o wie einige Tage z u vor an d em Bac h, zu d em Fil l a s ie geführt hatte, um ihre Wunden zu säubern, kniete sie ni ed er und tauchte d en Kopf unter. Als sie die Augen wi e der öf f nete, sah sie nur i h re i m mer noch kur z en Haare, die sich vor ihrer Stirn hin und her wiegten. Die Finsternis unter ihr rief sie.
Und so l ieß sie sich einfach f al len. Sanft glitt ihr Körper ins Wasser, löste nu r ein paar kleine W e llen aus und s a nk immer tiefer der Finstern i s entgegen. Sie ruderte mit d e n Be i nen, um noch tie f er zu gelangen, und hielt dann inne. Das Wasser war so entsetzl ic h k al t , d a ss ihr Kör p er erstarrte. Dubhe störte es n i cht, sie f ü hlte s ich i m Ein k lang m it s i ch s elbs t , un d i mm er einl ad ender k am ihr die Dunkelheit vor: Gle i chzeitig wusste sie, d a ss d ieser Gedanke ausreichte, um die Best i e zu w e cken. Fast u nbe z ähmbar war der Drang, Arme u nd Beine zu bewe g en, u m nicht u nterz ug ehen, das A u fb äum en der Bes ti e, die verhind e rn wollte, d a ss ihr Körper lan g s a m dem Tod en tg egensank. Mit letzter Willensanstren gun g ste mm te sie s i ch da g e g en. I mm er tiefer sank s i e, das G ew i cht der Waffen, die sie mit sich führte, und ihrer Kleider zog sie hinab. Da spürte sie eine Umarm u ng, warm u nd siche r , u nd hatte ni c ht den M u t, s i c h zu strä u ben u nd sich ihr zu ent z iehen. Sta t td es sen gab sie sich dieser Umar mu ng hin, die i h r einige Augenbli c ke lang unglaubli c h ve r traut vorkam.
Es ist der Meister, der mich empfängt, d a chte si e .
Doch nun sank sie nicht mehr, sondern stieg langsam wieder auf, spürte, dass der Druck auf den Ohren abnahm und das Wasser w ieder wärmer wurd e . Immer höher gelangte sie, und dann war sie dra u ßen. Ein tiefer A t emzug, und s o gleich füllte d ie Luft i hre Lunge n . Es schmerzte, w a r aber a u ch ein schönes G ef ü h l .
Dann merkte sie, dass sie ans Ufer gezogen wurde, und h ö rte gleichz e itig eine Stimme, die sie ganz unerwartet ansprach.
»All e s in Ord nu ng?«
Es war ein v ertrauter Klang, e ine besorgte St i mme, die s i e k annte, und sie zu hören, ließ ihr Herz a u ssetze n . A ls s i e d ie A ug en öffnete, s a h si e , dass s ie s ich nicht getäuscht hatte.
14
Begegnungen
So bleibt doch stehen, Herrin!«
Rekla a c htete n i c ht auf Fillas Rufen und lief weiter unger ü hrt mit gebeugtem R ü c k en, m anch m al u nsicher e m Schritt, vor ihm her durch d i e Schlucht. Zweimal war sie berei t s g est ü rzt, s e it s i e zwi s chen den hohen F elsw ä nden u nterwegs waren, und be i m zweiten Mal hatte sie s i ch d ie Unter l ippe a ufgerissen.
»Herrin!«
Filla ergriff ihr Handgelenk und hielt sie fest. Dabei spürte er ihre zerbrechlichen Knochen, ihre runzelige Haut, und eine unendliche Traurigkeit überkam ihn.
»Fass mich nicht an!«, keifte sie und versuchte, sich loszumachen.
Reklas Aussehen entsprach nun dem einer über siebzigjährigen Frau, ihrem wahren Lebensalter. Von unten herauf schien das A l ter s ie z u ü berfallen zu haben, und es hatte etwas Groteskes und g leichzei t ig Tra g ische s , w ie ihr Kopf auf diesem zer f allenden Leib saß. Dabei war ihr Gesicht jetzt nur noch unmerklich jünger, die Falten kletterten bereits den Hals hi n auf und ließen ihn runzelig wie e i nen verschrumpelten Apfel a usschauen, w ä hrend ihre H a ut jeglichen Glanz verloren hat t e. Ihre Wangen waren eingefallen, ihr Blick t r üb, und ihre Haare waren bloß z u r Kopfhaut hin noch blond, an den Spitzen aber schon wei ß .
Mit Gewalt hi e lt Filla sie n u n fe s t, in d em er mit bei d en Händen ihre H üften umfasste. »Ihr m ü sst E u ch a u sr u hen, H errin, oder Ihr werdet keine Kraft mehr haben, wenn es zum Kampf ko m mt . «
Obwohl das Al ter Rekla so u mbarmherz i g ü berfallen hatte, fand Filla s ie immer noch faszinier e nd, u nd ihr Le i d m achte s i e nur noch begehrenswerter für ihn. Er war ihr Schüler gewesen, war an ihrer Seite groß geworden, ohne sie im Geringsten altern zu sehen, und aus d e r Be w underung, die er als Knabe f ü r sie hegte, war mit d er Zeit Verehrung g e wor d en. Mehr noch für sie a l s für Th e naar war er berei t , sein Leben hinzugeben.
»Niemals wird mir d i e Kraft fehlen, m e inem Gott zu di e nen«, erw i
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