Die Schattenkämpferin 02 - Das Siegel des Todes
Dubhe tr u g die R e ligion n u r das heimt ü ckische Antlitz Thena a rs, und di es em blutrünstigen G ott mochte si e s i ch n i cht b eu gen. Sie dachte an Lonerin, und wie schön es wäre, wenn sich s e ine Se e le in d e n D u nst verwandelt hätt e , der sie umg ab, so d ass er, u nd sei es a u ch n u r f ü r einen Augenblick, hätte bei ihr sein können. Und wieder tr a ten i hr Tränen in d i e A u gen.
Warum verlassen mich die Menschen, die ich liehe? Wo ist der Meister, wo ist Lonerin?
Zwei wei t ere n icht enden wo l lende Tage la n g s u chte s ie d e n Ein g ang zu den Schluchten. K r euz und quer wanderte s i e, unter s u c hte jed e n Einschnitt, jede Höhle. Sie war verzweifel t . Z u m ersten Mal i n ihrem Leben versuchte sie, e twas wir k lich W i chti g es, G ro ß es z u stande zu bri n gen, doch je m ehr Zeit ver g in g , d e sto k lar e r w u rde ihr, d a ss sie der A u f g abe wohl n i cht g ewachsen war.
Umso mehr jubelte sie, als sie schließlich doch zu einer hohen Felswand gelangte, die senkrecht von einem breiten Spalt durchzogen war. U n d das, obwohl sie nicht wusste, ob dies nun wi r klich der Eingang oder nur eine Sackgasse w ar.
Aber sie brauchte es einfach, daran zu glauben. Ohne lange zu überlegen und mit einem unpass e nden Lächeln a uf den Lippen, zwängte sie sich hinein.
Es war eine Schlucht, aber so gewaltig, wie Dubhe auch im Land der Felsen noch keine gesehen hatte. Die Wä n de zu bei d en Seiten waren mindestens hundert Ellen h o ch u nd ra g ten so dicht bei e inander au f, da s s zw e i P ersonen nicht n ebeneinander hindurchgepasst hätten. M a nc h mal m u sste si c h Dubhe seit l i c h hindurchschi e ben, andere M ale in düste r e Gänge zwäng e n, ohne zu wissen, ob sie j emals w ie d er das Tages l icht sehen würde. Nur an den breitesten Ste ll en - und bloß zur Mittagszeit - k onnte sie kurz die Sonne sehen. Den Rest des Tages über lag die Klamm in einem unwirklichen Dämmer l icht, in dem Dubhe kaum w u sste, wohin sie die Füß e se t zen so l lte.
Es dauerte ke i ne zwei Tag e , bis sie vo l lkommen die Or i entierung verloren hatte. Der Weg d u rch die Sc hl uc ht v erzwei g te s i ch i mm er wieder, u nd die Höhl e n, d i e sie durchquerte, verliefen niemals ger a de, sondern waren voller Einschnitte und Biegungen. An den e r sten Ve r zweigungen hatte s ie noch ve r weilt, u m s i ch zu orientieren und einzuprägen, wie es dort a u ssah. Aber das war schwierig. Am Boden n u r g li tsc hi g e St e ine u nd rin g s u m F el s . Und S t ill e .
Dennoch drang sie weiter vor, verdrängte die Erschöpfung, vor allem der Beine, die sie ba l d n i cht mehr tragen wollte n . Wo sie jetzt auf eine Verzweigung stieß, entschied s ie s i ch z u fälli g , ins t in k tiv für eine Richtun g , denn an etwai g e Hinweise auf Idos Karte eri n nerte sie sich nu n überh a upt nicht mehr. I rgendwann wurde der Fels, an dem sie en t l a ngstreifte, immer kälter und dunkler. Vielfach war er mit Moos be w achsen, ein Zeichen, dass im Winter wohl ein Wasserlauf d u rch die Schlucht sc ho ss. Z u dem war es u nnatürlich s t i l l, u nd der e inz ig e La u t neben ihrem schweren Atem entstand d u rch die St e ine, die i mm er wieder a u s der Wand brachen u nd in d i e Se nk e hinunterpolter t en.
Dann kam sie auf die Idee, sich mit bestimmten Kräutern, die sie Rekla abgenommen hatte, sowie einem Feuerei s en ganz einfache Fackeln zu basteln, um sich in den Höhlenabschnitten besser orientieren zu können. Dazu riss sie sich einen Stoffstreifen v o n ih r em Umhang ab, rollte ihn um einen ihrer Pfeile und zündete d as Ganze an. Dabei überkam sie je d es Ma l , w enn sie s i ch w i eder in eine Höhle z w ängte, das Gefühl, in den Bau der Gilde hinabzusteigen. Dann r ü hrte s i ch d ie Best i e in ihrem Innern, u nd f a st war ihr, a l s k önne sie Thenaars Hand in ihrem Nac k en sp ü ren.
An einem Tag geschah es, dass die Höhle, die sie gerade durchquerte, viel länger war, als sie erwartet hatte, s o dass sie ei nen vollen Tag unterirdi s ch weit e rziehen m u sste. An ei n er Verzwei gun g entschied s ie sich f ü r e inen G ang, der s i ch dann als Sack g asse e ntp u ppte. Und während s i e z urückhastete, fürchtete sie schon, den Hauptdurchgang nicht mehr zu f i nden, von dem sie abgebogen war. I n diesem Loch s a h aber a u ch a ll es so v erdammt gleich a u s .. . Die Ha u pthalle der Höhle aber w a r voller prächt ig er Kalkge b ilde.
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