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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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hoch und band ihr mit raschen, fließenden Bewegungen Handgelenke und Knöchel mit einem Seil zusammen.
    »Und jetzt schau genau hin. Dich brauchen wir lebendig, ihn nicht.«
    Dubhe erbebte. Wie sie selbst kniete Lonerin am Boden, er hatte eine Wunde an der rechten Hüfte davongetragen, und Reklas Kumpan thronte über ihm und verwehrte ihm jede Möglichkeit zur Flucht. Ihr Gefährte schien nicht zu leiden, und doch erkannte sie ihn kaum wieder. Wie verwandelt war er, in seinen Augen funkelte ein Hass, wie sie ihn noch nie bei ihm gesehen hatte.
    Sie versuchte, auf die Beine zu kommen, um ihm zu Hilfe zu eilen, aber es war unmöglich.
    Rekla war zu jeder Grausamkeit fähig, und ergötzte sich mit Vorliebe am Leid anderer. Das hatte Dubhe am eigenen Leib erlebt, und für Lonerin würde es das Ende bedeuten. Rekla hatte keinen Grund, ihn zu schonen. Nein, das durfte nicht sein, das durfte nicht geschehen, nicht mit ihm, ihrem Gefährten, dem einzigen Menschen, der sie bis zu diesem Zeitpunkt beschützt und umsorgt, ja sogar mehrmals sein Leben für sie aufs Spiel gesetzt hatte.
    Trotz der Fesseln schaffte sie es irgendwie, ein Stück in Lonerins Richtung zu robben. Sie musste zu ihm, musste irgendetwas tun. Rekla stand nur einen Schritt von ihm entfernt, und obwohl sie ihr den Rücken zugewandt hatte, konnte Dubhe sich das gemeine Grinsen im Gesicht der Wächterin vorstellen. Sie wusste, wie sehr Rekla diesen Augenblick genoss und dass sie vor keiner Grausamkeit zurückschrecken würde. Plötzlich zerriss ein gellender Schrei die Stille auf der Lichtung. Lithos. Sofort begriff Dubhe, dass Lonerin gehandelt hatte und diesen Zauber angewendet hatte, denn der Assassine neben ihm war zu Stein erstarrt. Der Magier nutzte die Gelegenheit und sprang auf. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung: Er war unbewaffnet, konnte es aber dennoch schaffen. Doch bevor er dazu kam, den zweiten Zauberspruch zu rufen, stürzte sich Rekla auf ihn und versetzte ihm einen Faustschlag gegen das Kinn. Mit einem schwachen Stöhnen sank Lonerin zu Boden. Dubhe zuckte zusammen.
    »Du Narr. Glaubst du wirklich, deine kleinen Zaubertricks könnten mir etwas anhaben?«, höhnte Rekla vergnügt auf ihn hinab. »Ich kannte den großen Aster, und Yeshol war mein Lehrmeister. Du bist ein Nichts gegen sie.«
    Da fuhr Lonerin ruckartig herum und warf die Frau mit einer Beinsichel zu Boden. Dann sprang er auf und bewegte sich, so schnell er konnte, auf das Dickicht links der Steilwand zu. Doch er humpelte bei jedem Schritt. Und schon zischte eine Klinge durch die Luft, und er stürzte wieder zu Boden, nur wenige Handbreit von dem Abgrund entfernt.
    In aller Ruhe drehte sich Rekla zu Dubhe um und lachte ihr höhnisch ins Gesicht. Das Mädchen wand sich, doch mit jeder Bewegung zogen sich die Fesseln fester zusammen und schnitten ihr schmerzhaft ins Fleisch. Jetzt konnte nur noch die Bestie helfen. Sie brauchte deren Zerstörungswut, deren Gier nach Blut, doch der Trank hielt sie zurück. Es war alles vergebens, auch dieses Mal hatte sie versagt. »Der Weg zum Grab ist nicht weit für jemanden, der versucht hat, mich umzubringen«, rief Rekla an Lonerin gewandt.
    Der lag keuchend da, gezeichnet von seinen Verletzungen, doch sein Blick war noch nicht erloschen. »Mich bekommst du nicht!«, zischte er voller Wut. Damit packte er Reklas Knöchel, wirbelte herum und ließ sich, an sie geklammert, ins Leere fallen. »Neeeiiin!«, schrie Dubhe mit allem, was ihre Lungen noch hergaben.
    Sie konnte nicht fassen, was sie gesehen hatte, dass es so zu Ende gehen sollte ... Lonerin, der Abgrund ...
    Einen Monat waren sie nun schon zusammen unterwegs. Einen Monat, in dem sie das Brot geteilt und Seite an Seite geschlafen hatten, einen Monat, in dem sie allen möglichen Gefahren getrotzt und sich in einer fremden Welt durchgekämpft hatten. Doch wie oft hatte sie es in dieser Zeit bedauert, nicht mehr für sich sein zu können? Bei diesem Gedanken wurde sie wütend auf sich selbst, und als sie eine Hand erblickte, die sich an den Rand des Abhangs klammerte, machte sich Hoffnung in ihrem Herzen breit. Oh Lonerin . . .
    Dann sah sie einen blonden Haarschopf hinter der Felskante auftauchen, und alle Hoffnung war dahin. Sofort eilte Filla Rekla zu Hilfe - der Zauber war unterdessen gebrochen -, ergriff ihren Arm und zog sie hoch. Von Lonerin keine Spur. Allein.
    Dubhe war wieder allein. Ein bodenloser Abgrund riss vor ihr auf. Sie schloss die Augen.
    Faustschläge, Tritte,

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