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Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen

Titel: Die Schattenkämpferin 1 - Das Erbe der Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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lebend.«
    Dubhe fiel auf, dass die Schale mit der Salbe darin aus Glas war. Eine Gelegenheit, die sie sich nicht entgehen lassen durfte. Als Filla mit der Behandlung fertig war, stieß sie mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung gegen die Schale, die dem Mann aus den Händen glitt und am Boden zerbarst. Rasch legte sie die Hand darauf. Man hörte ein Knacken, aber sie ließ sich nichts anmerken. Filla seufzte. »Halb so wild, ich war ja schon fertig.«
    Er half ihr auf, und Dubhe führte eine Hand zur Tasche -mit einer Glasscherbe darin.
    Wieder bei Rekla, kam Dubhe nicht umhin, den Trank einzunehmen. Anders als erhofft, gelang es ihr nicht, sich dagegen zu wehren. Bald machte sich ein bitterer Geschmack in ihrem Mund breit, ein Zeichen, dass Rekla etwas Neues hinzugetan hatte. Obwohl Dubhe beim Trinken ein wenig verschütten konnte, reichte die Menge, die ihr die Kehle hinunterrann, dennoch aus, um sie wieder den ganzen Tag zu benebeln und ihr dann auch noch eine höllische Nacht zu bescheren. Bevor Rekla sich selbst niederlegte, saß sie noch eine Weile neben ihrer Gefangenen und weidete sich daran, wie sie vor Schmerzen stöhnte. Dubhe beschloss, sich noch einen Tag Zeit zu geben. Aber länger würde sie es sicher nicht mehr aushalten.
    Am nächsten Morgen verabreichte ihr Filla wieder etwas von dem Trank. Seine Hand war weit weniger fest als die von Rekla und seine Lust, sie leiden zu lassen, sehr viel geringer. Erneut gab sich Dubhe schwächer und benommener, als sie es eigentlich war. Beim Trinken verschüttete sie wieder einen Teil der Flüssigkeit, und den Rest konnte sie ausspucken, als Filla sich von ihr entfernte, um Rekla das Fläschchen zurückzugeben. Nun hatte sie wirklich nur wenig von dem Mittel im Leib, die passende Gelegenheit, um einen Fluchtversuch zu wagen. Sie beschloss, es noch am selben Abend zu wagen, sobald es dunkel würde. Nur noch ein Tag, sagte sie sich. Nur noch einer. Nachdem sie wieder den ganzen Tag marschiert waren, schlugen sie etwas später als gewohnt ihr Lager auf. Hin und wieder verschwand der Mond hinter den Wolken. Als Dubhe hörte, dass Rekla und Filla fest schliefen, holte sie die Glasscherbe hervor und begann, an den Stricken an Knöcheln und Handgelenken zu sägen. Auch hierin war Sherva ihr ein hervorragender Lehrer gewesen: Es dauerte eine Weile, doch schließlich gelang es ihr, sich zu befreien. So leise wie möglich stand sie auf.
    Sofort wurde ihr schwindlig, und sie musste sich an einem Baum abstützten. Nur mühsam konnte sie sich auf den Beinen halten, aber sie gewöhnte sich daran. Und obwohl sie sich bei Weitem noch nicht auf der Höhe fühlte, hatte sie das Gefühl, es schaffen zu können.
    Rasch hob sie ein paar Steine auf und schlich sich dann an Rekla und Filla heran. Schon beim ersten Schritt regte sich die Frau, und Dubhe verharrte auf der Stelle. Für Rekla war der Schlaf wie ein feiner Schleier, und ein Hauch reichte, um ihn zu stören. Dubhe musste noch lautloser vorgehen. Jetzt kam es darauf an. Sie musste so gut sein wie nie zuvor, besser als bei all ihren Einbrüchen, wenn sie Schlafenden mit Edelsteinen gefüllte Säckchen aus den Händen entwunden hatte, besser als bei ihren Übungsstunden mit Sherva, musste sich so geräuschlos bewegen wie eine Schattenkämpferin. Langsam, ganz langsam.
    Es dauerte seine Zeit, doch irgendwann blickte sie Rekla direkt in das schlafende Gesicht mit dem halb geöffneten Mund und den mädchenhaft geröteten Wangen. So nahe war sie ihr, dass sie alle Sommersprossen hätte zählen können. Ein Abscheu, das Verlangen, sie zu töten, überkam sie so heftig wie noch nie zuvor. Ihr jetzt den Dolch ins Herz stoßen, ihrem Leben ein Ende machen ... Aber es war unmöglich. Einen der beiden Assassinen hätte sie töten können, beide nicht. Und in ihrer augenblicklichen Verfassung hätte sie auch gegen Filla den Kürzeren gezogen. Nein, ihr blieb nur die Flucht. Als sie sich niederbeugte, säuselte das Gras unter ihren Knien, und Rekla blinzelte leicht.
    Ihre Tasche lag, an den Körper gepresst, zwischen ihren Armen, sodass Dubhe sie ihr unmöglich hätte entwinden können. Aber hineingreifen - das ging. Ein Fläschchen nach dem anderen holte sie hervor und ersetzte jedes durch einen Stein.
    Es dauerte eine Ewigkeit, und längst stand Dubhe der Schweiß auf der Stirn. Ihre Bewegungen mussten fließend sein, präzise, sanft. Doch ihre Hände zitterten. Rekla war unruhig geworden, und es war offensichtlich, dass sie jeden Moment

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