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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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ist hinterhältig. Jedes Lächeln, jede Berührung, jeder besorgte Blick, alles war eine Lüge. Eine Lüge , verdammt noch mal! Und alles, was mir Aren erzählt hat, ist wahr.
    Wir gehen eine Treppe hinauf. Das ist nicht alles meine Schuld. Kyol ist hier das wahre Arschloch. Ich habe zwar die letzten zehn Jahre Schatten für den Hof gelesen, aber ich kann die Hilfe, die sie von mir erhalten haben, mit wenigen Worten wieder rückgängig machen. Ich werde Aren finden. Ich werde ihm sagen, wo das Sidhe Tol ist.
    Als wir in Kyols Zimmer ankommen, bin ich nicht mehr wie betäubt. Ich bin stinksauer.
    Er schließt leise die Tür. »Rede mit mir, McKenzie.«
    Ich sollte überhaupt nichts sagen. Ich sollte so tun, als ob alles in Ordnung sei, aber irgendetwas in mir zerbricht.
    »Mit dir reden?«, schnaube ich und drehe mich zu ihm um. »Warum redest du nicht mit mir, Kyol? Warum versuchst du nicht, mir die Wahrheit zu sagen?«
    Er reißt vor Überraschung die Augen auf und macht sogar einen Schritt nach hinten. »Was meinst du?«
    »Alles«, entgegne ich. »Aber wir könnten mit Naito anfangen. Du hast mir versprochen, dass es ihm gut geht.«
    Er sieht mich verwirrt an. »Es geht ihm gut.«
    »Blödsinn.«
    »Ich schwöre es.«
    Ich ignoriere seine Lüge. »Vielleicht sollten wir über etwas anderes reden. Zum Beispiel darüber, wie du mich davon überzeugen sollst, mit euch zu kooperieren. Dieses Mal musst du schon mehr tun, als mich bloß küssen, um mich zu manipulieren. Du wirst mich schon vergewaltigen müssen, denn ich werde nicht freiwillig mit dir schlafen.« Ich schlage ihm gegen die Brust.
    Endlich dämmert es ihm. »Du hast uns verstanden.«
    »Verdammt richtig.«
    »Alles?« Er stützt sich mit einer Hand an der Wand ab. »Du hast alles verstanden.«
    Er sieht so verletzt aus. Ein Teil von mir würde ihn gern trösten, aber das werde ich nicht tun. Das gehört zu seiner Rolle.
    Ich halte an meinem Zorn fest. »Ich habe mein Leben für dich aufgegeben, Kyol. Ich habe seit Jahren nicht mit meiner Familie gesprochen, weil sie mich für verrückt hält. Und sie hat recht. Ich war verrückt, dass ich je an dich geglaubt habe. Ich könnte jetzt einen richtigen Job haben. Ich hätte schon vor vier Jahren meinen Abschluss machen sollen. Inzwischen könnte ich längst verheiratet sein oder wenigstens einen Freund haben. Aber nein, ich habe niemandem eine Chance gegeben, weil es niemand mit dir aufnehmen konnte. Ich glaubte, sie wären dir nicht gewachsen, aber jeder von ihnen, jeder Einzelne , war ein besserer Mann, als du es bist!«
    Ich marschiere durch das Zimmer. »Ich habe geglaubt, Atroths Gesetz würde verhindern, dass wir zusammen sein können. Lächerlich! Ist dir jedes Mal, wenn du mich berührt hast, schlecht geworden? Musstest du die Luft anhalten, wenn wir uns geküsst haben? Sag es!«
    Er schüttelt den Kopf. »Nein, McKenzie, so ist das nicht. Ich …«
    »Du wusstest, dass Aren nur die Gallionsfigur war, oder? Sethan musste sich hinter ihm verstecken, weil du sonst auf seine Familie losgegangen wärst, wenn du gewusst hättest, dass er die Rebellen anführt. Genau das macht ihr doch jetzt in Haeth, oder nicht?«
    »Wir waren uns nicht sicher, McKenzie. Bitte.« Er macht einen Schritt auf mich zu.
    »Bleib mir vom Leib!«
    Er zuckt zusammen, legt aber gleichzeitig die Hand auf sein Schwert. Ich erstarre, als mir klar wird, wie leicht es ihm fallen dürfte, mich mit diesem Schwert zu töten. Menschen bedeuten ihm nichts. Wir sind bloß Werkzeuge.
    Doch er nimmt die Hand wieder vom Griff und lässt die Arme hängen. »Ich wollte dir nie wehtun«, sagt er leise.
    »Das hast du bereits getan.«
    Sein Adamsapfel hüpft, als er schluckt. »Es gab einiges, was ich dir nicht sagen konnte, aber ich habe dich nie angelogen.«
    Ich lache, und mir steigen die Tränen in die Augen.
    »Ich habe nicht gelogen«, beharrt Kyol. »Ich …« Er hält kurz inne, schließt die Augen und scheint sich zu sammeln. »Okay. Das, was ich dir nicht erzählt habe, kann man durchaus auch als Lüge auffassen.«
    Ich bohre die Fingernägel in meine Handflächen, damit ich nicht anfange zu weinen. »Was hast du mir sonst noch verschwiegen? Abgesehen davon, dass du Naito ermordet hast?«
    Wieder schneidet er eine Grimasse. Er lässt den Kopf hängen und sieht zu Boden. »Es herrscht Krieg, McKenzie. Die Sache ist kompliziert …«
    »Ja, so viel ist mir inzwischen auch klar geworden.«
    Er ignoriert meine Unterbrechung und fährt fort.

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