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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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aber wenn man die Erlaubnis hat, die Hauptstadt zu betreten, bedeutet das, dass man jemand ist. Vielleicht habe ich das irgendwo aufgeschnappt und auch auf mich bezogen. Den König zu treffen und Kyol und andere Mitglieder des Inneren Zirkels kennenzulernen, brachte mich anscheinend auf die Idee, ebenfalls wichtig zu sein. Und Kyol hat mich mit in den Sidhe Cabred genommen. Die meisten Fae träumen noch nicht mal davon, auch nur ein Blütenblatt aus dem privaten Paradies des Königs zu Gesicht zu bekommen. Möglicherweise hat mich meine Eitelkeit in meine jetzige Lage gebracht.
    Ich springe auf, als Kyol mit der Faust gegen die Tür schlägt. »Nein!«
    Bevor ich überhaupt merke, dass er sich bewegt, steht er schon neben mir.
    »So wird es nicht zu Ende gehen.«
    Er legt eine Hand um meinen Arm und zerrt mich aus dem Zimmer.
    Voller Panik versuche ich, mich zu befreien. »Lass mich los, Kyol.«
    »Sei still«, faucht er und ignoriert die neugierigen Blicke der Fae, an denen wir vorbeikommen. Ich überlege, ob ich um Hilfe rufen soll, aber niemand wird sich mit Kyol anlegen, besonders jetzt nicht, wo er so aussieht, als ob er jeden abschlachten würde, der auch nur zu laut atmet. Sein Gesicht ist steinhart, von Schmerz oder Unsicherheit ist nichts mehr zu sehen.
    Ich habe Mist gebaut und bin zu weit gegangen. Ich hätte den Mund halten und einfach verschwinden sollen. Jetzt kriege ich vielleicht nicht mehr die Gelegenheit dazu, weil er mich – heilige Scheiße – nach unten ins Kellergewölbe führt. Dort gibt es nichts außer dem Kerker und Lagerräumen.
    »Kyol, bitte.«
    Er zerrt mich eine Treppe hinunter. An der Wand ein Gestell voller neuer Fackeln. Er streicht mit der Hand über eine, schickt seine Magie hinein und nimmt sie mit in den dunklen Durchgang.
    Es ist kalt, und ich kann nichts sehen, was außerhalb des blau-weißen Lichtkegels liegt. Ich fühle mich wie eine Ratte in einem Labyrinth, aber Kyol weiß genau, wo er entlanggeht. Ich überlege, ob ich mir meine Freiheit mit dem geprägten Stein in meiner Tasche erkaufen soll, aber den will ich Kyol ebenso wenig geben, wie ich Aren den Standort des Sidhe Tol verraten will. Schon komisch, wie schnell die Dinge auf den Kopf gestellt werden können.
    Kyol bleibt vor einer dicken Holztür stehen und klopft zweimal an. Wir warten. Wenn ich nicht so große Angst hätte, würde mich die Stille stören. In den letzten zehn Jahren habe ich mich in Kyols Nähe immer sehr wohl gefühlt. Ich hätte nie gedacht, dass sich das mal ändern würde, aber damals habe ich auch noch geglaubt, dass er mich liebt. Ich dachte, ich würde ihn kennen.
    »Du tust mir weh«, sage ich. Augenblicklich wird sein Griff etwas sanfter.
    Die Tür wird geöffnet, und dahinter kann ich Stöhnen und Gemurmel hören. Die Frau in der Tür gewahrt erst nur mich und runzelt die Stirn, dann öffnet die Fae die Tür aber ein bisschen weiter.
    »Schwertmeister« , sagt sie.
    »Wir werden nicht lange brauchen.« Er zieht mich durch die Tür.
    Für einen Kerker ist der Raum zu sauber, und auch wenn ein paar Fae auf Pritschen liegend fixiert sind, bewegen sich die meisten frei und sitzen aufrecht da. Ich stehe in einem großen Raum, der mich an die Notunterkünfte erinnert, die die Regierungen in meiner Welt nach Naturkatastrophen einrichten. Etwa ein Dutzend Helfer kümmern sich um die Kranken. Ich konzentriere mich auf einen Mann in meiner Nähe, der stöhnt und hin und her schaukelt. Edarratae , untypisch bei einem Fae im Reich, zucken über seine Haut und verleihen ihm eine ungesunde Blässe. Seine Augen liegen in tiefen Höhlen, sein Gesicht ist hager. Es dauert eine Weile, bis ich ihn erkannt habe. Ich glaube, es ist Kwinn, einer von Kyols Lieutenants.
    »Das ist das Werk der Rebellen«, sagt Kyol. » Jorrebs Werk. Wenn er königstreue Fae gefangen nimmt, die mehr über unsere Pläne wissen könnten, bringt er sie in deine Welt und sperrt sie in einen Raum voller Technik ein. Stunden-, tage-, manchmal sogar wochenlang. Solange es eben dauert, sie zu brechen. Wenn die Rebellen haben, was sie wollen, schicken sie sie so zurück.«
    Diese Fae sind nicht wie die Tor’um im Lynn Valley. Diese hier wurden mit der Fähigkeit, Risse zu öffnen, geboren und haben ein normales Leben geführt, bis ihre Magie von menschlicher Technologie zerstört wurde. Kyol hat mir diese Krankheit schon einmal beschrieben. Er sagte, dass kein Fae mit dem Verlust fertig würde, der Zerstörung von etwas, das ein so

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