Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
silberfarbenen Wänden eingesperrt. Sie haben die Fenster und Türen vernagelt und alles in Brand gesteckt. Die königstreuen Fae wollten helfen, aber sie mussten die Rebellen bekämpfen. Ich habe getan, was ich konnte, und die Flammen ignoriert, während ich mit dem Schwert eines toten Fae auf die Bretter eingehackt habe. Danach hatte ich tiefe Brandwunden an den Händen, den Armen und im Gesicht. Einer der Heiler des Königs musste sich danach um mich kümmern, und ich konnte gerade mal eine Fae retten.
»Ich habe euch denjenigen ausgeliefert, der für Brykeld verantwortlich war«, sagt Aren.
» Du warst dafür verantwortlich.« Und ich kann es nicht mehr ertragen, auch noch eine Sekunde länger hier zu stehen und mit ihm zu reden. Also drehe ich mich auf dem Absatz um und gehe zum Gasthaus.
»Madin, Sohn des Vinth«, ruft er mir hinterher.
Ich erkenne den Namen sofort wieder, aber ich bleibe erst stehen, als Aren meinen Arm packt und mich zwingt, mich umzudrehen.
»Du weißt, wer er war«, sagt er.
»Einer deiner Fae. Und?«
Ein Chaosschimmer zuckt über sein angespanntes Gesicht. »Ich habe dem Hof in der Woche nach dem Brykeld-Massaker seinen Standort zugespielt. Ich habe ihn an euch wegen seiner Taten ausgeliefert.«
Ich recke das Kinn hoch.
Er kneift die Augen zusammen. »Habe ich in der Zeit, die du jetzt hier bist, irgendetwas getan, das dich vermuten lässt, ich wäre zu so einem Massaker fähig?«
»Nein. Du hast dich stets gut verhalten«, erwidere ich. »Wenn du in meiner Nähe bist. Ich habe keine Ahnung, was du treibst, wenn du nicht hier bist.«
»Ich führe einen Krieg. Und zwar ehrenhaft .« Er lässt mich abrupt los.
Ich schnaube. »Du weißt absolut nichts über Ehre. Du nimmst Vergewaltiger und Mörder auf.«
»Ich habe nicht die direkte Kontrolle über jeden einzelnen Fae, der die Rebellion unterstützt.«
»Das solltest du aber!«
Er macht schon den Mund auf, um etwas zu erwidern, sagt dann jedoch nichts, sondern sieht sich auf der Lichtung um. Ich tue das auch. Lena und zwei andere Fae beobachten uns von der Veranda aus, als wäre unser Streit sehr unterhaltsam.
Etwas sticht mich in die rechte Handfläche. Ich starre meine Faust an und entspanne die Finger, die den Ankerstein umklammern. Ja, es war dämlich, ihn zu behalten. Irgendwann wird Aren die Geduld mit mir verlieren. Er wird auf Lena und die anderen Fae hören, die mich loswerden wollen, aber er wird mich erst töten, wenn ich ihm verraten habe, wo sich das Sidhe Tol befindet.
Ich habe Gerüchte über das gehört, was seine Leute und er machen, um Informationen aus den königstreuen Fae, die sie gefangen nehmen, herauszuquetschen. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich Arens Verhörmethoden widerstehen kann, wenn er erst mal beschlossen hat, dass ich endlich zu reden habe. Ich muss vorher fliehen. Wenn ich das nicht tue, wenn sie zum Sidhe Tol kommen, dann können die Rebellen in den Silberpalast eindringen. Vielleicht wären sie sogar in der Lage, den König zu töten.
Im Verlauf der nächsten beiden Tage schmiede und verwerfe ich mehrere Dutzend Fluchtpläne. Wenn die Rebellen nicht so verdammt wachsam wären, könnte ein Plan vielleicht sogar funktionieren, aber obwohl ich so tue, als hätte ich mich mit meiner Gefangenschaft abgegeben, lassen sie mich nicht aus den Augen. Meine Zeit wird knapp, das ist mir völlig klar, und als am frühen Nachmittag der Schatten eines Fae auf mich fällt, zucke ich zusammen und denke, es ist Aren, der schließlich beschlossen hat, mich dazu zu zwingen, ihm den Standort des Sidhe Tol zu verraten. Aber es ist nicht Aren. Es ist Sethan, den ich seit dem ersten Abend nicht mehr gesehen habe.
»Kelia sagt, dass du unsere Sprache sehr schnell lernst.«
Ich zucke mit den Achseln. Ich lerne schnell, weil ich schon verdammt viele zwei- oder dreitägige Abstecher ins Reich gemacht habe. Der Klang und der Rhythmus ihrer Sprache ist mir vertraut, ich brauche nur einige Anweisungen, damit ich die Wörter und die Redewendungen verstehe.
Sethan schiebt den Jaedrik -Brustharnisch zur Seite, den ich zum Trocknen auf den Picknicktisch gelegt habe, und setzt sich auf die Kante.
»Danke für deine Hilfe«, sagt er und deutet auf das Teil, an dem ich gerade arbeite. Ich benutze meine dicke Bürste, um einen klaren, schnell trocknenden Kleber auf dem Streifen aus schwarzer Borke, mit dem ich das Leder überzogen habe, zu verteilen. Die Borke ist zäh und fast undurchschlagbar. Die Fae ernten sie,
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