Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
Aren hält inne, dann beugt er sich hinter mich und hebt dort den Saum an.
»Du kannst die Bluse anlassen.«
»Danke«, erwidere ich brüsk, lasse aber zu, dass er mir die Bluse am Rücken über die Schultern schiebt. Seine Finger streichen leicht über meine Rippen und untersuchen meine Verletzungen. Dann macht er dasselbe an meiner linken Seite, obwohl ich dort gar nicht verletzt bin, und ich erschaudere unter seiner Berührung.
»Nicht gebrochen«, sagt er. »Es wird nicht so wehtun wie beim Heilen eines Knochens.« Er presst die Handfläche auf die schlimmste meiner Prellungen, und die Wärme seiner Magie dringt in mich ein. Ein blaues Glühen erscheint direkt über meiner Hüfte, und ein Schimmer zuckt über meinen nackten Bauch. Nein, es tut nicht weh. Es prickelt auf eine unangenehme Weise.
Hinter mir holt Aren tief Luft. Er beugt sich vor. Als ich seinen heißen Atem im Nacken spüre, versteife ich mich. Ich bin ein Mädchen, er ist ein Mann, und wir sind ganz alleine in diesem Zimmer. Er ist zehnmal so stark wie ich. Er kann tun, was immer er will, und selbst wenn ich schreie, wird mir vermutlich niemand zu Hilfe kommen.
»Du hast noch immer Angst vor mir.«
Mein Herz hämmert wie wild. Ich wage es nicht, ihn anzusehen. »Wie sollte das anders sein?«
Er denkt einige Zeit über seine Antwort nach, und als er wieder spricht, habe ich den Eindruck, dass er seine Worte mit Bedacht wählt. »Du kannst uns nicht helfen, wenn du tot bist. Du wirst uns nicht helfen wollen, wenn du Schmerzen hast. Lena und die anderen verstehen das nicht.« Er rückt ein Stück von mir ab.
Ich ziehe meine Bluse runter. »Du scheinst wütender auf sie als auf mich zu sein.«
»Weil sie wissen …« Er schweigt kurz. »Ich hatte damit gerechnet, dass du versuchst zu fliehen.«
»Ach ja?«
Er nickt, und der Ansatz eines Lächelns spielt um seine Lippen. »Was denkst du, warum ich so viele Fae zurückgelassen habe, um dich zu bewachen?«
Ich zucke mit den Achseln und bin erleichtert, als die Bewegung nicht wehtut. »Du hast Angst, dass der Schwertmeister mich finden könnte.«
»Ah, ja. Der Schwertmeister. Du wärst entsetzt, wenn du wüsstest, was er alles macht, um dich zurückzukriegen.«
Mein Magen rebelliert, aber ich bewege mich erst, als mich Arens Lachen aufschreckt.
»Du fragst nicht mal, was er gemacht hat? Hast du Angst, du könntest etwas hören, was dir nicht gefällt?«
Mein finsterer Blick kann das freche Strahlen seiner Augen nicht beenden. Seine Schwermut ist verflogen, die Last von seinen Schultern genommen, und er ist erneut der fröhliche Kidnapper, der mich, drei Geschosse über einem Betonboden baumelnd, festgehalten hat.
»Aren?« Ein Fae steht im Türrahmen. Er nennt Sethans Namen und sagt noch einige andere Worte, die ich kenne, die aber für mich keinen Sinn ergeben. Aren antwortet und steht vom Bett auf, dann grinst er mich an.
»Fühlst du dich besser?«, erkundigt er sich.
Er rechnet bestimmt damit, dass ich ihm dankbar bin, aber ich habe das Gefühl, ihm was schuldig zu sein. »Ich kam auch vorher schon klar.«
Er kichert. »Du bist wirklich unglaublich dickköpfig, Nalkin-Shom . Ich werde dich schon für unsere Seite gewinnen. Irgendwann.«
Die Tür schließt sich hinter ihm und wird verriegelt. Ich würde es nie laut zugeben, aber dieses ständige mich Heilen macht es mir echt schwer, ihn zu hassen.
7
N aito und Kelia sollten sich mal lieber zurückziehen. Sie schlagen zwar mit Schwertern aufeinander ein, aber ihr Kampf wirkt irgendwie zweideutig. Sie sind beide schweißgebadet, und ihr Atem geht schnell und im selben Rhythmus, während sie sich in die Augen sehen. Kelia spielt mit ihm. Sie bewegt sich langsam, damit Naito glaubt, er hätte eine Chance, um sich dann schnell zu ducken oder einen Schritt nach hinten zu machen und außer seiner Reichweite zu sein. Sie bleibt meist in der Defensive, aber wenn sie gelegentlich doch einen Angriff ausführt, landet ihr Schwert immer einen Treffer.
Das Klirren von Metall gegen Metall hallt über die Lichtung. Naito schafft es, eine von Kelias Offensiven zu blocken. Er grinst, fängt den spielerischen Hieb ab, den sie setzt, nimmt sie in die Arme und küsst sie. Chaosschimmer flackern um sie herum auf.
»Neugierig?«
Ich falle beinahe vom Picknicktisch, als ich zu Aren herumwirbele.
»Was?«, quieke ich, während mein Herz wie wild schlägt. Aren grinst, und mein Herz wird nicht langsamer. Verdammt, muss er so teuflisch attraktiv sein
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