Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
Technik wirkt sich ganz offensichtlich auf ihn aus, aber ich habe schon schlimmere Reaktionen gesehen.
»Das liegt daran, dass ich dieses Fahrzeug nicht fahre.« Ein leises Quieken ertönt, als er auf dem Sitz herumrutscht. Er sieht mit finsterer Miene in den Fußraum.
Oh nein. Sosch.
»Geht es ihm gut?«, frage ich, als sich Aren vorbeugt und den Kimki aus dem Rucksack holt. Zumindest ist Sosch am Leben. Er zirpt, als Aren ihn an seine Brust drückt, doch Aren antwortet mir lange Zeit nicht. Vielleicht wäre Sosch doch besser dran gewesen, wenn ich ihn im Gasthaus gelassen hätte.
»Du hast ihn gerettet«, stellt Aren fest.
Sein Ton irritiert mich, und ich sehe ihn an. Auf seinem Gesicht zeichnet sich Dankbarkeit ab, was ihn viel zu menschlich aussehen lässt. Das ist nicht gut. Mir fällt immer schwerer, mich daran zu erinnern, dass er ein Killer ist.
»Ich habe es nicht für dich getan«, schnaube ich und starre wieder durch die Windschutzscheibe. Gibt es in diesem Land denn keine Straßenschilder? Ich habe noch kein einziges gesehen, und uns ist bisher auch gerade mal ein Auto begegnet. Das war jedoch schon kurz, nachdem wir losgefahren waren, daher habe ich nicht aufgeblendet oder versucht, es anzuhalten, weil ich mir nicht sicher war, ob es nicht doch ein Vigilant sein könnte. Außerdem beherrsche ich Fae besser als Deutsch. Es dürfte nicht gerade leicht werden, sich mit den Einheimischen zu verständigen.
Ich werfe Aren einen Blick zu und frage mich, wie sehr die Technik seiner Magie schadet.
»Kannst du einen Riss öffnen?«
Er zögert, bevor er antwortet. »Ja.«
»Gut. Dann mach das.«
Die Art, wie er mich ansieht, bewirkt, dass etwas in meiner Magengrube zu flattern beginnt. Besorgnis , sage ich mir, weil ich das Bedauern in seinen Augen sehe. Er wird etwas sagen, was mir nicht gefallen wird.
»Ich kann dich nicht gehen lassen.«
Und da ist es auch schon. Es gefällt mir ganz und gar nicht. »Du hast keine Wahl. Ich fahre, du bist der Beifahrer, und ich habe dir gerade das Leben gerettet. Und jetzt öffne schon einen Riss.«
Er streicht mit der Hand über Soschs Fell, und der Ansatz eines Grinsens spielt um seine Lippen. »Noch sind wir nicht quitt.«
»Ich könnte auch noch einwerfen, dass du mich entführt hast.«
Der Mistkerl lacht tatsächlich. »Ach, komm schon. Das war doch kein so schlimmes Erlebnis, oder?«
Er macht wohl Witze. »Auf mich wurde geschossen.«
»Ich habe mich um dich gekümmert.«
Erneut zieht sich etwas in meinem Inneren zusammen. Ich starre auf die Straße, damit ich ignorieren kann, wie er mich ansieht. Da ist kein Verlangen in mir. Absolut gar keins. Nada. Niente. Und ich denke nicht darüber nach, wie der Sex mit einem Fae und seinen Edarratae sein könnte. Himmel noch eins, ich hatte ja noch nicht mal Sex mit einem Menschen. Vermutlich könnte ich damit gar nicht fertig werden …
Ich schüttle den Kopf und lege die Hände fester um das Lenkrad. Warum zum Teufel habe ich ihn in dieses Auto gelassen? Er ist mein Entführer . Ich sollte versuchen, ihn zu töten, und ihm nicht helfen, aber selbst jetzt mache ich mir Sorgen wegen seiner Verletzungen. Die Wunde an seiner Schulter sieht gar nicht gut aus, und auch wenn er versucht, es sich nicht anmerken zu lassen, ist mir klar, dass er Schmerzen hat. Er braucht einen Arzt oder, noch besser, einen Heiler.
Verdammt. Was geht mich das alles überhaupt an?
»Weißt du überhaupt, wo du hinfährst?«, will er wissen.
»Ich folge der Straße«, antworte ich angespannt.
»Können die Menschen dieses Fahrzeug verfolgen?«
Ich sehe in den Rückspiegel. »Hinter uns ist niemand.«
»Nein«, meint er. »Ich meine, mithilfe von Technologie. Können sie uns mit technischen Mitteln aufspüren?«
Oh. Ich sehe mir die Anzeigen am Armaturenbrett an. Woher soll ich das wissen?
»Nördlich des Gasthauses ist ein zweites Tor«, sagt Aren. »Sosch kann uns helfen, es zu orten.«
Er scheint nicht genau zu wissen, wo sich das Tor befindet. Ohne Sosch könnten wir einfach daran vorbeilaufen.
Moment mal? Wir? Was zum Teufel denke ich denn da? Ich muss diesen Fae loswerden. Als ich gerade darauf bestehen will, dass er einen Riss öffnet, setzt er Sosch auf den Rücksitz und zieht sein Hemd aus.
»Was machst du da?« Ich richte den Blick auf die Straße und versuche, zu vergessen, wie Aren ausgesehen hat, als sein Oberkörper von nichts als Silberstaub bedeckt war.
»Bluten«, antwortet er und reißt sein Hemd durch.
Ich
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