Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
Vom Netzwerk:
bereit sein, aber ich bin es nicht.
    Meine nächste Aktion ist Selbstmord, aber ich tue es trotzdem und reiße meine Karte entzwei. Sekunden später umgibt mich Dunkelheit.

15
    I ch muss tot sein. Man stirbt, wenn einem die Kehle durchgeschnitten wird. Man ertrinkt in seinem eigenen Blut. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht atme. Mir ist kalt, und ich spüre nichts mehr, auch keine Schmerzen.
    Alles kommt mir hier unglaublich schwer vor. Nur vage erinnere ich mich an die Kälte des Zwischenreichs, aber ich weiß nicht, wie ich von der Karre des Händlers zum Tor gekommen bin oder wer mich hindurchgebracht hat. Alles, was ich weiß, ist, dass ich nicht mehr da bin, wo ich vorher war. Ich gehe neben einem Blitz. Taumele eigentlich eher. Meine Koordination ist im Eimer. Ich bin geschwächt und müde. Und mir ist kalt. Wieso wird mir nicht warm?
    Der Blitz streckt eine Hand aus. Etwas Warmes wird in meine Handfläche gedrückt. Doch das reicht nicht, um mich weitergehen zu lassen. Meine Knie geben nach. Dieses Mal werde ich ins Eis getragen.
    Langsam kann ich wieder klarer sehen und denken. Ich merke, dass meine Hand an meinen Hals gedrückt wird. Ich spüre den Schnitt unter meinen Fingerspitzen. Das Blut ist inzwischen fast getrocknet, aber ich wage es nicht, mich zu bewegen. Ich habe Angst, dass sich die Wunde wieder öffnen könnte. Vor meinem inneren Auge sehe ich Bilder, wie meine Kehle aufgeschlitzt wird und mir eine rote Fontäne aus dem Hals schießt. Aber Aren scheint nicht tief genug geschnitten zu haben, da meine Luftröhre unverletzt zu sein scheint. Doch noch ein wenig mehr Druck …
    Wir sind in einem Vorort von Vancouver, einem Ort, der Lynn Valley genannt wird. Ich muss den Namen von den Fae gehört haben, als wir hierher durchbrachen. Aber ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern. Ich glaube, das nennt man posttraumatischen Stress. Aber wir befinden uns definitiv in meiner Welt. Nur die Fae haben Chaosschimmer auf ihrer Haut, und das Haus vor mir hat ein schindelngedecktes Dach, Rundbogenfenster und weiße Wände und entspricht somit eindeutig der Architektur auf der Erde.
    »Du musst dich ausruhen.« Eine Stimme zu meiner Linken.
    Langsam drehe ich den Kopf und sehe Sethan neben Aren stehen. Ich sitze mit dem Rücken an einem Holzzaun. Ebenso wie ein Dutzend verwundeter Fae. Aren geht von einem Rebellen zum nächsten, legt ihnen die Hände auf, lindert ihre Schmerzen und heilt ihre Verletzungen. Selbst aus dieser Entfernung sieht er erschöpft aus, und ich frage mich, wie lange er das schon macht. Wenn ich mir seine eingesackten Schultern ansehe und wie mühsam er wieder aufsteht, dann würde ich fast behaupten, er versucht ganz alleine, jeden Einzelnen zu heilen.
    Jeden außer mir.
    Er sieht in meine Richtung. Unsere Blicke treffen sich. Die Müdigkeit in seinen Augen verändert sich augenblicklich und wird durch etwas ersetzt, was eine Bitte sein könnte. Auf einmal tut mein Hals weh, sowohl innen als auch außen, und ich wende den Blick ab.
    Zu schnell.
    Der Garten hinterm Haus dreht sich. Ich schließe die Augen und warte darauf, dass die Welt wieder stehenbleibt.
    »Hey.«
    Jemand stößt mich am Bein an. Mit Mühe bekomme ich die Augen auf und sehe eine Fae in Jeans und einem weißen Pulli vor mir hocken. Zuerst halte ich sie für Kelia, aber dieses Mädchen hat sich keine Steine ins Haar geflochten. Außerdem sind ihre Augen unnatürlich dunkel, und irgendetwas an ihr kommt mir seltsam vor. Als ein Chaosschimmer über ihr Gesicht zuckt, wird mir klar, was dieses Etwas ist. Der Schimmer ist blass, so blass, dass er fast weiß aussieht, und nicht hellblau wie bei den normalen Fae. Sie ist ein Tor’um, ein Wanderer. Vermutlich so geboren worden, vermute ich, weil sie nicht aussieht, als sei sie verrückt.
    »Wir müssen dich reinbringen«, sagt sie.
    Vielleicht ist mein Kopf noch nicht ganz klar, denn es ergibt keinen Sinn, dass sich ein Tor’um in meiner Welt aufhält. Fae dürfen nur auf die Erde, wenn sie die Erlaubnis des Hofes haben. Natürlich ist mir klar, dass das einige von ihnen nicht aufhält. Jedes Falschblut, das ich gejagt habe, ist auf der Suche nach Schattenlesern und Menschen mit der Gabe des Sehens hierhergekommen. Händler öffnen auch oft Risse, entweder um die Torsteuern zu sparen oder um Waren von der Erde zu importieren und im Reich zu verkaufen. Aber die Tor’um können das nicht tun. Sie können keinen Riss öffnen.
    »Hier«, sagt sie und reicht

Weitere Kostenlose Bücher