Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)
antwortet Aren. »Um im Reich zu überleben, hätten sie sich auf andere Fae verlassen müssen, und sie werden als … Enthess angesehen.« Er macht eine Pause und sieht mir in die Augen, um herauszufinden, ob ich ihn verstanden habe.
»Bürger zweiter Klasse?«
Er nickt. »Die meisten Fae wollen nichts mit ihnen zu tun haben, aber hier können sie sich anpassen. Die Technik beeinflusst sie kaum. Sie müssen keinen Fae einstellen, um ihr Essen einzufrieren, sondern können es in den Kühlschrank stellen. Sie müssen sich niemanden suchen, der sie durch einen Riss von einer Stadt in die andere bringt. Sie nehmen einfach ein Auto. Sie suchen sich Jobs, die nicht auf die Beherrschung von Magie ausgelegt sind, und die Menschen meiden sie nicht. Hier können sie normal sein.«
»Was ist, wenn jemand ihre Edarratae sieht?«
»Das würden sie uns melden«, erwidert er. Dann bewegt er sich auf mich zu und hebt eine Hand an meinen Hals. »Darf ich, Nalkin-Shom? Ich möchte dich erst reinbringen, wenn du geheilt bist.«
Ich sehe zum Haus hinüber. Die Gabe des Sehens ist wie das Schattenlesen eine angeborene Eigenschaft, aber ich habe es die ersten sechzehn Jahre meines Lebens irgendwie geschafft, keinen Fae zu begegnen. Kyol und die anderen königstreuen Soldaten bleiben nicht länger auf der Erde als notwendig, daher verwirrt mich der Gedanke, dass sich Fae dafür entscheiden könnten, auf der Erde zu leben.
»McKenzie?« Arens Hand schwebt noch immer in der Luft.
»Okay«, sage ich und streiche mir das Haar nach hinten. Er kommt näher und legt seine Hand auf die Wunde.
Es brennt, aber nicht so schlimm wie bei der Heilung meines gebrochenen Arms, jedoch schlimm genug, dass ich in Arens T-Shirt greife und mir den Stoff um die Haut wickle.
»Der Schnitt ist nicht tief«, sagt er.
»Er fühlt sich tief an.«
Er schüttelt den Kopf. »Dein Lebensblut läuft hier durch.« Sein Daumen drückt auf die Pulsader rechts neben meiner Luftröhre. »Wenn ich die durchtrennt hätte, dann wärst du verblutet. Ich habe mich vorgesehen.«
»Vorgesehen, dass ich nicht lache«, stoße ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Es tut nicht mehr weh. Jetzt fühlt es sich gut an. Das ist fast noch schlimmer als der Schmerz. »Ich bin aufgrund des Blutverlusts ohnmächtig geworden.«
»Ich denke, das lag eher an deiner Bauchwunde.« Er nimmt die Hand weg und mustert meine Kehle. »Du hast eine Narbe.«
»Na, super.«
»Hättest du mir sofort erlaubt, dich zu heilen, dann wäre das nicht passiert.«
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Willst du jetzt wirklich mit mir darüber diskutieren, wer schuld daran ist?«
Als er mit den Fingerspitzen über meine Narbe streicht, muss ich mir große Mühe geben, um nicht zu zittern.
»Heb dein Shirt hoch, Nalkin-Shom .«
Ich zögere, aber er hatte schließlich keine Gelegenheit, die beiden tiefen Schnitte auf meinem Bauch vollständig zu heilen. Sie waren viel tiefer als der vergleichsweise harmlose Kratzer an meinem Hals, daher hebe ich den blutbefleckten Stoff hoch. Als ich mir die hässlichen, fast parallel verlaufenden Streifen ansehe, habe ich das Gefühl, großes Glück zu haben, dass ich noch lebe.
»Ich schätze, da werde ich auch Narben behalten«, vermute ich.
Er nickt. »Aber die sind definitiv nicht meine Schuld.«
Ich gebe auf und lächle. Als Aren das sieht, kommt es mir so vor, als würde sich seine Laune bessern. Alle möglichen merkwürdigen Gefühle kommen in mir hoch, als mir klar wird, dass ich ihm ein wenig die Anspannung und die Last genommen habe. Ich wünschte … Ja, ich wünschte, er wäre nicht Teil dieser Rebellion. Ich wünschte, wir könnten Freunde sein.
Ich unterdrücke mein Lächeln. »Könntest du dich bitte beeilen?«
»Ich könnte dich mit einem Kuss heilen.« Ihm steht der Schabernack in den silbernen Augen, und tausend Chaosschimmer hüpfen durch meinen Bauch. Hitze durchströmt mich. Zwischen meinen Beinen ist sie am intensivsten. Scheiße. Scheiße . Was zum Henker ist nur los mit mir?
»Tu’s einfach.«
Sein Kichern sagt mir, dass er meine Reaktion durchaus bemerkt hat. Zum Glück legt er seine Hände und nicht seine Lippen auf meinen Bauch. Ich beiße die Zähne zusammen, als er seine Magie wirkt. Schmerz schießt durch meine Mitte, und ich kippe nach vorn.
»Sch«, beruhigt er mich. »Ich bin fast fertig. Die Wunde ist ganz schön tief.«
Meine Finger graben sich in seinen Bizeps. Seine Muskeln zittern. Er ist erschöpft. Er verbirgt
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