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Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenleserin - Nachtschwarze Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Williams
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gehe weiter, während unsere Finger ineinander verschlungen sind.
    »Wo gehen wir dann hin?«
    »Zu einem anderen Menschen, der für uns arbeitet und ganz in der Nähe wohnt«, antwortet er. »Er schickt ein Auto, das dich abholt. Du kannst bei ihm bleiben, bis du eine neue Wohnung gefunden hast.«
    »Ist er auch ein Schattenleser?« Fünf von uns arbeiten für den Hof. Normalerweise arbeiten wir alleine, aber ich bin den anderen schon begegnet.
    »Nein«, erwidert Kyol. »Er hat nur die Gabe des Sehens.«
    Was bedeutet, dass der Hof ihn bei richtiggehenden Schlachten einsetzt, den Kämpfen, von denen mich Kyol fernzuhalten versucht. Zum Glück. Ich hasse es, wenn die Expeditionen, bei denen ich Schatten lese, blutig werden, wenn die Rebellen angreifen, anstatt zu fliehen oder sich zu ergeben.
    »Meine Schwertkämpfer sind auf der anderen Seite der Mauer.« Er deutet auf die hohe Hecke, der wir uns nähern, und ich lasse seine Hand los. Gerade rechtzeitig. Ein Holztor geht auf, und ein Fae sieht hindurch. Es ist Taber, einer von Kyols Offizieren.
    »Von den Rebellen war nichts zu sehen« , sagt er.
    Kyol zieht sein Jackett aus, reicht es dem anderen Fae und nimmt dafür seinen Schwertriemen entgegen. »Jorreb war alleine.«
    Mein Fae ist nicht perfekt, aber ich glaube, sie zu verstehen. Selbst wenn meine Übersetzung nicht ganz korrekt ist, lässt mich Kyols Ton vermuten, dass er mit Ärger gerechnet hat, zumindest mit mehr Ärger als einem Tanz und einem Kuss.
    Kyol schiebt mich durch das offene Tor. Etwa ein Dutzend Schwertkämpfer warten am Straßenrand. Sie tragen Jaedrik -Brustharnische, attraktivere als die Rebellen, versehen mit einer schwarzen Politur und dem goldenen Siegel des Königs – ein Abira -Baum mit dreizehn Ästen, einer für jede Provinz. Ich gehe davon aus, dass sie alle unsichtbar sind, da es ansonsten seltsam aussehen würde, wenn sie so an der Straße stehen.
    Nicht, dass hier viel Verkehr herrschen würde. Bisher habe ich erst ein Auto gesehen, und das kommt langsam um die Ecke. Ich beobachte es und frage mich, ob es das ist, das der Mensch herschicken wollte. Aber es ist eine Limousine der Luxusklasse. Vielleicht bringt der Chauffeur einen Hochzeitsgast. Ich drehe mich wieder zu Kyol und Taber um und will mich auf ihre Unterhaltung konzentrieren, doch sie sehen beide zu der Limo hinüber, die an den Straßenrand fährt.
    Der Fahrer kurbelt das Fenster herunter. Ich seufze. Vermutlich glaubt er, dass ich Hilfe brauche, weil es so aussieht, als würde ich alleine am Straßenrand stehen.
    »Ich bin okay …«
    »Sind Sie McKenzie?«, will er wissen.
    »Äh, ja.« Ich werfe Kyol einen Blick zu.
    »Er wird dich zu Shanes Haus bringen«, sagt er und bestätigt somit, dass das meine Mitfahrgelegenheit ist.
    Der Fahrer steigt aus und öffnet die hintere Tür. Bevor ich einsteigen kann, kommt mir Kyol zuvor. Er sagt etwas zu Taber und steigt in den Wagen.
    »Ma’am«, meint der Fahrer, als ich mich nicht bewege.
    Ich lächle ihn an und rutsche dann auf das weiche Leder. Kyol sitzt mir gegenüber. Sobald sich die Tür geschlossen hat, sage ich: »Du solltest nicht hier sein.«
    »Ich lasse dich erst alleine, wenn du in Sicherheit bist.«
    »Aren kann keinen Riss in einem fahrenden Auto öffnen.« Ich hätte noch mehr gesagt, aber der Fahrer setzt sich wieder hinter das Lenkrad, und die Trennwand zwischen seinem Sitz und dem Passagierraum der Limousine ist offen.
    »Brauchen Sie irgendetwas, Ma’am?«, erkundigt sich der Fahrer.
    »Wie lange dauert es, bis wir bei …«, wie hieß der Typ noch mal? »… bei Shane sind?«
    »Etwa dreißig Minuten«, antwortet er.
    Dreißig Minuten. Das ist nicht sehr viel länger, als Aren und ich in Deutschland im Auto gesessen haben. Er war verletzt, und seine Magie hat sich schnell erholt. Kyol ist völlig gesund, daher sollte er keine Probleme bekommen.
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich die Scheibe schließe?«, frage ich den Fahrer und deute auf die Trennwand.
    »Ich kümmere mich darum, Ma’am«, entgegnet er. Er drückt auf einen Knopf am Armaturenbrett. Als die Scheibe hochfährt, sinke ich auf meinen Sitz und versuche, mich zu entspannen. Aus irgendeinem Grund gelingt mir das nicht. Kyol und ich sind alleine. Wir sind zusammen. Aber wir sagen nichts, wir starren uns nur an, als ob wir beide daran gezweifelt hätten, dass wir uns je wiedersehen. Ich weiß, dass ich auf jeden Fall daran gezweifelt habe.
    Kyol blickt zu Boden. Das passt gar nicht zu ihm.

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