Die Schattenmatrix - 20
Universität gestanden hatte, spürte sie nicht das geringste Bedürfnis, den dunklen Augen des Kindes auszuweichen. »Das ist ja interessant, denn ehrlich gesagt, glaube ich nicht einmal, dass ich selbst alles über mich weiß.«
Valenta grinste, und ihre dunklen Augen funkelten schalkhaft. »Du bist diejenige, die in Neskaya lernt, wie man eine Leronis wird.« »Es stimmt, dass ich in Neskaya lerne, mit meinem Laran umzugehen, aber ich habe nicht vor, eine Leronis zu werden, Valenta. Wenn ich Glück habe, könnte ich in ein paar Jahren eine passable Technikerin abgeben, aber wahrscheinlich eher nicht.« »Wieso denn nicht?«
»Ich bin schon ziemlich alt, um noch mit dem Studium der Matrizen zu beginnen, und außerdem würde es mir überhaupt nicht behagen, eine Leronis zu sein.« Die Vorstellung, den Rest ihres Lebens inmitten dieser unheimlichen Steine zu verbringen, war ihr unerträglich, aber das sagte sie natürlich nicht.
»Du musst mir alles darüber erzählen, denn ich glaube, mir würde es sehr behagen. Sie schicken mich nächstes Jahr nach Arilinn, und du warst doch diesen Sommer dort, stimmt’s? Wird es mir denn gefallen?«
Bevor Margaret sich eine taktvolle Antwort zurechtzimmern konnte, betrat Danilo Hastur den Raum, dicht gefolgt von Regis und seinem Friedensmann. Emun Elhalyn strahlte sichtbar, als er Dani sah, seine ernste Miene schwand. Doch Dani hatte nur für Miralys Augen, und sie für ihn.
Mik, die beiden jungen Leute sind verliebt.
Ich weiß, und alle anderen im Raum wissen es ebenfalls. Das Benehmen der beiden wäre ein absoluter Skandal in Gegenwart all dieser Menschen, wenn Dani nicht ein so galanter Mann und Mira nicht eine perfekte junge Dame wäre. Ich habe’ dir doch bereits erzählt, dass sie einander schöne Augen machen. Ja, aber bevor ich die beiden sah, war mir nicht klar, wie ernst die Sache ist. Sehen wir für andere Leute etwa auch so aus? Höchstwahrscheinlich, Marguerida. Aber ich bin wirklich sehr froh, dich zu sehen. Und dein Kleid ist wunderbar! Du siehst großartig aus!
Oh, vielen Dank, mein Herr! Und wo ist Eure schöne Begleiterin von vorhin?
Gisela wird nur allzu bald hier sein. Ich konnte ihrer Aufmerksamkeit entfliehen, indem ich darauf bestand, die Kinder zu begleiten. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nicht hinter einem Weiberrock versteckt, und jetzt ducke ich mich ausgerechnet hinter zwei kleinen Mädchen. Ist das nicht ein großartiger Witz?
Nein, eigentlich nicht. Soll ich dir zu Hilfe kommen und dem Miststück sagen, dass sie sich in Zandrus kälteste Hölle scheren soll?
Lieber nicht, sosehr ich es genießen würde. Die Dinge sind schon kompliziert genug, auch ohne dass einer von uns das familientypische Temperament vorführt.
»Onkel Lew, du musst sehr froh sein, dass Marguerida wieder hier ist, wo du ein Auge auf sie haben kannst. Rafaella hat mir erzählt, dass sie auf dem Weg nach Neskaya eine Begegnung mit Banditen hatten. Weißt du etwas darüber?«
»Marguerida erwähnte kurz, dass sie auf der Reise Banditen begegnet sind, sie hat mir bisher aber keine Einzelheiten erzählt.« Lew klang eher belustigt als verärgert.
Margaret sank der Mut. Die Geschichte mit den Räubern wollte sie jetzt nun wirklich nicht diskutieren. Sie hatte sich geschworen, niemandem je von der Sache zu erzählen, und sie war ziemlich wütend auf Rafi, weil sie die Katze aus dem Sack gelassen hatte. Was sollte sie nun sagen? Sie stand schweigend da, während ihr Vater und Mikhail sie erwartungsvoll ansahen.
Miralys hatte Mikhail losgelassen, sie unterhielt sich mit Dani und Emun und schien ganz in ihrem Element zu sein. Dann hörte man Stimmen vom Flur her, und Margaret erkannte Donal Alars Piepsen. Doch daneben erklang unverwechselbar die dunkle, verführerische Stimme von Gisela Aldaran.
Mikhail, der aussah, als würde er von einem Rudel Wölfe gehetzt, trat rasch an Margarets Seite, und alle Fragen über die Banditen waren vergessen. Margaret war erleichtert und für einen Augenblick sogar dankbar, dass Giselas Erscheinen ihn abgelenkt hatte. »Du hast doch sicher nichts dagegen, oder? Ein paar Minuten Aufschub von unserer Base wären ein wahrer Segen.«
»Noch ein Weiberrock?« Margaret schob ihre Hand in Mikhails Armbeuge, obwohl sie wusste, dass diese Geste Javannes Unmut herausforderte. Beinahe fand sie nun Spaß an der Sa
che. Ihre Laune besserte sich, die Niedergeschlagenheit verging und wurde von einer Unbeschwertheit ersetzt, die sie gerne in eine
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