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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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es erlaubte. Was sie möglicherweise nicht tun würde, wie sie nun einmal war. Wenigstens wusste Margaret, dass Ethan vollkommen vertrauenswürdig war und dass er Donal garantiert nicht zu Dummheiten anstiften würde.
»Nein, ich habe es ihm nicht gesagt. Er wäre nur beleidigt. Ich höre mir stattdessen seine Poesieversuche an und seine Beschreibungen von Rachels Haar und Haut und der Form ihrer Nase, und ich tue so, als würde es mich interessieren. Ich
bin sowieso zu beschäftigt mit meinen Studien, deshalb sehe ich ihn nicht so häufig, dass er mich ernsthaft damit langweilen könnte, aber ich vermisse den alte Geremy. Wir haben immer alles zusammen gemacht, und jetzt tun wir fast nichts mehr, weil die Terraner alle Besucher abschrecken und selbst braven Jungen nicht mehr erlauben, sich am Eingang des Raumhafens herumzutreiben.«
»Ja, als ich Mestra Davidson abholte, ist mir auch aufgefallen, dass keine Jungen da waren, aber ich dachte, das sei wegen der Kälte.« »Mestra … Ist diese Frau dort die Witwe von Eurem Professor Doevidson? Sie und Onkel Aaron haben miteinander geplaudert wie alte Freunde, und ich habe gar nicht bemerkt, dass sie Terranerin ist. Ihr Akzent ist ein bisschen seltsam, aber ich dachte, sie kommt aus den Bergen.«
»Komm, ich stelle dich ihr vor.«
Margaret machte Anstalten, aufzustehen, aber Ethan hielt sie sanft zurück. Er kniete vor ihr nieder und zog ihr die Stiefel an die Füße. »Ich habe Euch noch gar nicht gedankt für alles, was Ihr für mich getan habt, Domna.«
Ein wenig verlegen antwortete Margaret: »Natürlich hast du mir gedankt, Ethan.«
»Aber nicht genug. Meine Familie glaubt, ich habe den Verstand verloren, sie denken, ich werde irgendwann die Lust verlieren und wieder zu ihnen zurückkommen. Ihr wart der erste Mensch, der mich je ernst genommen hat, und das bedeutet mehr, als Ihr Euch vorstellen könnt, Domna.»
»Sie kann gut zuhören, stimmt’s?«, mischte sich der kleine Donal ein. Er fasste Margarets Handgelenk mit seiner kleinen Hand. »Sie ist meine Lieblingsverwandte, sogar noch vor Mik.«
»Vielen Dank, Donal.« Margaret war sehr gerührt, aber sie versuchte es zu verbergen. Die beiden Jungen hatten sie ihre Zuneigung und ihr blindes Vertrauen spüren lassen, und Margaret fühlte sich ganz seltsam dabei. Sie fragte sich, ob ihre eigenen Kinder, falls sie je welche haben sollte, ebenfalls einmal so großzügig von ihr denken würden.
Dann erhob sie sich und führte Ethan zum Schneidetisch. Sie wartete auf eine Pause in der angestrengten Unterhaltung zwischen Ida und dem Schneider und stellte Ethan vor.
Der Junge verbeugte sich. »Ich habe Euren Mann nur für einen Tag gekannt, Mestra, aber er war ein guter Mensch, und ich betrauere Euren großen Verlust.«
Ida betrachtete den jungen Mann aufmerksam. Margaret merkte, wie sie seine Worte für sich übersetzte. Schließlich füllten sich ihre Augen mit Tränen, und sie sagte: »Ja, das war er.« Sie blinzelte ein paar Mal und lächelte Ethan an. »Ich bin froh, dass du ihn kennen lernen durftest, wenn auch nur kurz.«
»Es war mir eine Ehre, Mestra.« Ethans jugendliche Stimme, die bereits eine erwachsene Färbung annahm, klang aufrichtig klar. Was für ein guter Junge er doch war, und was für ein großartiger Mann er einmal werden würde. Margaret lächelte die beiden an und vergaß ihre Sorgen für den Augenblick. Die würden später auch noch da sein.
22
    Mikhail Hastur stand vorm Spiegel. Es war der Abend des Mittwinterballs, und er war voller Besorgnis. Daran waren jedoch nicht die vielen bedeutenden Persönlichkeiten schuld, die auf Burg Comyn Quartier bezogen hatten und die alle höflich miteinander zankten. Das war zwar ärgerlich, und gelegentlich machte es ihn auch wütend, aber es war nicht der wahre Grund für seine Unruhe. Sein Magen zog sich zusammen, und er hatte das Gefühl, als würde sich die Luft um ihn herum verdichten oder gerinnen wie Milch. Irgendetwas würde heute Abend geschehen, und wie oft er sich auch sagte, dass der Traum, den er und Marguerida gehabt hatten, eben nur ein Traum gewesen war, er glaubte es nicht.
Er musterte seinen neuen Überrock und zupfte beinahe ärgerlich den Saum zurecht. Der Rock war tiefblau, die Farbe von KirisethBlüten, und mit einem Muster jener Blume in Gold bestickt. Er fühlte sich steif und kratzig an, aber Mikhail wusste, dass er sich das nur einbildete. Er trug eine weiße Hose, und neue Schuhe, deren Leder passend zum Überrock gefärbt war. Er

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