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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dieses Kleid einmal gesehen hat.« Er seufzte schwer, aber das Glitzern in seinen Augen strafte seinen scheinbaren Unmut Lügen.
Margaret musste lachen, über Aarons Miene ebenso wie über Manuellas leicht schockiertes Gesicht. »Ich weiß, Aaron. Es ist eine fürchterliche Last, ein Genie zu sein. Aber irgendwer muss es tun.« »Bitte, Domna«, protestierte Manuella, die ein Lächeln unterdrückte. »Ermutigt ihn nicht noch. Er ist schon schwierig genug.«
»Schwierig? Ich bin der netteste und geduldigste Mensch, Frau. Und jetzt begleite die Dame bitte nach hinten und sieh nach, ob alles passt. Ich glaube, wir werden das Unterkleid ein bisschen enger machen müssen. Ihr müsst wirklich mehr essen, Domna.« »Wenn ich noch mehr essen würde, Aaron, käme ich zu sonst nichts mehr.« Sie hörte ihn beim Weggehen lachen.
»So viel Glück möchte ich auch mal haben«, rief er ihr nach, und sie hörte, wie er seinen Bauch tätschelte.
Margaret folgte Manuella in den rückwärtigen Bereich des Ladens. Ida kam gerade hinter dem Vorhang hervor, im
Schlepptau Nella, die sich ein Lachen kaum verkneifen konnte. Ida sah Margaret an und zuckte die Achseln. Die Sprache hier ist sehr schlüpfrig, und ich habe wohl etwas Merkwürdiges gesagt - und wenn schon. Sie wirkte nicht im Mindesten verlegen wegen ihres Fauxpas, und Margaret hatte das Gefühl, dass sie sich sogar darüber amüsierte. Margaret empfand eine plötzliche Freude darüber, dass Ida hier war, dass sie sich so gut mit Casta zurechtfand und hauptsächlich, weil alles so gut verlief.
Doevid, der Junge, der auf den Speicher gegangen war, kam die enge Treppe herab und balancierte mehrere Stoffballen, als wären es Streichhölzer. Er ließ sie auf den Tisch plumpsen. Margaret überlegte einen Moment, ob sie für Ida übersetzen sollte, dann entschied sie, dass ihre Freundin ganz gut allein zurechtkam und dass Donal schließlich auch noch hier war, um zu helfen. Im hinteren Teil des Ladens war es ziemlich warm. Der Teeduft aus dem Samowar, der auf einem kleinen Tisch stand, machte Margaret den Mund wässrig. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie durstig war, aber sie wusste, dass Tee und feine Seide nicht zusammengingen, deshalb zog sie sich bis auf die Unterwäsche und die Handschuhe aus und ließ sich von Manuella das violette Unterkleid mit der Innenseite nach außen überstreifen. Die Frau steckte entlang der Nähte Nadeln ein, wobei sie Margaret gelegentlich pikste. Margaret fühlte sich unbehaglich, und sie wünschte, sie wäre nicht so dürr. Es war, als würde die Matrix auf ihrer Haut mehr Energie verbrauchen, als sie zu sich nehmen konnte.
Es müsste eine Möglichkeit geben, die Matrix zu regulieren, dachte sie und bemühte sich stillzuhalten. Alles ist Energie, sagen die Physiker - aber warum sind wir dann vollständig von Essen als Energiequelle für die Matrixfunktion abhängig? Weil wir Menschen sind, dachte sie reumütig, und keine Ma
schinen oder Engel. Sie ließ ihre Spekulationen fallen und wackelte mit den Zehen in den Stiefeln. Die Seide auf ihrer Haut fühlte sich sehr angenehm an, und sie dachte eine Weile an nichts Besonderes. Als Manuella mit ihren Änderungen zufrieden war, streifte sie Margaret - wiederum verkehrt herum - die Jacke über, während sie leise vor sich hin murmelte. Sie hatte den ganzen Mund voll Nadeln, deshalb war eine Unterhaltung unmöglich, aber Margaret war ohnehin nicht nach Reden zu Mute. Sie genoss auf eine fast sinnliche Art den stillen Augenblick. Hier wollte niemand etwas von ihr. Sie ließ die Schultern ein wenig sinken, bevor ihr einfiel, dass sie aufrecht stehen musste.
Einen Moment lang war sie wieder ein kleines Mädchen in einer langen Reihe anderer Mädchen, und sie hörte, wie die Vorsteherin ihnen befahl, die Schultern zu straffen, die Hände vor der Brust zu falten und die Füße geschlossen zu halten. Beinahe konnte sie sogar die trockene, kalte Luft des Schlafsaals im John-Reade-Waisenhaus riechen. Dann war der Augenblick vorüber, und sie war wieder sie selbst, erwachsen und müde.
»Ihr könnt jetzt zum Spiegel kommen, Domna. Die volle Wirkung werdet Ihr zwar erst sehen, wenn das Kleid geändert ist, aber die Farben stehen Euch hervorragend. Aaron meinte, das Gold der Gaze sei wie Eure Augen.«
Margaret trat zögerlich vor den Spiegel und musterte ihr Bild, blass und rothaarig. Das Kleid saß wie angegossen, und die kleine Rüsche unter ihrem Kinn war schicker, als sie gedacht hätte. »Ich sehe ganz gut

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