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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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gewonnen«, hörte er Marguerida antworten, und ihre sonst so angenehme Stimme klang kalt und distanziert, als wäre sie weit entfernt. Sie wandte den Kopf und sah aus dem Fenster. Der Himmel war sehr dunkel über den Lichtern des Raumhafens, und die wenigen Wolken hatten sich verzogen. Die Sterne leuchteten über der Stadt. Das sanftere Licht der Lampen und Fackeln in Thendara verlieh der Stadt einen warmen Schein. Alles war sehr schön und sehr friedlich.
Dann bemerkte Mikhail, dass drei der Monde fast in einer Linie über dem Horizont standen, ihre Farben vermischten
sich leicht. Mormallor, der kleinste und hellste, stand an einem Ende und der malvenfarbene Idriel am anderen; dazwischen, blau und grün, Kyrrdis. Mikhail fuhr zusammen. Der Traum fiel ihm wieder ein, lebhaft und plötzlich.
»Du kannst nicht gewinnen! Heute Abend wird unsere Verlobung bekannt gegeben!« Giselas sonst so seidige Stimme wurde schrill. »Das spielt keine Rolle«, antwortete Marguerida so ruhig, als wäre sie aus Stein. »Du täuschst dich, Gisela. Du hast aufs falsche Pferd gesetzt.«
Gisela Aldaran stampfte mit dem Fuß auf und knirschte mit den Zähnen. Mikhail zögerte, ob er eingreifen sollte oder nicht. Er spürte die Wut, die Gisela verströmte, und eine Gelassenheit bei Marguerida, die ihn überraschte. Ihr Blick wirkte leicht unscharf, als würde sie von einer inneren Vision überwältigt.
Das blaue Licht von Liriel, dem vierten Mond, stieg über den Horizont, nur ein winziger Teil war zu sehen. Mikhail fühlte ein Grollen in sich, ein Geräusch, als würde die Erde beben. Und eine Stimme wie Donnerschlag dröhnte durch seinen Geist und lähmte seinen Willen.
»NACH HALI! SOFORT!«
23
    Eben noch sprach Margaret mit Gisela und hörte das ärgerliche Zischen ihrer Stimme, und im nächsten Augenblick spürte sie, wie sich ein riesiges Gewicht in ihren Geist drängte. Es war entsetzlich und machte ihr große Angst, aber dennoch blieb ein Teil von ihr völlig ruhig. Sie erlebte einen Moment der Orientierungslosigkeit, als wäre sie an zwei Orten gleichzeitig. Was immer sie gerade sagen wollte, es löste sich in nichts auf. Sie wollte sich losreißen, aber die unbekannte Kraft war zu stark. Dann spürte Margaret die Stimme aus ihrem Traum, mehr als dass sie sie hörte, ein überwältigendes Beben lief durch ihren Körper. NACH HALI! SOFORT! Sie wandte sich vom Fenster ab, ihre Hände zitterten. Die Ungewissheit, unter der sie seit dem Traum litt, war verschwunden, ersetzt durch einen unwiderstehlichen Drang. Ihre Knie schlotterten, und sie hatte das Gefühl, als würde sie an einem Halsband vom Fenster weggezogen.
Margaret sah Mikhail in die Augen und wusste, dass er es ebenfalls spürte. Sie schluckte heftig, nahm ihn bei der Hand und sagte: »Komm, Liebster. Wir haben eine Verabredung mit dem Schicksal.« Erst als sie den Saal zur Hälfte durchquert hatte, fiel Margaret auf, dass sich außer ihnen niemand bewegte. Die Musiker saßen erstarrt über ihren Instrumenten. Regis Hasturs Mund stand offen, als hätte er mitten im Wort innegehalten.
Margaret hatte kaum die Zeit, es wahrzunehmen, bevor die Kraft in ihrem Kopf sie an Mikhails Hand weiterzwang. Sie spürte, wie sich Mikhail ihrem Zerren widersetzte und die unbeweglichen Gestalten im Saal betrachtete. Schließlich schüttelte er den Kopf und passte sich Margarets entschlossenen Schritten an.
»Eine Verabredung mit dem Schicksal? Musst du denn so melodramatisch sein?« Er klang verärgert, und sie spürte seinen Widerwillen trotz des unwiderstehlichen Zwangs, dem sie folgten. Margaret lächelte, obwohl sie glaubte, jeden Augenblick zu zerspringen. Sie wollte nur endlich von diesem unablässigen Hämmern in ihren Knochen wegkommen. Es gab kein Entrinnen, aber die Bewegung schien den Druck leicht zu mindern. »Dio hat mir beigebracht, nie ein gutes Schlusswort zu verschenken. Jetzt beeile dich, Mik. Wir müssen weg sein, bevor sie wieder zu sich kommen!«
Margaret spürte, wie sie innerlich gespalten war. Der Teil, der sich fest im Griff der Stimme befand, war fast wahnsinnig vor Angst. Das war die kleine Marja in ihr, die Ashara damals überschattet hatte. Der andere Teil hatte keine Mittel, um ihrem jüngeren Ich zu helfen, außer ihrem verdrehten Humor. Das Ganze war sehr merkwürdig, und Margaret wagte nicht, genauer darüber nachzudenken. Sie konnte jeden Augenblick nur so akzeptieren, wie er war, und einfach weitergehen. Sonst würde sie den Verstand verlieren, und das

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