Die Schattenmatrix - 20
ganz vergessen, wie schön dieser Raum ist. Und es sieht aus, als wären die Wandgemälde nachgefärbt worden. Jedenfalls hatte ich die Farben lange nicht so strahlend in Erinnerung.« Er nahm den angebotenen Wein und trank das halbe Glas in einem Zug aus. Dann lächelte er seine Nichte an. »Das ist ein wunderbares Kleid, Marja - Verzeihung, Marguerida. Ich vermute, du wirst damit einen neuen Trend in Thendara auslösen, und wenn du eine alte Großmutter bist, werden sie etwas in dieser Art in Neskaya und Dalereuth tragen und es für den letzten Schrei halten. Die Dinge ändern sich hier so langsam.« Er wirkte traurig und irgendwie leicht beunruhigt.
»Danke, Onkel Rafe. Mir gefällt es selbst sehr gut, obwohl ich beim ersten Anziehen dachte, ich sehe eine fremde Person vor mir. Das Kleid passt weder zu Margaret Alton, der Mitarbeiterin der Universität, noch zu Marguerida, der Schülerin in Neskaya.« »Aber es ist genau das Richtige für die Erbin einer Domäne, Chiya.«
»Vielleicht. Aber manchmal denke ich, ich werde nie in ein solches Kleidungsstück passen.« Sie räusperte sich und wechselte das Thema. »Ich habe den kleinen Ethan vor ein paar Tagen in Aarons Laden getroffen, und er scheint seine Studien im Hauptquartier mit großem Spaß zu betreiben.«
Scott stöhnte kurz auf. »Dieser Bengel! Er stellt mehr Fragen, als ich beantworten kann; ich komme mir oft unglaublich alt neben ihm vor. Aber ich bin froh, dass du ihn zu mir geschickt hast, denn er wird ein ausgezeichneter Raumfahrer werden, immer vorausgesetzt, dass …»
»Was?«, unterbrach Mikhail scharf.
»Das kann ich nicht sagen, jedenfalls sollte ich es nicht.« Im Hauptquartier wird die Lage immer unfreundlicher -jetzt, da die Föderation alle paar Stunden neue Befehle erlässt, neue Formulare und Pässe herausbringt. Es mag vielleicht der erotische Traum eines Bürokraten sein, aber für uns Übrige ist es der reinste Albtraum. Vielleicht mache ich mir ja auch unnötige Sorgen, und in ein paar Monaten hat sich alle Aufregung wieder gelegt.
Das hört sich aber ziemlich ernst an.
Ist es auch. Die Föderation mag keine geschützten Planeten, die sie nicht herumkommandieren kann, und es gibt Gerüchte, wonach sämtliche Protektorate bald verändert werden. Es ist eine List, um Welten wie Darkover zu zwingen, ihren Status aufzugeben und Vollmitglieder zu werden - und das liegt durchaus in ihrer Macht.
Wie denn?
Ganz einfach. Kein Handel mehr, die Wirtschaft von einer Generation zur nächsten zu Grunde richten und dann ankommen und die Macht übernehmen.
Weiß Regis Bescheid?
Von mir nicht. Rafe Scott machte ein Gesicht, als hätte er einen schlechten Geschmack im Mund, und trank seinen Wein mit wenigen Schlucken aus. Ich sitze zwischen den Stühlen, weil ich halb Darkovaner und halb Terraner bin, und meine Treueversprechen zerren mich in alle Richtungen. Wenn ich Regis direkt informiere, breche ich meinen Diensteid, und wenn ich es nicht tue, verrate ich Darkover. Aber solange ich im Terranischen Dienst bleibe …
Das hört sich an, als würdet Ihr möglicherweise nicht mehr lange bleiben.
Ich werde im Hauptquartier bleiben, solange es geht, weil ich Darkover dort am ehesten nützen kann. Aber wenn es dazu kommt, dass ich den Planeten verraten müsste, gebe ich mein Amt auf. Es wäre, ehrlich gesagt, eine große Erleichterung.
Armer Onkel Rafe!
Captain Scott musste lachen, und Rafaella, die merkte, dass gerade eine Unterhaltung stattfand, von der sie ausgeschlossen war, sah ihn strahlend an. Es schien sie nicht im Mindesten zu stören, dass sie als Einzige in der Gruppe keine Telepathin war. »Komm, alter Knabe, ich bin zum Tanzen hier, nicht zum Herumstehen.«
Alter Knabe? Marguerida sah ihren Onkel an.
Sie behauptet, es ist ein Ausdruck der Zuneigung, und das stimmt wohl auch. Verglichen mit ihr bin ich alt, und ich fühle mich mit jedem Tag älter.
Dann steig aus, solange du kannst, lieber Onkel. Opfere dich nicht!
Der Terranische Dienst war mein Leben, Chiya.
Dann wird es eben Zeit für ein neues Leben. Du und Rafi könntet euch selbstständig machen, als Fremdenführer oder was auch immer.
Die schönsten Routen auf Darkover als unsere Spezialität? Genau!
Scott lachte leise, gab Mikhail seinen leeren Becher und führte Rafaella zur Mitte der Tanzfläche, wo sich gerade eine neue Aufstellung formierte.
Valenta Elhalyn tauchte neben Mikhail auf, sah mit ihren strahlenden Augen zu ihm auf und fragte: »Tanzt du mit mir? Ich habe
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