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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Mikhail lauschte angestrengt nach Vogelstimmen.
Es war totenstill! Mikhail sehnte sich zwar nach dem Schutz jener Bäume, aber er spürte plötzlich ein gefährliches Prickeln. Er lenkte sein Pferd nach links, an dem Wäldchen vorbei, und Marguerida folgte ihm, ohne Fragen zu stellen.
Mikhail blickte zu der Krähe auf seinem Sattelknaufhinunter. Der große Vogel hatte den Kopf eingezogen, die roten Augen schauten wachsam. Mikhail wünschte, er besäße das Laran, die Gedanken der Krähe hören zu können, denn er wusste, dass ihre Sinne seinen eigenen weit überlegen waren.
Plötzlich galoppierten acht bewaffnete Männer unter den Bäumen hervor. Sie gaben ihren Pferden die Sporen und wollten Mikhail und Marguerida eindeutig abfangen. Sie waren ganz in Grau gekleidet und ritten mit militärischer Präzision. Mikhail sah, dass sie Stahlhelme und Schwerter trugen.
Sie hielten an und umringten Mikhail und Marguerida. Sie sprachen nicht, sondern saßen nur auf ihren Streitrössern und
starrten die beiden ausdruckslos an. Und sie sahen alle genau gleich aus.
Mikhail - das sind keine Menschen. Was?
Es können keine sein - ich kann ihre Gedanken nicht lesen. Es gibt nicht die geringste Spur von der Energie eines menschlichen Gehirns.
Was sind sie deiner Meinung nach dann?
Vielleicht eine Art Klone. Oder Roboter, nur dass sie aus Fleisch und Blut sind, statt aus Metall. Ich weiß es nicht.
Bevor sie ihren Austausch fortsetzen konnten, kam ein weiterer Reiter unter den Bäumen hervor, und die anderen teilten sich und ließen ihn passieren. Er war schlank und blass, und seine Augen leuchteten bernsteinfarben im rötlich grauen Licht, das durch die Wolken drang. Mikhail schätzte ihn auf etwa dreißig, und seiner prächtigen Kleidung und der Ehrerbietung nach, die man ihm zollte, musste er eine Respektsperson sein.
Der Mann zügelte sein Pferd und sah Mikhail und Marguerida lange nur schweigend an. Vor allem starrte er auf ihre Umhänge, als würde ihn irgendetwas daran stören. Dann verzog er leicht den schmalen Mund. »Seid gegrüßt«, sagte er schließlich tonlos. Eine große Kälte lag in seinen Worten, und Mikhail unterdrückte einen Schauder.
»Seid gegrüßt, vai Dom«, antwortete er.
»Ich bin Padraic El Haliene.« Der Mann sah von einem zum anderen und runzelte die Stirn, als er das schwere Armband an Margueridas Handgelenk bemerkte. In sein hochmütiges Gesicht trat ein verwirrter Ausdruck, als hätte er zwar etwas Bestimmtes erwartet, aber nicht das. »Woher kommt ihr?«
»Vom Norden.« Das war so weit richtig. Mikhail und Mar-guerida hatten besprochen, was sie auf die Fragen von Fremden antworten wollten, und versucht, eine Geschichte zu erfinden, die einer oberflächlichen Prüfung standhielt. Sie woll
te sich für Marja Leynier ausgeben, und er hatte sich für den Namen Danilo entschieden; so hatte man ihn genannt, als er Regis Hasturs Erbe wurde, bevor Dani Hastur zur Welt kam. Aber Danilo wer? Mikhail war noch kein passender Nachname eingefallen, sosehr er sich auch anstrengte. Es war, als würde sich etwas in ihm gegen einen anderen Namen sträuben, oder vielleicht war es auch wichtiger, als er dachte, wie er sich nannte.
Dom Padraic schwieg einen Augenblick. Mikhail war sich sicher, dass er nicht wirklich nachdachte, sondern eher jemandem zuhörte. »Wessen Leroni seid ihr?« Die Frage kam wie ein scharfes Bellen, das kein Leugnen duldete.
Mikhail zögerte, unsicher, wie er reagieren sollte. Er hatte sich bis zu diesem Augenblick nicht klar gemacht, wie verschieden das Zeitalter des Chaos von seiner eigenen Zeit war, denn die Frage des Mannes ergab in Mikhails Tagen keinen Sinn mehr. Sie unterstellte Besitz statt Untertanentreue, Mikhails Laran machte ihn offenbar zu einer Art Eigentum. Das erschien ihm unvorstellbar, und er war wütend und bestürzt zugleich. Wären die acht schweigenden Gestalten nicht gewesen, die sie aus leeren Augen beobachteten, hätte er Dom Padraic gern aus dem Sattel geholt und ihm eine tüchtige Tracht Prügel verabreicht.
Mik, das ist der Mann, der Amalies Leute aus Hali vertrieben hat dessen bin ich mir ganz sicher! Und da ist noch jemand … »Wem dient ihr?« fuhr Dom Padraic sie an, als er keine Antwort bekam.
Mikhail blieb stumm und sinnierte über Margueridas Gedanken. Dann spürte er einen leichten Druck in seinem Kopf und hatte den Impuls, seinen richtigen Namen zu nennen. Es war ein ekelhaftes Gefühl und erinnerte ihn nur zu sehr an Emelda. Ein Wahrheitszauber!

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