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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Quelle wehte herein, und er rümpfte die Nase.
Im Haus war es ungewöhnlich still. Er blickte zur Treppe und horchte angestrengt nach Geräuschen im oberen Stock
werk. Hier wohnten fünf Kinder, und dennoch war alles ruhig. Armida hatte in seiner Kindheit von lauten Schritten, jungen Stimmen und zugeknallten Türen widergehallt. Javanne hatte sich oft beschwert, sie habe keine ruhige Minute, und immer behauptet, wenn sie gewusst hätte, wie laut Kinder seien, hätte sie vielleicht nicht so viele in die Welt gesetzt. Mikhail wäre im Augenblick froh gewesen, das Trampeln zu hören, mit dem er und seine Brüder die Treppen von Armida erzittern ließen. Irgendetwas an der Stille in diesem Haus war nicht in Ordnung, aber er konnte nicht genau sagen, was.
Ein leises Rascheln von Stoff ließ ihn in das Dunkel neben der Treppe blicken, von wo nach einem Augenblick eine Frau auftauchte. Sie war mager, beinahe knochig, und sehr dunkles, fast schwarzes Haar fiel in dichten Locken um ihr schmales Gesicht. Ihre Hautfarbe war irgendwie seltsam - sie hatte einen befremdlichen Grünstich -, aber bei der schlechten Beleuchtung spielten ihm seine Augen vielleicht nur einen Streich. Die Farbe ihres Gewandes jedoch war keine optische Täuschung. Der Stoff war von jenem besonderen Rot, das ausschließlich den feierlichen Gewändern der Bewahrerinnen vorbehalten blieb.
Einen Augenblick lang standen sie beide da und starrten einander an. Dann sprach die Frau mit hochnäsigem Tonfall. »Was tut Ihr hier?« »Ich bin Mikhail Hastur, und ich bin gekommen, um mich um die Kinder zu kümmern. Wo ist Domna Priscilla?«
»Um die Kinder kümmern! Um die braucht sich niemand zu kümmern.« Die Frau sah Mikhail mit ihren grauen Augen an, und er wurde von einem solchen Schwindelgefühl erfasst, dass er den Blick abwenden musste.
»Wer seid Ihr?«, stieß er wütend hervor, als er seine Sinne wieder im Griff hatte. Wie konnte es dieses Weibsbild wagen, ihn direkt anzusehen! Was war hier eigentlich los?
»Ich bin Emelda, und Ihr habt den weiten Weg umsonst gemacht. Ihr solltet besser sofort wieder gehen.«
Bevor Mikhail antworten konnte, trat Priscilla aus dem Flur hinter der Treppe. Ihre Augen wirkten leer, und das rotblonde Haar war grau geworden. Er hatte sie als ziemlich mollige Frau in Erinnerung, aber nun war sie sehr dünn, beinahe hager. »Ich habe Stimmen gehört.« Sie sah Mikhail und blieb stehen. »Ach, du bist es. Du warst mit deinem Freund Dyan schon einmal hier, hab ich Recht? Das heißt - nicht hier, sondern auf Burg Elhalyn. Aber ich erinnere mich noch genau an dich.« Sie schien deshalb sehr zufrieden mit sich zu sein. »Was ist diesmal der Grund für deinen Besuch?« »Regis Hastur hat mich zum Regenten von Elhalyn ernannt, Domna, was man Euch, soviel ich weiß, bereits mitgeteilt hat.«
»Ach das. Ja, ich glaube, ich habe eine entsprechende Nachricht erhalten. Aber das erklärt noch immer nicht deine Anwesenheit. Ich habe dich nicht eingeladen, oder?« Priscilla schaute verwirrt drein, dann ein wenig beunruhigt, als wäre ihr plötzlich etwas Unangenehmes eingefallen. Ihr Blick wanderte nervös zu Emelda. Mikhail fühlte sich, als würden eklige Insekten wild in seinem Kopf herumschwirren. »Als Regent trage ich immerhin Sorge für das Wohlergehen der Kinder, außerdem muss ich die Knaben prüfen«, brachte er schließlich heraus. »Ich bin mit zweien meiner Männer hierher gekommen und …«
»Ihr habt auch noch Leute mitgebracht!« Das war Emelda, und sie sah wütend aus. »Das können wir nicht dulden.«
Mikhail war mit seiner Geduld am Ende. »Schweig, wer immer du bist. Die Sache geht dich nichts an!« Keine verdammte Haushälterin sagt mir, was ich zu tun habe! Und wieso trägt sie die Farbe einer Bewahrerin?
Die schwarz gelockte Frau warf sich in Positur. »Ich bin Emelda Aldaran, und es geht mich sehr wohl etwas an. Weil nämlich ohne meine Führung …«
»Domna Elhalyn«, donnerte Mikhail und war selbst überrascht vom Dröhnen in seiner Stimme, »was ist hier eigentlich los?« Priscilla blickte von Mikhail zu Emelda, als säße sie zwischen zwei hungrigen Raubtieren in der Falle. Ihre blassen Augen funkelten im schwachen Licht des Foyers, und ihre Hände begannen zu zittern. »Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte sie kraftlos.
»Ich meine, dass Ihr in diesem baufälligen Haus mit zerbrochenen Fenstern lebt, dass Eure Diener sich unverschämt benehmen und Eure Ställe eine Schande sind!«
»Wenn es Euch nicht gefällt,

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