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Die Schattenmatrix - 20

Die Schattenmatrix - 20

Titel: Die Schattenmatrix - 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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riesig. Mikhail war sich des scharfen Schnabels so dicht an seinem Gesicht bewusst, damit hätte ihm das Tier problemlos ein Auge aushacken können. Dennoch war er nicht beunruhigt. Stattdessen empfand er zum ersten Mal seit Tagen Neugier, als wäre sein Kopf endlich klar geworden.
Die Krähe stieg von einem Bein aufs andere, und Mikhail streckte den linken Arm aus. Er war sein ganzen Leben lang mit Falken umgegangen, aber nie mit einem solchen Vogel. Die Krähe lief seinen ganzen Arm entlang, bis sie genau auf seinem Handgelenk stand. Dann öffnete sie ihren gelben Schnabel und wackelte mit der Zunge - ein komischer Anblick, der ihn zum Lachen gebracht hätte, wenn er weniger respektvoll gewesen wäre. Dieser Vogel hatte etwas Achtung Gebietendes an sich, und seine Verbeugung von vorhin kam Mikhail nicht im Mindesten lächerlich vor.
War es wirklich dieselbe Krähe, die er an seinem ersten Tag in Haus Halyn gleich zweimal gesehen hatte? Er hatte ihr raues Krächzen seither mehrmals gehört, war aber zu müde und zu beschäftigt gewesen, um darauf zu achten. Verfolgte sie eine Absicht? Sie benahm sich mit Sicherheit anders als alle Krähen, die Mikhail bisher gesehen hatte - oder als Vögel überhaupt.
Er wusste, dass es vereinzelt Personen gab, deren Laran ihnen erlaubte, mit Tieren zu kommunizieren, doch bei ihm waren nie auch nur die leisesten Anzeichen zu Tage getreten. Er spürte - sehr entfernt - ein wenig von der Energie des Tieres und von der Intelligenz, die in dem kleinen Gehirn steckte. Darüber hinaus jedoch handelte es sich um einen hübschen Vogel und weiter nichts. Die Krähe stieß wieder einen Schrei aus, der fast wie ein Wort klang, und Mikhail zuckte zusammen. Gisela Aldaran, fiel ihm ein, hatte einmal einen Raben besessen, der einzelne Wörter nachsprechen konnte, und er fragte sich, ob die Krähe wohl über die gleiche Fähigkeit verfügte.
»Wie bitte?« Es erschien ihm höflich, zumindest zu sprechen. Die Krähe wiederholte das Geräusch, und es hallte in Mikhails Ohren wider. »Geh? Willst du mir sagen, ich soll von hier verschwinden? Das würde ich auf der Stelle tun, wenn ich die Wahl hätte, das kannst du mir glauben!«
Der Vogel starrte ihn aus seinen durchdringenden Augen an, dann war es, als würde er die Schultern zucken, und er schwang sich von Mikhails Arm. Er landete kurz auf den Pflastersteinen im Hof, dann flog er zu den Bäumen davon. Mikhail stand reglos da, beobachtete seinen Flug und fragte sich, was er jetzt tun sollte. Schließlich winkte er dem Vogel nach und ging zurück ins Haus.
Die geistige Klarheit, die er im Stallhof erlangt hatte, hielt während des heißen Bades und des Kleiderwechsels an. Sie
war sogar immer noch da, als er nach unten ging, um mit den Kindern und seinen Gardisten zu essen. Wie üblich nahmen Priscilla und ihr Schatten nicht am Mahl teil, sondern aßen in dem kleinen Zimmer im ersten Stock, in dem sie den größten Teil ihrer Zeit verbrachten.
»Ich habe dich im Hof gesehen«, sagte Mira. Sie lächelte, und zwei Grübchen erschienen in ihrem mittlerweile etwas volleren Gesicht. Sie war ein ausgesprochen hübsches Kind, auch wenn sie immer noch sehr ängstlich wirkte. Und auch ihre Schwester Val sah, genau wie Emun, oft gehetzt aus.
»Hast du vorhin aus einem der oberen Fenster geschaut? Hast du gesehen, wie mich die Attrappe beinahe besiegt hätte?« Mikhail sprach mit erzwungener Fröhlichkeit. Es war nicht das Fenster des Mädchenzimmers gewesen, in dem er das weiße Gesicht gesehen hatte, das lag nämlich auf der anderen Seite des Hauses. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich war mit Wena im Wäscheraum. Seit du das Fenster repariert hast, ist es ganz nett dort. Und ich habe dich auch nur kurz gesehen, weil ich Wena helfen musste, die Laken zu falten.« Sie stöhnte komisch und streckte die Arme aus. »Man muss aufpassen, dass sie nicht auf dem Boden schleifen. Du bist wie wild herumgesaust und hast das Schwert von einer Hand in die andere gewechselt.«
»Dann könnt Ihr also beidhändig kämpfen, Dom Mikhail?« Vincent brüllte die Worte beinahe, er hatte offensichtlich keinen Begriff davon, wie man gemäßigt sprach. Mikhail hatte ihn mehrmals gebeten, leiser zu reden, aber Vincent schrie weiter, so dass sich Mikhail sogar fragte, ob er vielleicht irgendwie taub war. »Ja, Vincent, das kann ich.«
»Wann bringt Ihr es mir bei? Habt Ihr denn schon einen Mann getötet?«
»Das Ziel der Fechtkunst ist nicht, töten zu können, sondern es vermeiden

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