Die Schattenplage
Pfannkuchen?«
»Du hast bereits jede Menge gehabt«, warf Oma ein.
»Vor mehr als drei Stunden«, erwiderte Opa und setzte sich auf den Stuhl, den Seth gerade freigemacht hatte. »Selbst nach einer langen Nacht stehen wir alten Leutchen mit der Sonne auf.« Er zwinkerte Kendra zu.
Warren kam mit einem aufgerollten Seil in die Küche. »Es gibt noch Pfannkuchen?«
»Ich arbeite nur gerade an einigen übriggebliebenen«, sagte Opa.
»Gehst du mit Opa zum Teich?«, erkundigte Kendra sich.
»Als Erstes, ja«, antwortete Warren. »Dann werden Hugo und ich auf Kundschaft gehen. Ich werde mich so nah an Kurisock heranbegeben, wie ich kann.«
»Geh nicht so nahe ran, dass du als Schatten zurückkommst«, warnte Kendra ihn.
»Ich werde mein Bestes tun, um unversehrt zurückzukehren«, erwiderte er. »Und wenn ich doch ein Schatten werden sollte, werde ich nicht mit meinem Schicksal hadern, nur weil mein letzter Wunsch nach ein paar weiteren Apfelpfannkuchen unerfüllt geblieben ist.«
»Schon gut«, sagte Opa. »Schnapp dir einen Teller. Ich werde teilen.«
An diesem Abend lag Kendra im Bett und überflog ein Tagebuch, wobei sie immer wieder verstohlene Blicke in Seths Richtung warf, der seinerseits in einem schnellen Tempo Seiten durchblätterte und gelegentlich innehielt, um eine Passage genauer zu betrachten. Sie versuchte, sich auf ihre Lektüre zu konzentrieren, aber der Anblick ihres Bruders, wie er aufmerksam las, lenkte ihre Aufmerksamkeit immer wieder ab.
»Ich kann sehen, dass du mich beobachtest«, sagte Seth, ohne aufzublicken. »Ich sollte anfangen, Eintritt zu verlangen.«
»Irgendetwas Interessantes gefunden?«
»Nichts Nützliches.«
»Ich auch nicht«, sagte Kendra. »Nichts Neues.«
»Es überrascht mich, dass du überhaupt je was findest, so langsam wie du liest.«
»Mich überrascht es, dass du nicht alles übersiehst, wenn du so schnell umblätterst.«
»Wer weiß, wie viel Zeit uns noch bleibt?«, erwiderte Seth, klappte das Tagebuch zu und rieb sich die Augen. »Heute hat niemand was gefunden.«
»Ich habe Opa gesagt, er hätte mich mit Lena reden lassen sollen«, meinte Kendra. »Für ihn wollte sie nicht einmal auftauchen.«
»Wir könnten uns heute Nacht zum Teich hinunterschleichen«, schlug Seth vor.
»Bist du wahnsinnig?«
»War nur ein Witz. Größtenteils. Außerdem würden Hugo und Mendigo uns nie im Leben aus dem Garten lassen. Ich war erleichtert, dass Opa Doren am Teich gesehen hat. Ich war sicher, Newel hätte ihn geschnappt.«
Kendra schloss ihr Buch. »Opa hat von einigen der Satyre und Dryaden gute Informationen bekommen.«
»Sie haben nur bestätigt, was wir bereits wissen«, widersprach Seth. »Schlagzeile: Die Seuche ist überall .«
»Warren ist sicher aus Kurisocks Reich zurückgekehrt.«
»Ohne neue Informationen, bis auf die Tatsache, dass ein Froschriese Wache steht. Er hat die Teergrube nicht einmal erreicht.«
Kendra streckte die Hand nach der Nachttischlampe aus. »Soll ich das Licht ausmachen?«
»Meinetwegen. Ich fürchte, meine Augen schmelzen, wenn ich versuche, noch mehr zu lesen.«
Kendra knipste das Licht aus. »Ich verstehe nicht, warum du dich so darüber aufregst, dass man dich beim Lesen erwischt hat.«
»Es war einfach peinlich. Was ist, wenn die Leute davon erfahren?«
»Sie würden einfach denken, du wärst normal und klug. Die meisten Leute, die zu kennen sich lohnt, genießen das Lesen. Alle in unserer Familie lesen. Oma hat am College unterrichtet.«
»Ja, aber früher hab ich dich verspottet, und jetzt seh ich wie ein Heuchler aus.«
Kendra lächelte. »Nein, du siehst so aus, als hättest du endlich dazugelernt.« Er gab keine Antwort. Kendra starrte zur Decke empor und nahm an, dass das Gespräch zu Ende war.
»Was ist, wenn wir dieses Problem nicht lösen können?«, fragte Seth, gerade als sie einzuschlafen begann. »Ich weiß, wir haben in der Vergangenheit einige gefährliche Situationen überlebt, aber diese Seuche fühlt sich anders an. Niemand hat je zuvor etwas Derartiges erlebt. Wir wissen nicht, was es ist, geschweige denn, wie wir den Schaden reparieren sollen. Und die Seuche breitet sich viel zu schnell aus und verwandelt Freunde in Feinde. Du hättest Newel sehen sollen.«
»Ich mache mir auch Sorgen«, erwiderte Kendra. »Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist dass Coulter recht hatte: Selbst wenn man sein Bestes tut, um sich vorzubereiten, können diese Reservate tödlich sein.«
»Es tut mir leid,
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