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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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und machte einen weiteren halben Schritt auf die Lücke in der Hecke zu. Coulter wurde nun deutlicher sichtbar, sackte nach vorn und stützte sich mit beiden Händen auf den Schenkeln ab. Sein Gesicht wirkte gequält, verzerrt von ungeheurer Anstrengung. Er versuchte, den Kopf zu heben, aber stattdessen sank er langsam auf die Brust.
    »Hilf ihm!«, heulte Seth auf.
    Kendra trat durch die Lücke und packte Coulter an der Schulter. Sofort wurde er voll sichtbar und fiel keuchend um, wo er zu Kendras Füßen auf dem Pfad liegen blieb.
    »Coulter!«, rief Seth. »Du bist wieder da!«
    »Knapp«, schnaufte er, das Gesicht gerötet von der Anstrengung. »Nur knapp. Gebt mir … eine Minute.«
    »Wir sind so glücklich, dass Sie leben!«, jubelte Kendra, und Tränen liefen über ihr Gesicht.
    »Wir sollten … vom Eingang … wegbleiben«, stieß er hervor und kroch von der Lücke in der Hecke weg.
    »Zwei Satyre sind gerade losgelaufen«, vermeldete Seth.
    »Sie werden … die Nachricht verbreiten wollen … dass Kendra die Dunkelheit überwinden kann«, schnaufte Coulter. Er richtete sich auf und holte mehrmals tief Luft. Langsam schien er sich zu erholen.
    »Haben Sie mein Licht gesehen?«, fragte Kendra.
    Coulter grinste. »Ob ich es gesehen habe? Dein Licht hat mich versengt, Kendra, mich blind gemacht. Ich dachte, es würde mich jeden Moment verzehren. Es hat mich auf eine Weise verbrannt, die anders war als Sonnenlicht. Sonnenlicht hat mir nur Schmerz bereitet. Kalten Schmerz. Dein Licht hat ebenso gelockt, wie es brannte. Es hat mir neben dem Schmerz auch Wärme gespendet, die erste Wärme, die ich verspürt habe, seit die Schattenfeen mich verwandelt haben. Ich konnte fühlen, wie die Dunkelheit, die von mir Besitz ergriffen hatte, vor deinem Licht zurückwich, und das hat mir Hoffnung gemacht. Ich dachte, wenn ich deinem Licht nur nahe genug kommen könnte, würde ich entweder sterben oder geheilt werden. Mein eisiges Dasein würde enden, so oder so.«
    »Wie war es denn so als Schatten?«, wollte Seth wissen.
    Coulter schauderte. »Kälter, als ich mit Worten beschreiben könnte. Ein normaler menschlicher Körper wäre schon lange gefühllos, bevor er die Kälte erleben könnte, die ich erfahren habe. Sonnenlicht hat die Kälte zu Qual gesteigert. Als Schatten war es schwer, mich zu konzentrieren. Meine Gefühle waren verworren. Ich fühlte mich verzweifelt. Vollkommen leer. Mein Geist wollte nicht mehr. Ich war ständig versucht, zusammenzubrechen und mich in meiner Leere zu suhlen. Aber ich wusste, dass ich dagegen ankämpfen musste. Tanu hat mir geholfen, nicht den Verstand zu verlieren, nachdem er verwandelt worden war.«
    »Wo ist Tanu?«, fragte Kendra. »Und was ist mit den anderen? Haben Sie Oma und Opa gesehen?«
    Coulter schüttelte den Kopf. »Sie sind weg. Alle. Ich habe kurz Warren und Dale getroffen. Als Schatten konnten wir miteinander kommunizieren, eher telepathisch als mit gesprochenen Worten. Sie sagten mir, dass sie hinter ihnen her sei, dass sie bereits Stan und Ruth fortgeholt habe. Dann haben wir uns getrennt und wollten eigentlich an einem vereinbarten Treffpunkt wieder zusammenkommen, aber keiner der anderen ist erschienen. Ich bin hierher gekommen, um euch vor dem zu warnen, was mit den anderen geschehen ist. Dann sah ich dein Leuchten, kam näher, und jetzt bin ich geheilt.«
    »Was hat Ephira ihnen angetan?«, fragte Kendra.
    »Ist das ihr Name?«, wollte Coulter wissen. »Warren und Dale hatten den Verdacht, dass sie die beiden irgendwo eingekerkert hat oder sie versteckt. Es ist schwer, das mit Bestimmtheit zu sagen. Verrate mir eins, Kendra: Warum hast du so hell geleuchtet?«
    »Ich leuchte jetzt nicht mehr?«, fragte Kendra zurück.
    Coulter musterte sie. »Ich nehme an, du tust es, aber für meine Augen ist es jetzt nicht mehr wahrnehmbar.«
    Kendra betrachtete die dunklen Satyre, die sich noch weiter von der Lücke in der Hecke zurückgezogen hatten. »Wir werden Ihnen später alles genau erzählen, an einem Ort, an dem man uns nicht belauschen kann. Die Feenkönigin hat mir ein Geschenk voll heller Energie gegeben.« Sie senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Es könnte uns helfen, der Seuche Einhalt zu gebieten.«
    »Mich hat es gewiss geheilt«, sagte Coulter. »Aber es hat furchtbar wehgetan … wird wohl einen Ehrenplatz auf der Liste meiner unangenehmsten Erinnerungen einnehmen.« Er streckte die Arme. »Ich schätze, es ist jetzt an uns dreien, die anderen zu

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