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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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den Nipsis zurückerstatten kann.«
    Seth senkte den Blick und starrte auf seinen Schoß. »Ich wusste doch, dass ich besser den Mund gehalten hätte«, murmelte er elend. »Ich habe mir nur Sorgen gemacht …«
    »Seth, es war die richtige Entscheidung, es mir zu erzählen. Aber es war falsch von dir, dich den Regeln zu widersetzen. Du solltest inzwischen wissen, wie katastrophal das sein kann.«
    »Ich bin kein Trottel«, erwiderte Seth und blickte gekränkt auf. »Ich bin unversehrt zurückgekommen und mit nützlichen Informationen. Ich war vorsichtig. Ich bin auf den Wegen geblieben. Ich hatte die Satyre bei mir. Sicher, ich habe ein paar Fehler gemacht, als ich noch nicht viel über das Reservat wusste. Schreckliche Fehler. Das tut mir leid. Aber einige Dinge habe ich auch richtig gemacht. In letzter Zeit streife ich dauernd allein hier umher, ohne jemandem etwas davon zu erzählen. Ich halte mich an Orte, die ich kenne. Und es passiert nie etwas Schlimmes dabei!«
    Opa nahm eine kleine Kristallkugel von seinem Schreibtisch, in die ein winziger, menschenähnlicher Schädel eingebettet war, und warf sie geistesabwesend von einer Hand in die andere. »Ich weiß, dass du von Coulter und den anderen eine Menge gelernt hast. Es sollte dir viel leichter fallen als früher, dich sicher in gewissen Gebieten Fabelheims zu bewegen. Ich kann verstehen, warum das die Versuchung verstärkt, Grenzen zu ignorieren. Aber es sind gefährliche Zeiten angebrochen, und innerhalb dieses umzäunten Waldes lauern große Gefahren. Dass du dich so weit vom Garten entfernt hast – an einen unvertrauten Ort – und dich dabei auf das Urteil von Newel und Doren verlassen hast, zeigt einen beunruhigenden Mangel an gesundem Menschenverstand. Wenn ich mich jemals dafür entscheiden sollte, die Bereiche Fabelheims auszudehnen, in denen du dich allein bewegen darfst, werde ich dich auf viele verbotene, aber faszinierende Regionen aufmerksam machen müssen, die du meiden musst. Seth, wie kann ich jemals darauf vertrauen, dass du dich an solch komplizierte Regeln hältst, wenn du dich halsstarrig weigerst, die einfachen zu befolgen? Deine wiederholten Regelverstöße sind der Hauptgrund, warum ich dir nicht mehr Freiheit gegeben habe, das Reservat allein zu erkunden.«
    »Tatsächlich?«, meinte Seth verlegen. »Ich schätze, das klingt vernünftig. Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass es eine Prüfung ist, im Garten zu bleiben?«
    »Zum einen hätte es die Regel noch unwichtiger erscheinen lassen können.« Opa stellte die Kristallkugel wieder ab. »Nichts von alledem ist ein Spiel. Ich habe diese Regel aus gutem Grund aufgestellt. Es können wirklich schlimme Dinge geschehen, wenn du unbegleitet durch den Wald streifst, selbst wenn du glaubst, du wüsstest, was du tust. Seth, du benimmst dich manchmal, als wäre Erwachsenwerden für dich gleichbedeutend damit, alle Regeln umzustoßen. Im Gegenteil – ein großer Teil des Erwachsenwerdens dreht sich darum, Selbstbeherrschung zu lernen. Arbeite daran, dann können wir darüber reden, deine Privilegien auszuweiten.«
    »Kann ich mit guter Führung eine Verkürzung des Arrests erwirken?«
    Opa zuckte die Achseln. »Man weiß nie, was passiert, wenn Wunder geschehen.«
    Eine zierliche Fee mit kurzem Haar, das so rot war wie eine reife Erdbeere, landete auf dem Rand einer marmornen Vogeltränke und spähte ins Wasser. Ihre durchscheinenden Libellenflügel waren im Sonnenlicht fast unsichtbar, und ihr knappes, eng anliegendes dunkelrotes Kleid glänzte wie ein Rubin. Sie wirbelte herum und schaute über ihre Schulter hinweg ihr Spiegelbild an, dann zog sie einen Schmollmund und neigte den Kopf in verschiedenen Winkeln.
    Eine gelbe Fee stand in der Nähe und spreizte die mit schwarzen Mustern durchsetzten bunten Schmetterlingsflügel. Sie hatte bleiche Haut und lange, honigblonde Zöpfe. Die gelbe Fee zwitscherte – ein Geräusch, als klingelten winzige Glöckchen.
    »Gibt’s was zu sehen?«, fragte die rote Fee mit gespielter Unschuld.
    »Ich habe gerade versucht, mir mein Spiegelbild mit hässlichen, farblosen Flügeln vorzustellen«, erwiderte die gelbe Fee.
    »Komischer Zufall«, bemerkte die rote Fee und strich sich mit der Hand übers Haar. »Ich habe mir mich soeben mit großen, grellen Flügeln vorgestellt, die von meiner Schönheit ablenken.«
    Die gelbe Fee zog eine Augenbraue hoch. »Warum nicht so tun, als hättest du lange, elegante Flügel, die deine Schönheit eher verstärken

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