Die Schattenplage
jemandem erzählst, und du auch eine Menge Geld verlieren würdest … Würdest du es dann jemandem erzählen?«
»Opa!«, rief Kendra. »Seth will dir ein Geheimnis über die Nipsis anvertrauen!«
»Du bist eine Verräterin«, knurrte Seth.
»Ich helfe nur dem klugen Seth, den idiotischen zu besiegen.«
»Ich schätze, der Kluge ist dir auch noch dankbar dafür«, meinte Seth widerstrebend. »Aber sei vorsichtig. Der idiotische Seth ist der Typ, vor dem du dich in acht nehmen solltest.«
»Also«, begann Opa und nahm hinter dem Schreibtisch in seinem Büro Platz, »wie kommt es, dass du von den Nipsis weißt, Seth?«
»Allgemeinwissen?« Er fühlte sich unbehaglich in dem großen Sessel und schwor sich im Stillen, Kendra für ihren Verrat bezahlen zu lassen.
»Wohl kaum«, sagte Opa. »Ich bewahre strengstes Stillschweigen über sie. Die Nipsis sind sehr verwundbar. Und sie leben sehr weit vom Garten entfernt. Weißt du irgendetwas Wichtiges über sie?«
»Vielleicht«, meinte Seth ausweichend. »Wenn ich es dir erzähle, wirst du mir versprechen, dass ich dann keinen Ärger kriege?«
»Nein«, erwiderte Opa und faltete erwartungsvoll die Hände auf dem Schreibtisch.
»Dann sage ich kein Wort mehr, bis ich mit einem Anwalt gesprochen habe.«
»Du reitest dich nur immer tiefer hinein«, warnte Opa. »Ich verhandle nicht mit Missetätern. Doch soll es schon vorgekommen sein, dass ich Aufrichtigkeit mit Gnade belohnt habe.«
»Die Satyre haben mir erzählt, dass die Nipsis Krieg gegeneinander führen«, platzte Seth schließlich heraus.
»Krieg? Die Satyre müssen sich irren. Ich kenne in ganz Fabelheim keine friedlichere Gesellschaft, mit Ausnahme der Wichtel vielleicht.«
»Es stimmt!«, beharrte Seth. »Newel und Doren haben es gesehen. Das Sechste und Siebte Königreich greifen die anderen an. Die bösen Nipsis sagen, sie hätten einen neuen Herrn. Sie sehen anders aus als die anderen, mit grauer Haut und roten Augen.«
»Die Satyre übertreiben manchmal ein wenig in ihren Beschreibungen«, bemerkte Opa.
»Und wenn sie mir die Nipsis vielleicht gezeigt haben?«, gestand Seth vorsichtig.
»Deine Großmutter würde durch die Decke gehen, wenn sie wüsste, dass du Zeit mit Newel und Doren verbringst«, polterte Opa. »Und ich kann nicht behaupten, dass ich anderer Meinung bin. Es wäre schwer, sich einen schlechteren Einfluss auf einen Zwölfjährigen vorzustellen als zwei Satyre. Folge ihrem Beispiel, und du wirst dich zu einem üblen Taugenichts und Tagedieb entwickeln. Aber … halt, einen Moment mal. Haben die Satyre die Nipsis etwa wieder bestohlen?«
Seth bemühte sich um eine gefasste Miene. »Weiß ich nicht.«
»Ich habe schon früher mit Newel und Doren darüber gesprochen, dass sie die Nipsis nicht bestehlen dürfen. Man hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass die Nipsis es geschafft haben, das Problem zu lösen. Lass mich raten. Du hast den Satyren gegen meinen ausdrücklichen Wunsch weitere Batterien angeboten und sie dazu verleitet, eine neue Möglichkeit zu finden, die Sieben Königreiche zu betreten?«
Seth hielt einen Finger hoch. »Wenn sie es nicht getan hätten, wüssten wir nicht, dass die Nipsis im Krieg liegen, und sie wären vielleicht bald ausgestorben.«
Opa starrte ihn an. »Wir haben über gestohlenes Gold gesprochen, das außerdem hier im Reservat die Neigung hat, mehr Ärger zu machen, als es wert ist.«
»Streng genommen wurde es gar nicht gestohlen«, verteidigte sich Seth. »Die Nipsis haben es Newel dafür gegeben, dass er den Angriff des Sechsten und Siebten Königreichs abgewehrt hat.«
Opa presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. »Ich bin froh, dass du das Kendra erzählt hast und sie dir geholfen hat, damit zu mir zu kommen. Ich bin froh zu erfahren, dass es bei den Nipsis eine ungewöhnliche Situation gibt. Allerdings bin ich äußerst enttäuscht, dass du diesen ewigen Heranwachsenden hinter meinem Rücken weiterhin Batterien verkaufst und ihr auf zweifelhafte Weise erworbenes Gold als Bezahlung annimmst. Und vor allem darüber, dass du dich ohne Erlaubnis so weit vom Garten entfernt hast. Für den Rest des Sommers wird es dir nicht gestattet sein, dieses Haus ohne Begleitung zu verlassen. Und du wirst drei Tage lang keine beaufsichtigten Exkursionen unternehmen, was bedeutet, dass du dich Tanu und Coulter nicht anschließen kannst, wenn sie heute Nachmittag nach den Nipsis sehen. Darüber hinaus wirst du das Gold mir übergeben, damit ich es
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