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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Wenigstens stimmte er Kendra zu, dass der Tag heiß war.
    Warren, Dougan und Gavin saßen auf der Ladefläche des Pickup, zusammen mit dem Gepäck und mit Hüten, die ihre Gesichter gegen die Sonne beschirmten. Kendra brauchte sich nur ins Gedächtnis zu rufen, wie sehr die drei mit Hitze und Staub zu kämpfen hatten, um jegliche Beschwerden über die jämmerliche Leistung der Klimaanlage für sich zu behalten.
    »Wir sind fast da«, sagte Neil. Es war die erste unaufgeforderte Bemerkung, die er gemacht hatte seit dem »Ich werde Ihre Koffer nehmen« auf dem kleinen Flughafen in Flagstaff.
    Kendra beugte sich vor und hielt Ausschau nach irgendetwas, das es außer dem von der Sonne ausgedörrten Lehm und den türkisfarbenen Salbeibüschen noch zu sehen geben mochte. Das Einzige, was sie entdeckte, war ein niedriger Stacheldrahtzaun, der langsam in Sicht kam, mit einem klapprigen Holzgatter, das sich quer über den Fahrweg spannte. Der Zaun mit drei Reihen Stacheldraht erstreckte sich in beide Richtungen bis zum Horizont. Am Tor hing ein verblasstes Zutritt-Verboten-Schild, weiße Lettern auf rotem Grund.
    »Ich sehe nicht viel außer einem Zaun«, sagte Kendra.
    Neil schaute sie an, die Augen so fest zusammengekniffen, dass es aussah, als habe er sie geschlossen. »Du siehst den Zaun?«
    »Klar. Stacheldraht. Hält der irgendjemanden fern?«
    »Ich fahre diese Strecke seit dreißig Jahren«, erwiderte er. »Ich kann den Zaun immer noch nicht sehen, bis ich ihn passiert habe. Ein mächtiger Ablenkungszauber. Ich muss mich auf die Straße konzentrieren. Es ist jedes Mal schwierig, gegen den Drang zu kämpfen, umzudrehen, obwohl ich genau weiß, wohin ich fahre.«
    »Oh«, sagte Kendra. Es war nicht ihre Absicht gewesen, kundzutun, dass Ablenkungszauber keine Wirkung auf sie hatten, aber ihr fiel auf die Schnelle keine Notlüge ein, um zu erklären, warum sie den Zaun so mühelos entdeckt hatte. Da war er: drei Stacheldrahtstränge an schmalen, verrosteten Pfosten.
    Als der Wagen das Tor erreichte, hielt Neil an, öffnete das Tor und fuhr hindurch. Sobald der Wagen den Zaun passiert hatte, kam vor ihnen ein gewaltiger Tafelberg in Sicht, der die Landschaft derart beherrschte, dass Kendra sich nicht vorstellen konnte, wieso sie ihn bisher nicht bemerkt hatte. Die hoch aufragende Mesa war nicht nur gewaltig, sie war atemberaubend, die steilen Flanken von weißen, gelben, orangefarbenen und roten Streifen durchzogen.
    »Willkommen in der Verlorenen Mesa«, sagte Neil und bremste den Wagen abermals ab.
    »Schon erledigt!«, rief Warren, als Neil die Wagentür öffnen wollte, um das Tor wieder zu schließen. Er war von der Ladefläche gesprungen und hatte es bereits verriegelt. Also zog Neil seine Tür wieder zu, und Warren sprang zurück auf den Pickup.
    Kendra bemerkte, dass der imponierende Tafelberg nicht das Einzige war, das die Landschaft auf dieser Seite des Zauns von der auf der anderen unterschied: Hohe Kakteen wuchsen in üppiger Pracht und zeigten mit dicken, grünen Armen gen Himmel. Zwischen ihnen standen Josuabäume, deren knorrige Äste sich zu den unwahrscheinlichsten Formen verrenkten.
    »Vor dem Zaun gab es keine solchen Kakteen«, stellte Kendra fest.
    Neil schüttelte den Kopf. »Keine wie diese. Wir haben hier eine vielfältige Vegetation.«
    Der Wagen fuhr jetzt schneller – die Straße schien in diesem Abschnitt frisch asphaltiert zu sein. »Ist das die Verlorene Mesa?«, fragte Kendra und schaute zu dem Plateau empor.
    »Der Tafelberg, der verschwand, als das Reservat gegründet wurde, ja. Aber wir nennen ihn die Bemalte Mesa. So gut wie niemand weiß es, aber ein Grund, warum die Navajos das größte Reservat im Land bekamen, war der, dass dieser geheiligte Ort verborgen bleiben sollte.«
    »Wird das Reservat von Navajos geleitet?«, fragte Kendra.
    »Nicht ausschließlich. Wir Diné sind neu hier und teilen es uns mit den Pueblo-Leuten.«
    »Gibt es das Reservat hier schon lange?«, hakte Kendra weiter nach. Endlich hatte sie Neil zum Sprechen gebracht!
    »Es ist das älteste Reservat auf dem Kontinent, gegründet Jahrhunderte vor der europäischen Kolonisierung, und ursprünglich verwaltet von den Anasazi. Tatsächlich haben persische Magier das Reservat gegründet. Sie wollten, dass es ein Geheimnis bleibt, denn damals war dieses Land auf der anderen Seite des Atlantiks noch unbekannt. Wir leisten noch immer ganze Arbeit und sorgen dafür, dass es auf keiner Karte zu finden ist.«
    »Die Bemalte

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