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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Oberfläche zu bleiben und die zauberhaften Schluchten und wunderschönen Spitzkuppen zu bewundern.«
    »Welche Art von Geschöpfen sind denn in den Höhlen?«, fragte Kendra.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass ich von diesen Dingen nichts erfahre. Eines Tages werde ich den Löffel abgeben, sicher, aber übertriebene Neugier wird nicht der Grund für meinen Tod sein. Will sagen: Man braucht nicht dort drin gewesen zu sein, um zu wissen, dass es in diesen Höhlen von allem möglichen Spuk und Schreckgespenstern, die die menschliche Rasse seit Anbeginn der Zeit geplagt haben, nur so wimmelt. Los geht’s. Werft mal einen Blick nach vorn.«
    Sie umrundeten eine Klippe, und eine alte spanische Mission mit einem einzigen Glockenturm kam in Sicht. Die braunen Mauern des Gebäudes hoben und senkten sich in sanften Wölbungen. Hal fuhr weiter, bis sie an dem von einer niedrigen Mauer umgebenen Friedhof der Mission hielten.
    »Dies und der Pueblo sind die ältesten Bauwerke auf dem Grundstück«, erklärte er. »Eins der denkwürdigsten Dinge ist der Friedhof. Er beherbergt nicht nur die größte Zombiesammlung der Welt, er ist obendrein auch einer der ältesten überhaupt.« Hal öffnete die Fahrertür und stieg aus.
    Kendra drehte sich um, um Gavins Reaktion abzuschätzen, aber der kletterte bereits ebenfalls aus dem Wagen. Vom Friedhof ertönte Glockengeläut. »Zombies?«, wiederholte Kendra ungläubig, während sie aus dem Pickup glitt. »Tote Menschen?«
    »Keine Menschen«, widersprach Hal und holte den Plastikeimer von der Ladefläche. »Nicht wie ihr und ich. Sie haben nicht mehr Hirn als ein Blutegel. Und sie sind auch nicht menschlicher als einer.«
    »Ist das, was wir tun, auch sicher?«, fragte Kendra.
    Hal ging zu einem kleinen Eisentor in der Friedhofsmauer. »Zombies kennen nur ein einziges Verlangen: Hunger. Befriedige dieses Verlangen, und sie sind nicht allzu übel. Wir haben hier das beste System, von dem ich je gehört habe.«
    Kendra folgte Hal und Gavin durch das Tor auf den Friedhof. Keiner der Grabsteine war besonders protzig. Sie waren alle klein und alt, weiß wie Knochen und vom Wind so stark abgeschliffen, dass nur noch wenige der Buchstaben und Zahlen schwach zu erkennen waren. Neben jedem Grab befand sich an einem kleinen Pfahl eine Glocke mit einer daran befestigten Schnur. Jede Schnur verschwand unter der Erde. Von den fast zweihundert Glocken auf dem Friedhof klingelten mindestens dreißig.
    »Es hat wohl etwas Mühe gekostet«, sagte Hal, »aber sie haben diese Zombies ziemlich gut trainiert. Es wurde vor meiner Zeit gemacht. Wenn die Zombies Hunger bekommen, läuten sie ihre Glocken. Wenn sie lange genug läuten, bringen wir ihnen ein wenig Brei.« Er hielt den Eimer hoch. »Solange wir ihren Hunger stillen, bleiben sie, wo sie sind.«
    Er ging zu der am nächsten gelegenen klimpernden Glocke, kauerte sich hin, hob einen durchsichtigen Schlauch, der in den Boden führte, und nahm den Stöpsel ab. Anschließend nahm er einen Trichter aus seiner Gesäßtasche. »Hast du etwas dagegen, das da festzuhalten?«, fragte er Gavin.
    Gavin hielt den Trichter in den Schlauch, während Hal den Deckel vom Eimer nahm und eine schleimige, rote Flüssigkeit in den Trichter goss. Kendra wandte den Blick ab, als die brockige Flüssigkeit durch den Schlauch schwappte. Hal kippte weiter, stöpselte den Schlauch wieder zu und bewegte sich zur nächsten läutenden Glocke. Kendra bemerkte, dass die erste Glocke verstummt war.
    »Was wäre, wenn Sie aufhören würden, sie zu füttern?«, fragte Gavin, während er den Trichter in den nächsten Schlauch steckte.
    »Ich schätze, das kannst du erraten«, erwiderte Hal und gab etwas von dem abscheulichen Matsch in den Trichter. »Der Hunger würde sich so lange aufbauen, bis sie sich mit ihren Klauen einen Weg an die Oberfläche graben, um selbst nach Essen zu suchen.«
    »Warum füllen Sie sie nicht schön ab, graben sie dann aus und verbrennen sie?«, meinte Kendra.
    »Das wäre nicht sehr nett«, tadelte Hal, während er zum nächsten Grab weiterging. »Vielleicht verstehst du es nicht, aber im Gegensatz zu vielen anderen Untoten haben Zombies keinen Funken Menschliches mehr an sich. Wenn man das Leiden eines untoten Menschen beenden würde, könnte man das als eine Gnade betrachten. Aber ein Zombie ist kein Mensch mehr. Ein Zombie ist etwas anderes: eine gefährdete Spezies, um die Wahrheit zu sagen. Nicht hübsch und weder besonders klug noch sehr schnell. Sie sind

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