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Die Schattenplage

Die Schattenplage

Titel: Die Schattenplage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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wenn wir die Treppe nicht ohne dich hinaufsteigen können, haben wir dort oben vielleicht gar nichts zu suchen.«
    Kendra atmete tief ein. »Obwohl ich die Einzige bin, die den Weg nach oben finden kann, glaubst du also, du gehörst eher auf die Mesa als ich?«
    »Ich meine das nicht als Kränkung«, verteidigte sich Gavin und hob die Hand. »Ich habe nur den Verdacht, dass du nicht allzu viel Kampftraining gehabt hast.« Er ließ den Speer lässig herumwirbeln und durch die Luft zischen.
    »Bei einer Parade würde das bestimmt toll aussehen«, bemerkte Kendra trocken. »Wirklich lieb von dir, dass du dir Sorgen machst.« Hatte sie die Feen nicht ohne spezielles Training in eine Schlacht geführt, bei der ein mächtiger Dämon gefangen worden war? Hatte sie nicht Warren geholfen, das Artefakt aus dem Gewölbe in Fabelheim zu holen? Und was hatte Gavin getan?
    Gavin fixierte sie mit einem eindringlichen Blick und sagte mit fester Stimme: »Du hältst mich für einen blöden Teenager, der davon quasselt, dass Mädchen bei Abenteuern nichts zu suchen hätten. Aber das stimmt nicht. Ich mache mir Sorgen, ob ich überleben werde. Es wäre schrecklich, wenn du verletzt würdest, und ich bestehe darauf, dass du Warren sagst, du würdest lieber hier bleiben.«
    Kendra konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, und die Art, wie Gavins Blick daraufhin von eindringlich zu unsicher wechselte, amüsierte sie noch mehr. Es dauerte einen Moment, bis sie wieder sprechen konnte. Gavin wirkte unterdessen so niedergeschmettert, dass sie ihn trösten wollte.
    »Okay«, sagte sie. »Ich war gerade ein wenig sarkastisch, aber du bist wirklich lieb. Ich weiß deine Anteilnahme zu schätzen. Ich hab ja auch Angst, und ein Teil von mir würde deinen Rat liebend gern befolgen. Aber ich werde nicht in das Gewölbe gehen, sondern lediglich mit Neil auf der Mesa campieren. Ich denke, es ist das Risiko wert.«
    Tammy kam mit einem Tomahawk in der Hand in die Halle. Sie hatte die Kapuze ihrer Jacke aufgesetzt und so fest zugebunden, dass nur Augen, Nase und Mund zu sehen waren. »Ich kann nicht glauben, dass wir einen Wasserfall hinaufklettern«, sagte sie. »Der andere Weg war schon anstrengend genug.«
    »Ihr habt beim letzten Mal nichts auf dem Gipfel der Mesa gesehen?«, fragte Kendra.
    »Wir haben etwas gesehen«, korrigierte Tammy sie. »Etwas Großes. Es hatte mindestens zehn Beine, und es schlängelte sich, wenn es sich bewegte. Aber es ist zu keinem Zeitpunkt besonders nahe rangekommen. Die Mesa selbst dürfte kein Problem sein. Ich mache mir nur Sorgen wegen der Fallen.«
    Warren, Neil, Dougan, Hal und Rosa kamen durch den Flur zur Tür. Dougan hielt eine schwere, steinerne Axt in den Händen, und Warren hatte sich mit einem Speer bewaffnet.
    Hal schlenderte zu Kendra hinüber, die Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Jeans gehängt. »Du willst diese Spinner wirklich die Mesa hinaufführen?«, fragte er.
    Kendra nickte.
    »Ich schätze, dann könntest du das hier brauchen.« Er hielt ihr ein Steinmesser in einer Wildlederschneide hin.
    »Mir wäre es lieber, sie würde ohne Waffe gehen, wie Neil«, machte Warren sich bemerkbar.
    Hal kratzte sich am Schnurrbart. »Neil hat ein gewisses Talent dafür, am Leben zu bleiben. ›Lebe nach dem Schwert, stirb nach dem Schwert‹, ist es das, was du meinst? Ist vielleicht gar keine schlechte Idee.« Er steckte das Messer wieder weg.
    »Wir haben nur Kletterausrüstung für fünf Personen«, verkündete Warren. »Ich werde ohne Geschirr als Letzter aufsteigen und mich einfach am Seil festhalten.«
    »Haben Sie den Schlüssel?«, fragte Rosa.
    Dougan klopfte auf seinen Rucksack. »Es hätte nicht viel Sinn, ohne den Schlüssel hinaufzugehen.«
    »Wir sollten uns auf den Weg machen«, sagte Neil.
    Draußen nieselte es immer noch. Neil fuhr zusammen mit Kendra, Warren und Tammy im Jeep. Dougan folgte mit Gavin als Kopilot im Pickup. Während die Scheibenwischer hypnotisch hin und her schwenkten, ließ der Jeep das Wasser in den Pfützen aufspritzen, und das Heck geriet im Schlamm gelegentlich ins Rutschen. An einem Punkt jagte Neil den Motor hoch, und sie donnerten durch einen Fluss, dass das Wasser wie Flügel von beiden Seiten des Jeeps spritzte. Diesmal näherten sie sich der Mesa über eine weniger direkte Route als zuvor, der Weg war gewundener und stieg nicht so steil an – dafür dauerte die Fahrt auch fast doppelt so lange.
    Schließlich hielten sie in demselben flachen, von Felsbrocken

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