Die Schattenritter: Kuss der Dunkelheit
Unsinn. »Ja. So muss ich mir keine Sorgen machen, dir weh zu tun oder Angst zu machen.«
Sie versuchte, sich ihm zu entwinden. »Ah, dann findest du mich also zweckdienlicher!«
Er umarmte sie fester und schmiegte sich dicht an sie. »Du klingst eifersüchtig. Kann es sein, dass die große Jägerin Gefühle für mich, den niederen Vampir, entwickelt hat?« Es war als Scherz gemeint, doch als er sah, wie sie errötete, wollte er sich ohrfeigen.
»Marika, ich …«
Sie drückte ihm einen Finger auf die Lippen. »Ja«, antwortete sie leise. »Es ist dumm von mir, das zu gestehen, aber ich empfinde etwas für dich. Ich habe gelernt, dich zu mögen und zu respektieren, Bishop. Andernfalls könnte ich nicht hier bei dir sein.«
»Ich weiß.« Ihre Offenheit wirkte ziemlich einschüchternd auf ihn, und dabei konnte er nur raten, wie viel es sie gekostet hatte, diese Worte auszusprechen. Gerade deshalb rührte es ihn in einer Weise, die einzugestehen er nicht bereit war.
»Täusche ich mich, wenn ich annehme, dass du dasselbe für mich empfindest?«, fragte sie mit ganz leiser Stimme, die keinen Zweifel daran ließ, wie verletzlich sie in diesem Moment war.
Und mehr
. »Nein, du täuschst dich nicht.« Dies war nicht der Zeitpunkt, um ihr zu sagen, dass er sie vermisste, sobald sie nicht bei ihm war, und dass er sich um ihre Sicherheit sorgte. Es hatte Momente gegeben, in denen er sie umbringen wollte, und nun lag er hier, hielt sie in seinen Armen und dachte darüber nach, wie viel Leben sie ihm schenkte.
»Falls etwas schiefgeht, wenn wir die Vampire jagen …«
Jetzt war es an ihm, sie zum Verstummen zu bringen. »Wird es nicht.« Er würde nicht zulassen, dass ihr etwas passierte, denn er wollte sie unter keinen Umständen verlieren.
»Lass nicht zu, dass sie mich verwandeln!«
Er erstarrte. »Was?«
»Sollte einer der Vampire versuchen, mich zu verwandeln, töte ihn … oder mich. Versprichst du mir das?«
Was in aller Welt sollte er darauf sagen? Sie sah ihn so ernst und hilflos an, dass er ihr alles versprechen wollte, aber ebenso gut hätte sie ihn pfählen können.
»Würdest du lieber sterben, als ein Vampir zu sein?« Er konnte nicht umhin, es wie einen Vorwurf klingen zu lassen.
»Ich würde lieber sterben, als eine solche Existenz aufgezwungen zu bekommen«, erwiderte sie, und ihr Blick flehte ihn an, sie zu verstehen. »Ich habe nicht darum gebeten, so geboren zu werden. Und falls ich etwas anderes werden soll, dann will ich es selbst entscheiden.«
Das verstand er, und sogleich fühlte er, wie seine Muskeln sich entspannten. Sie wollte die Wahl, genau wie er vor Jahrhunderten die Wahl gehabt und Elisabetta die Wahl gelassen hatte. Marika indessen hatte nie wählen können, denn für sie entschied jemand anders.
»Ich verspreche es.«
Ihr Lächeln traf ihn mitten ins Herz. »Danke.«
Dann küsste er sie, rollte sie auf den Rücken und liebte sie ein weiteres Mal, diesmal sehr sanft. Das war der einzige Weg, ihr ohne Worte alles zu sagen, was er ihr sagen wollte. Worte könnten ihn später einholen, so wie es ihre Berührungen bereits taten.
Sollte die Zeit je kommen, dass Marika ein Vampir werden wollte, war hoffentlich er derjenige, der sie verwandelte.
Es war noch nicht lange dunkel, als Bishop am nächsten Abend in ihrem Lager in der Nähe von Brasov ankam. Von hier waren es nur wenige Kilometer zu dem Dorf, von dem Andrej ihnen erzählt hatte.
Und wenngleich Marika ihm vertraute, hatte sie sich doch bis zuletzt gefragt, ob er wirklich käme, um ihr zu helfen. Sie hatte sich sogar schon ausgemalt, wie sie nach Fagaras zurückkam, nachdem das hier vorbei war – und nachdem sie natürlich auf wundersame Weise die Vampire besiegt hätte –, und feststellte, dass er fort war.
Der Gedanke, ihn nicht mehr in ihrem Leben zu wissen, war schlimmer als der, von Vampiren getötet zu werden.
Einst war sie überzeugt gewesen, es könnte nichts Übleres geben, als in einen Vampir verwandelt zu werden, aber nun, da sie Bishop auf sich zukommen sah, dessen maskuline Züge vom Feuerschein erleuchtet wurden, erkannte sie, dass es nicht stimmte.
Das Schlimmste, was ihr widerfahren könnte, wäre, Bishop zu verlieren. Er hatte sie bereits vieles gelehrt, und es gab noch unzählige Dinge, die sie von ihm lernen konnte. Vor allem aber hatte er ihr klargemacht, dass nicht jeder, der ein Monstrum zu sein schien, auch tatsächlich eines war.
Sie stand auf, als er sich ihr näherte. Die
Weitere Kostenlose Bücher