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Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Die Schattenseherin: Roman (German Edition)

Titel: Die Schattenseherin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Hunter
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Geräusch verursachen. Die Luft um seine nackten Arme wurde kühler, und er sah auf die schlafende Frau herab. Es war lange her, dass er das getan hatte …
    Cale trat an die Bettkante und beugte sich über die schmale Gestalt. Geschmeidig setzte er sich auf die Kante, näher zu ihr. Die Matratze bewegte sich, aber die Frau erwachte nicht. Cale sah, wie eine Strähne ihres Haares in ihr Gesicht fiel. Die Farbe erinnerte ihn an dunklen Honig. › Denk dran ‹ , wies er Caes an. › Du wirst nichts tun, während ich weg bin. Du rührst sie nicht an. ‹
    ›Es schmeckt niemals so gut wie das Echte‹ , beschwerte der Dämon sich.
    › Nein! Du lässt sie zufrieden. Ich besorge dir etwas, aber du wirst sie nicht anrühren! ‹
    Cale ließ keinen weiteren Protest zu, und Caes schien zu spüren, dass es Cale ernst war, und sagte daher nichts. Der Mensch beugte sich über Zoe und küsste sie auf die Stirn. Sie war kühl und glatt, runzelte sich nur ein wenig, als Cales Lippen sie berührten. Der Kuss war notwendig – er würde Cale bei seinem Vorhaben helfen. Augenblicklich wurde die Frau ruhiger.
    Cale schloss die Augen. Er beugte sich noch einmal tiefer und war erstaunt, wie intensiv ihr Duft ihm in die Nase stieg – sie roch nach Sonne, nach Äpfeln und Lachen. Überrascht schlug er die Augen wieder auf und sah auf ihr zerbrechlich wirkendes Gesicht herab. Wie konnte das sein? Ihre Wirkung auf ihn war irritierend, und für einen Moment musste Cale sich ernsthaft zwingen, sich zu erinnern, warum er hier war.
    Bevor ihm Zweifel kommen konnten, glitt er mit dem Mund tiefer und berührte ihre weichen Lippen. Ihr Geschmack stand ihrem betörenden Aroma in nichts nach, und er versank darin, ließ sich darin fallen, tiefer ziehen, immer tiefer …
    … bis er sich in ihren Träumen wiederfand. Es war lange her, Cale brauchte einen Augenblick, um sich zu orientieren. Er spürte seinen Körper und Caes darin, der nun in der fleischlichen Hülle hauste, aber das Gefühl war weit entfernt. Jetzt war diese Welt für ihn real – die Welt dieser Frau. Hier musste er irgendwo einen Hinweis darauf finden, was sie mit den Morden zu tun hatte.
    Er sah sich um. Der Raum, in dem er sich befand, sah aus wie das Schlafzimmer. Er war anders beleuchtet – irgendjemand hatte anstelle der blauen und grünen Lampen rote Birnen in die Halterung gedreht, was dem Zimmer etwas Verruchtes gab. Das Paar auf dem Bett schien das ebenso zu sehen, denn es nutzte die Atmosphäre, um sich selbst ein bisschen dem Schmutz hinzugeben. Die Luft war aufgeladen, schmeckte heiß und ölig und roch nach Lust. Er lag auf ihr und schien in den letzten Zügen zu liegen. Beide Körper glänzten vor Schweiß – die Art, die nur durch lange ineinander verschlungene Leiber entstehen konnte. Sein Gesicht war vor Lust verzerrt, und immer wieder stieß er hektisch in seine Partnerin, die die Beine eng um seine nackten Hüften geschlungen hatte und ihr Becken in ebenso fieberhaftem Rhythmus gegen ihn drängte.
    Die Tür wurde aufgestoßen, und instinktiv wich Cale weiter in die dunkle Ecke zurück. Das Licht im Raum veränderte sich schlagartig. Das Rot verschwand und wurde durch dunkelblaues Licht ersetzt, in dem immer wieder schwarze Blitze zuckten. Die Frau stand im Zimmer, und ihr Gesicht war tränenüberströmt. »Zoe!«, rief der Mann erschrocken aus.
    Die Frau namens Zoe antwortete nicht, aber Cale konnte spüren, wie sie mit aller Macht an diesem Traum zerrte und ihn ändern wollte. Sie war zu tief im Schlaf versunken, aber schließlich verschwand alles um sie herum. Zoe sank in sich zusammen und weinte in der Dunkelheit.
    Cale trat näher zu ihr hin und kniete sich zu ihr. Sie zuckte zusammen, als er seine Hand auf ihren Rücken legte, sah aber nicht auf. »Wie lange quält dich das schon?«, fragte er, aber sie antwortete nicht. Er blieb neben ihr knien und lauschte ihrem Schluchzen, das lauter wurde, immer lauter, bis er erkannte, dass es kein Weinen war. Es war das Brummen eines fahrenden Autos, das mit hoher Geschwindigkeit heranpreschte. Zwei Scheinwerfer zerrissen die Dunkelheit, und Cale musste zur Seite springen, um nicht einfach von dem heranrasenden Fahrzeug überfahren zu werden. Er stieß im Sprung Zoe von sich, damit sie aus der Fahrbahn war, und rollte sich selbst ab, um den Sturz aufzufangen.
    »Zoe?!« Sie antwortete nicht. Cale sah sich um und bemerkte ein Glühen links neben sich. Es war rötlich, und als er näher kam, sah er eine Blutlache,

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