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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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zurück. Es traf den Taxifahrer und riss ihn um. Bewusstlos blieb er liegen.
    Kalawesi steuerte das Taxi auf die Busspur. Sie rasten den Weg zurück und entfernten sich immer weiter von der Sipo-Kontrolle. Mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit glitten sie dahin. 23 Minuten würden sie bis zum Lunapark benötigen, informierte der Navigationscomputer.
    „Kalawesi, beeil dich“, drängelte Sansibar.
    Kalawesi gab Gas. Da schoss ein Sipo-Scooter vorbei und zog auf ihre Spur. Das blaue Hologramm des Scooters blinkte auf: „Stopp! Kontrolle! Stopp!“
    „Runter“, zischte Kalawesi.
    Blitzschnell zogen Luan und Sansibar ihre Köpfe ein. Sie rutschten in den Fußraum zwischen Vordersitzen und Rückbank. Selbst Nacho machte sich ganz klein.
    Gemächlich ließ Kalawesi das Taxi auf der Standspur ausrollen. Er rupfte das Gummiband, das seinen Pferdeschwanz zusammenhielt, aus seinen Haaren. Die Ähnlichkeit mit Benno Melmbach, dem echten Taxifahrer, war wirklich verblüffend.
    Luan hörte das surrende Geräusch, als Kalawesi das Fenster herunterfahren ließ. Kalawesi schob seinen Ellenbogen heraus und brummte mit gelangweilter Stimme: „Guten Tag, was gibt’s?“
    Ein Sipo schnarrte zurück: „Sie sind zu schnell gefahren, Ausweiskontrolle.“
    Kalawesi grinste den Sipo an. Umständlich nahm er einen Kaugummi aus der Mittelkonsole. Er schob den silbernen Streifen aus der Papierbanderole. Dann wickelte er den Kaugummi aus dem Staniolpapier.
    Der Sipo räusperte sich.
    Kalawesi rollte den Kaugummisteifen zu einer Schnecke und schob ihn in den Mund. Mit seinem Zeigefinger deutete er auf die Fotoplakette an der Windschutzscheibe und nuschelte: „Da ist meine Lizenz.“
    Der Sipo steckte seinen Kopf durchs Fenster und sah sich die Fotoplakette an. Ganz genau. Dann sah er Kalawesi in die Augen
    Kalawesi ließ eine Kaugummiblase platzen, direkt neben dem Ohr des Sipos. Der Sipo zog seinen Kopf aus dem Taxi und meinte: „Danke, ich habe die Lizenz gesehen, Herr Melmbach. Aber Sie sind zu schnell gefahren. Das kostet 1000 Euro.“
    „Muss das sein? Ich schaffe meine Fahrten nicht. Eure Kollegen haben mich heute schon viermal angehalten. Irgendwelche Irren sind wohl entflohen“, versuchte Kalawesi zu verhandeln.
    „1000 Euro“, wiederholte der Sipo und streckte nun seine Hand durchs Fenster.
    Kalawesi nahm den Kaugummi aus dem Mund und klebte ihn mitten auf das Lenkrad. Dann zückte er seinen altmodischen Geldbeutel und zählte 1000 Euro ab.
    „Das ist ja Bargeld“, murmelte der Polizist und nahm die Scheine zögernd in Empfang.
    „Ist doch auch Geld“, brummte Kalawesi und ließ das Fenster wieder hochfahren. Der Sipo hatte alle Mühe, seinen Arm in Sicherheit zu bringen, ehe das Glas die Öffnung verschloss.
    Kalawesi startete den Motor und ließ das Taxi über den Standstreifen gleiten. Er nahm den Weg zurück auf die Fahrspur und beschleunigte.
    Luan atmete auf.
    „Du sollst schnell fahren, aber nicht die Höchstgeschwindigkeit überschreiten, Herr Melmbach“, sagte Sansibar.
    „Ruhe“, grummelte Kalawesi und drehte seine Volksmusik noch lauter. Mittlerweile spielten vier Männer auf golden funkelnden Instrumenten, die sie so komisch am Mund hielten, als würden sie hineinpusten.
    Luan hielt sich die Ohren zu. Das Gedudel klang entsetzlich. Endlich knirschte der Kies zu Kalawesis Auffahrt unter dem landenden Taxi.
    „Schnell raus mit euch“, sagte Kalawesi. „Ich verstecke das Taxi in der Garage.“
    Luan griff nach seinem Rucksack.
    „Vergiss den nicht“, sagte Kalawesi und gab Luan den vierten Beutel Garmal, der vor dem Beifahrersitz stand.
    Luan kletterte aus dem Taxi. Sansibar folgte ihm. Nur ein paar Wochen waren vergangen, seit Luan das erste Mal hier gewesen war, und trotzdem hatte sich die Welt für ihn seitdem völlig verändert. Damals wünschte er sich nichts sehnlicher, als Marc Bodin zu treffen. Und heute flehte er, ihm nicht zu begegnen.
    Luan eilte über den Kiesweg. Er legte seine Hand auf die lila Klinke der Eingangstür. Die Tür wurde von Innen aufgezogen. Luan zuckte zurück. Albert stand ihnen gegenüber. Er lächelte, aber sein Gesicht war grau: „Gut, dass sie euch nicht erwischt haben. Kommt schnell herein.“
    Albert drückte die Tür hinter ihnen leise ins Schloss.
    „Das sind Sansibar und Nacho“, erklärte Luan. Wir …“
    „Ich weiß“, sagte Albert. „Überall in den Nachrichten bringen sie es. Ihr seid aus dem Korrekturhaus geflohen. Alle Achtung. Aber was wollt ihr

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