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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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er endlich fort. „Ohne Kristallfeier hast du in Mallinport keine Chance. Vier oder fünf Jahre würde das vielleicht noch gut gehen. Die Leute würden glauben, du bist noch keine 17 Jahre alt. Aber dann wäre es damit vorbei. Jeder würde wissen, dass du nicht zum Kristallfest zugelassen wurdest. Du wärst kein Mitglied der Gesellschaft mehr, sondern ein Schmarotzer. Niemand würde dich unterstützen und Zeit deines Lebens würden die Leute dich wie einen Schuhabstreifer behandeln.“ Kalawesi runzelte die Stirn und sah aus, als würde er sich Sorgen um Luan machen.
    Luan schluckte. Er hatte plötzlich so einen Klumpen im Hals.
    „Meine Teams arbeiten und leben in der Schattenstadt“, fuhr Kalawesi fort. „Dort sind sie ungestört. Ich schreibe ihnen nicht vor, was sie zu tun und zu lassen haben. Das interessiert mich nicht. Ihre einzige Aufgabe ist es, neue Attraktionen für den Lunapark zu entwickeln.“
    „Wie komme ich in die Schattenstadt, wenn sie hinter der Dunklen Mauer liegt?“, sorgte sich Luan.
    „Ich habe da so meine Tricks, dich rauszubringen.“
    „Und wieder zurück nach Mallinport?“, bohrte Luan nach. Er wollte nicht in die Schattenstadt. Wenn irgendetwas schiefging, konnte ihm dort draußen niemand helfen. Was waren das für Menschen, die dort freiwillig lebten? Luan fühlte sich, als würde Kalawesi ihn bei Tauwetter auf eine Eisscholle setzen. Es war doch nur eine Frage der Zeit, bis er unterging.
     
    Kalawesi strich in kreisrunden Bewegungen über seinen Bauch. Das goldene Hemd spannte sich und schimmerte im weichen Licht wie eine Weihnachtskugel. Er ließ sich viel Zeit bis er antwortete: „Zurück nach Mallinport, das ist viel schwieriger. Du kannst nicht einfach am Wochenende nach Mallinport fahren. Das geht nicht. Aber wenn du einige Jahre gut gearbeitet hast, besorge ich dir einen Kristall. Einen roten Kristall. Und dann bringe ich dich zurück nach Mallinport. Du kannst dein Leben als ehrenwertes Mitglied der Gesellschaft genießen. Das verspreche ich dir.“
    Luans Gefühle wechselten sich ab wie Wüstensturm und Eisregen. Begeistert glühte sein Gesicht. Ein Traumjob als Lunapark-Programmierer, unglaublich viel Geld und ein roter Kristall, das klang nach wunderschönem Märchen. Aber im nächsten Moment jagte ein Schauer aus Eissplittern über seinen Rücken. Wenn ihn Kalawesi überhaupt nicht zurückholen würde? Konnte er Kalawesi trauen? Er kannte den Mann doch gar nicht. In der Schattenstadt würde niemand ihn beschützen. Keiner würde wissen, dass er dort wäre.
    Kalawesi schien Luans Zögern zu bemerken. Er scheuchte Rüdiger vom Tisch und beugte sich zu Luan. Freundschaftlich legte er Luan die Hand auf die Schulter: „Du bist wirklich begabt, mein Junge. Ich kenne niemanden, der so schnell den Computer des Golden Surfers geknackt hat. Bodin könnte dich gut in seinen Teams gebrauchen.“
    Wie unter Starkstrom zuckte Luan zusammen: „Bodin, Marc Bodin?“
    Kalawesi lächelte und lehnte sich zurück: „Sicher, Marc Bodin. Er leitet meine Programmiererteams in der Schattenstadt. Er ist der technische Kopf des Lunaparks. Kennst du ihn?“
    Die letzten Eissplitter des Zweifels schmolzen im Wüstensturm. Luan konnte es nicht glauben: „Sie meinen Marc Bodin, den genialen Programmierer? Er wäre dort mein Chef und ich könnte ihn vielleicht einmal treffen?“
    „Natürlich wirst du ihn sehen und ihm die Hand geben und mit ihm sprechen. Marc ist ein cooler Typ, ein guter Kumpel. Er wird dir gefallen.“ Kalawesi schmunzelte. „Nun, was hältst du von meinem Angebot? Ich denke, das Team der Schattensurfer ist genau richtig für dich. Die Schattensurfer brauchen einen wie dich. Meine Programmierer arbeiten in verschiedenen Teams. Ich habe festgestellt, dass ein wenig Wettbewerb zwischen den Teams die Ergebnisse verbessert.“
    Luan riss seine tintenblauen Augen auf. Für Marc Bodin würde er überall arbeiten. Das war absoluter Wahnsinn. Vor einer halben Stunde hätte er noch jeden für verrückt erklärt, der ihm das erzählt hätte.
    Kalawesi hielt Luan die Hand hin. Luan schlug ein und sein allergrößter Wunsch ging in Erfüllung, einfach so, ohne dass er etwas dafür tun musste.
    Luan verdrängte darüber nachzudenken, wieso Kalawesi trotz seines lila Kristalls Menschen in der Schattenstadt für sich arbeiten ließ und woher er einen roten Kristall für Luan nehmen würde. Luan war plötzlich egal, dass es verboten war, in die Schattenstadt zu reisen und eigentlich

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