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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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zu. Nick pflichtete ihm wortlos bei und schließlich gab Chris nach: „Na gut, von mir aus, wenn ihr meint. Hauptsache, wir sind schnell mit diesem bescheuerten Toilettenprojekt fertig.“
    Den ganzen Nachmittag glühten die Rechner-Hologramme. Selbst dieses lausige Toilettenprojekt machte Luan viel mehr Spaß als alle Arbeiten bei den Häppy Kidz. Die Schattensurfer waren in Ordnung und Pablo mochte er richtig gern.
    Spät am Abend hatten sie eine komplette Minikläranlage geplant und die Wasserspülung für alle Toiletten des Lunaparks neu programmiert.
    „Und ab damit“, sagte Chris erleichtert, als er das ganze Projekt an Marc Bodin schickte. Das Hologramm der Kläranlage schien vom Computer eingesaugt zu werden und verschwand darin.
    „Ich muss noch mit Nacho hinausgehen“, sagte Pablo. „Kommst du mit, Luan?“
    „Ja gerne.“ Luan freute sich. Sein Kopf rauchte noch vom Nachdenken.
    Im Hof lagen verrostete Metallteile herum. Alte Motoren lehnten an einem Tank. Die Scherben zersplitterter Bildschirme glitzerten wie Eiskristalle im Mondlicht. Es sah aus wie auf einem Schrottplatz, fand Luan. Begeistert schleppte Nacho Dosen, Flaschen und Drähte an.
    „Lass das“, schimpfte Pablo. Doch das verstand Nacho nur als Aufforderung, weitere Schätze zu suchen.
    Die Ausfahrt mündete in eine kleine Straße. Häuserruinen lagen links und rechts. Der Teerbelag auf der Straße war wie von Pockennarben durchbrochen. Kein Gehsteig. Luan musste aufpassen, nicht zu stolpern. Ob hier noch jemand wohnte?
    Plötzlich sprang Nacho zur Seite. Luan zuckte ängstlich. Es war nur eine Ratte, die quiekend über die Straße flitzte.
    „Deine Idee mit der Minikläranlage war ziemlich cool“, sagte Pablo.
    „Danke“, freute sich Luan und fand es den richtigen Moment, um zu fragen: „Meinst du wirklich, dass Kalawesi uns belogen hat?“
    Pablo zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht?“
    „Wie lange lebt ihr schon in der Schattenstadt?“
    „Ein Jahr, Nele ein wenig kürzer und die Zwillinge waren schon hier, als ich gekommen bin.“
    „Kalawesi hat nicht versprochen, dass wir den roten Kristall sofort bekommen. Weißt du, was das heißt? Ein roter Kristall! Wenn du ein richtiges Genie bist und deine ganze Kraft für RUHL einsetzt, kannst du den roten Kristall vielleicht mit 25 bekommen. Aber niemals früher. Viele Menschen erreichen ihr ganzes Leben lang keinen roten Kristall“, redete sich Luan in Fahrt.
    „Möchtest du noch zehn Jahre in der Schattenstadt leben? Mir dauert das zu lange.“
    „Hauptsache, ich darf überhaupt wieder zurück. Wann ist mir egal. Bei den Häppy Kidz würde ich gar keinen Kristall bekommen.“
    Pablo hob einen Stock von der Straße auf und warf ihn. Nacho raste hinterher. Luan fühlte sich so frei wie noch nie in seinem Leben.

10 ALLES GEHEIM
    Seit einigen Wochen schon hatte Sansibar nun Kristallunterricht bei Doktor Tornham.
    Die ganze Klasse fieberte auf Montagmorgen hin. Alle liebten den Unterricht von Doktor Tornham. Nur Sansibar hatte das Gefühl, dass Tornham sie überhaupt nicht mochte. Dabei gab sie sich immer solche Mühe, bereitete sich gut auf den Unterricht vor und meldete sich, wann immer sie etwas wusste. In der letzten Stunde hatten sie gelernt, wie viele Punkte ein einzelner Gedanke brachte und wie viele Punkte man brauchte, damit sich die Farbe des Kristalls änderte.
    Für einen einfachen Gedanken konnte man bis zu 500 Punkte erzielen. Ein großer Gedanke oder eine echte Erfindung brachte 5000 Punkte oder mehr. Selbst für einen leeren Gedanken bekam man noch 10 Punkte, sozusagen im Schlaf. Ein automatisiertes Beurteilungssystem sorgte für die gerechte Zuteilung der Punkte.
    Ein zartes Gelb, hatte Doktor Tornham erklärt, stellt sich nach einer Million Punkte ein.
    Marella bestand felsenfest darauf, dass ihr Kristall bereits eine leichte Gelbfärbung zeigte. Sansibar konnte dieses Gerede nicht mehr ertragen. Natürlich war Marellas Kristall glasklar, durchsichtig wie Luft.
    An diesem Morgen rollte Doktor Tornham einen fahrbaren Tisch in den Unterricht. Darauf war ein grauer Computer montiert. Neugierig tuschelten die Kinder. Doch als Doktor Tornham ein einziges Mal auf den Zehen wippte, herrschte augenblicklich Ruhe in der Klasse.
    „Das ist ein Gedankenrecorder“, erklärte Doktor Tornham.
    „Ein was?“, fragte Moritz, ohne sich zu melden.
    „Ein Gedankenrecorder, damit zeige ich euch heute, wie einfach und effizient die Aufzeichnung von Gedanken

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