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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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...“
    „Hab ich schon mitbekommen, dass sie Nele heißt und Nick ist wohl dein Bruder“, sagte Sansibar und schüttelte seine Hand.
    Atemlos kam Emil angerannt. Er schlug den Lichtvorhang so fest zur Seite, dass er an der Wand Funken schlug. „Weg, die sind alle weg“, rief Emil. Seine Stimme überschlug sich.
    „Wer ist weg?“, fragte Nele.
    „Luan ist weg und Pablo ist weg und Nacho auch“, keuchte Emil.
    Nick blieb der Mund offen stehen.
    „Vielleicht sind sie mit Nacho spazieren gegangen“, meinte Chris, doch Nele schüttelte den Kopf: „Glaube ich nicht. Luan war heute total müde. Ich habe ihn ins Bett geschickt, weil er nur noch Mist programmiert hat.“ Dann wandte sie sich an Sansibar: „Woher weißt du, dass Luan hier ist?“
    „Er hat mir den Weg beschrieben. Ich möchte zu ihm.“
    Emil strich über seinen Kommunikator. Es war ein alter Zett07. „Pablo und Luan sind beide offline. Ich kann sie nicht erreichen“, sagte er schließlich.
    „Und den Aufzugscode? Hast du unseren Sicherheitscomputer geknackt?“, Nele funkelte Sansibar durch die Brille an.
    „Hab ich natürlich nicht. Luan hat mir den Aufzugscode geschickt. Luan meinte, ich kann bei euch wohnen. Ich musste aus Mallinport verschwinden. Ganz schnell.“ Sansibar schluckte und begann zu erzählen: wie sie Luan das erste Mal im Lunapark getroffen hatte, und dann wieder in Etzingers Sauerkrautfabrik, als Marellas Navigationssystem ausgefallen war. Und schließlich von ihrer Flucht. Nur warum sie geflohen war, das verschwieg sie. „Aber wenn ihr wollt, dann gehe ich wieder“, beendete Sansibar ihre Geschichte. Ihre Schuhe quietschten auf dem weißen Boden, als sie sich umdrehte. Sie machte einen zaghaften Schritt in Richtung Aufzug. Natürlich hatte sie keine Ahnung, wohin sie gehen sollte. Schließlich konnte sie kaum über das Seil nach Mallinport zurückklettern.
    „Nein, du bleibst hier“, befahl Nele. „Vorerst zumindest, bis Luan wieder da ist. Er wird das erklären. Schließlich sind wir kein Hotel.“ Sansibar war nicht sicher, ob das eine Einladung war oder eine Verhaftung. „Bringt sie ins Gästezimmer“, kommandierte Nele. „Wir müssen Pablo und Luan finden. Wenn sie mit Nacho spazieren gegangen wären, müssten sie längst wieder hier sein. Ich mache mir Sorgen um sie und werde den Verdacht nicht los, dass dieses Mädchen damit zu tun hat.“ Abschätzig deutete sie auf Sansibar.
    Sansibar war viel zu müde, um sich mit Nele zu streiten. Sie konnte einfach nicht mehr. Endlich führten Nele, Chris und Nick sie ins Gästezimmer.
    „Gute Nacht“, wünschten Chris und Nick.
    „Gib mir bitte dein TwaddleBand, zur Sicherheit, bis alles aufgeklärt ist“, sagte Nele und hielt die Hand auf. „Du bekommst es morgen zurück.“
    Natürlich wollte Sansibar nicht, aber sie hatte keine Kraft mehr sich zu wehren. Seufzend streifte sie ihr TwaddleBand ab und reichte es Nele, ohne sie anzusehen.
    Sansibar hörte noch, wie der Lichtvorhang hinter ihr verriegelt wurde. Todmüde ließ sie sich auf das Bett fallen.
    Das Papageiengekrächze des Weckers riss sie aus dem Schlaf. Die Sonne strahlte durch das milchige Fenster. Sansibar schreckte hoch. Wo war sie? Was war passiert? Es dauerte, bis sie ihre Erinnerungen sortiert hatte: ihre Flucht, die Ankunft bei den Schattensurfern. Hoffentlich war Luan zurück. Er musste alles aufklären. Sofort. Hektisch sprang Sansibar aus dem Bett. Vor dem Spiegel strich sie ihre Haare zurecht und klatschte sich Wasser ins Gesicht. Erst allmählich wurde ihr klar, dass sie nicht aus einem Albtraum aufgewacht war, sondern mittendrin steckte. Sie hatte das Kristallamt betrogen und war über die Dunkle Mauer geflohen. Sie hatte alles hinter sich gelassen, Papa und ihre Freunde. In der Schattenstadt war sie ganz alleine. Nele und die anderen behandelten sie wie eine Verbrecherin und Luan, dieser Idiot, hatte sie hierhergelockt und war dann einfach verschwunden. Sansibar wischte sich Tränen aus den Augen. Sie rüttelte am Lichtvorhang, dann an den Fenstern. Natürlich waren alle verriegelt. Hier kam sie nicht raus. Wütend ging sie im Zimmer auf und ab, fünf Schritte hin, dann fünf Schritte zurück. Wieder und wieder drehte sie die gleiche Runde.
    Endlich, es kam Sansibar wie eine halbe Ewigkeit vor, zischte der Lichtvorhang auf. Nele schritt herein. Sie sah noch grimmiger aus als gestern. Links und rechts drängten Chris und Nick durch die Tür. Der kleine Emil folgte. Sansibar wich einen

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