Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
Vom Netzwerk:
Ganz flach krochen sie über die Hausdächer. Die schwüle Sommerluft war schon heiß und brannte in seinen Lungen.
    Luan stellte das Skateboard auf den Boden. Seine Füße tasteten nach der Connectormatte. Das Skateboard fühlte sich gut an. Es schien augenblicklich an seinen Füßen festzuwachsen. Mit einem Kick startete Luan den Bersolmotor. Er surrte gleichmäßig.
    Lucilia hob die Hand und winkte unbeholfen, als würde sie Fenster putzen. „Ich melde mich. Viel Erfolg!“ Dann ging sie.
    Luan beschloss einen Umweg über das Quartier der Schattensurfer zu machen. Er brauchte ihre Hilfe!
    „Nacho, hier“, rief Luan und zeigte auf den Platz vor ihm. Der riesige Hund sprang auf das Skateboard. Es verschwand unter dem schwarzen Fellberg.
    In der friedlichen Morgensonne glitten die beiden durch die Schattenstadt. 23 Stunden und 34 Minuten zeigte Luans ceeBand, als sie in den Hof der Schattensurfer bogen.

26 UNERWARTETES WIEDERSEHEN
    Sansibar wusste nicht, wie lange sie in dem Gästezimmer festsaß. Längst fühlte es sich wie eine Gefängniszelle an und das war ausschließlich Luans Schuld. Dieser Idiot. Warum hatte sie sich überhaupt auf ihn eingelassen? Luan hatte sie vor dem Gesindel, den Betrügern und Gangstern in der Schattenstadt gewarnt. Sie hatte ihm vertraut. Dabei war Luan selbst nicht besser. Sie war auf seine tintenblauen Augen hereingefallen, die so nachdenklich aussahen. Sansibar kam sich unendlich dumm vor. Warum hatte sie nicht einfach die Kristallprüfung abgelegt? Dann könnte sie jetzt mit Marella auf dem Scooter durch die Stadt rauschen. So schlimm war die Kristallprüfung wirklich nicht. Aber jetzt sah die Sache anders aus. Sie hätte Luan nicht vor den Sipos verstecken dürfen. Ihr Betrug mit dem Stirnband war bestimmt keine Kleinigkeit. Und am schwersten wog ihre Flucht in die Schattenstadt. Sansibar wusste nicht, welche Strafe darauf stand, aber aus dieser Sache würde sie nicht mehr herauskommen.
    Wenn sie die Zeit nur zurückdrehen könnte. Ihr wurde klar: Doktor Tornham hatte recht gehabt. Ohne RUHL wäre die Menschheit längst nicht so weit gekommen. Was ist schon dabei, leere Gedanken zum Wohl der Gesellschaft abzugeben und sie nicht einfach verpuffen zu lassen. Das ist wohl das Mindeste, was sie tun konnte.
    Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Warum hatte sie sich nur geweigert die Kristallprüfung abzulegen? Sansibar kniff sich in ihr Ohrläppchen, um aus diesem Albtraum aufzuwachen, aber sie war längst in der Wirklichkeit angekommen.
    Nur weil sie Mama damals versprochen hatte, nichts zu verraten. Das war doch lächerlich. Ausgerechnet ihre Mutter, die Papa und sie einfach sitzengelassen hatte.
    Wenn Sansibar nur gekonnt hätte, sie hätte Doktor Tornham angerufen und ihn um Entschuldigung gebeten und versprochen, dass sie die Kristallprüfung ablegen würde. Aber dafür war es jetzt zu spät. Diese Chance hatte sie vertan. Vielleicht litt sie wirklich an Disinformie? Für eine Krankheit muss man sich nicht schämen. Das sagte Papa immer.
    Sansibar weinte. Zuerst nur ein paar Tränen. Dann immer mehr. Sansibar schluchzte in ihren Ärmel. Ihr Zeitgefühl hatte sich längst in Tränen und Verzweiflung aufgelöst, als der Lichtvorhang aufgerissen wurde. Nele, Chris, Nick und Emil drängelten sich im Türrahmen. Nele lächelte zum ersten Mal. Sansibar schöpfte Hoffnung, aber Luan fehlte wieder.
    „Komm mit“, rief Nele freundlich.
    Unsicher drückte sich Sansibar vom Bett hoch. „Wohin?“ Warum hatte Nele so gute Laune? „Ist Luan zurückgekommen?“
    „Wir werden ihn drüben in Mallinport treffen, in Etzingers Sauerkrautfabrik. Du weißt, wo das ist.“
    „Etzingers Sauerkrautfabrik? Warum dort?“
    „Er braucht unsere Hilfe“, sagte Emil und sah dabei wie ein Hündchen an Nele hoch. „Sein Skateboard ist kaputt. Irgendetwas mit der Bersolsteuerung.“
    Sansibar atmete erleichtert auf. Das kaputte Skateboard. Deshalb war Luan nicht hier. Das erklärte alles. Natürlich. Er hatte sie also doch nicht betrogen?
    „Mein TwaddleBand. Du wolltest mir mein TwaddleBand zurückgeben“, sagte sie zu Nele.
    „Ja, hier.“ Nele zog Sansibars TwaddleBand aus ihrer Hosentasche. „Aber schalte es nicht ein, damit uns niemand entdeckt.“
    Sansibar folgte Nele und den anderen. Emil wich nicht einen Schritt von Neles Seite. Er strahlte sie an. Nick sagte gar nichts. Und Chris sah irgendwie bedrückt aus.
    Als Sansibar den gläsernen Aufzug betrat, tasteten sich die ersten

Weitere Kostenlose Bücher