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Die Schattensurfer (German Edition)

Die Schattensurfer (German Edition)

Titel: Die Schattensurfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Wiest
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fließen konnte.
    Nein, schoss es Luan durch den Kopf. Er wollte nicht hierbleiben, nicht alleine. Und außerdem war es sein Skateboard. Verzweifelt suchte Luan nach Argumenten, warum die Garmal-Sammler ihn gehen lassen mussten. Aber seine Stimmbänder brachten keinen Laut zustande.
    „Ich“, wiederholte Pablo ruhig und bestimmt, „bleibe hier. Luan kennt sich mit Computern besser aus. Er kann die Sicherheitssysteme des Korrekturhauses knacken. Und außerdem ist er mein Freund.“
    „Aber …“, stammelte Luan. Doch es gab kein Aber. Es dauerte, bis Luan verstand. Wie ein Gongschlag dröhnten Pablos Worte in seinem Kopf: Und außerdem ist er mein Freund.
    Beschämt sah Luan zu Boden und murmelte: „Danke.“
    „Quatsch nicht rum und nimm Nacho mit. Er ist ein ausgezeichneter Spürhund. Nacho riecht das Zeug auf Kilometer.“
    Nacho strahlte Pablo an.
    „Der Hund bleibt hier“, sagte Makelo kalt.
    „Dann könnt ihr uns gleich auf Eis legen. Ohne Nacho schafft Luan das nie.“
    Luan zitterte, als er sich die Eisblöcke vorstellte.
    „Geben wir ihm den Hund mit. Vielleicht kann das Tier wirklich das Lamrag aufspüren“, sagte Lucilia.
    Abwesend blickte Makelo geradeaus. Schließlich dröhnte eine Stimme aus ihm: „Gut, nimm den Hund mit!“ Dann schob er das Skateboard mit Zeigefinger und Mittelfinger an. Langsam schwebte es über den Tisch, bis es direkt vor Luan stehen blieb.
    Plötzlich wurde Luan klar, welche Verantwortung auf seinen Schultern lastete. Wenn er es nicht schaffte, würde sein Freund ...
    „Ich gebe mein Bestes. Ich versuche alles, aber ihr dürft Pablo nichts antun. Ihr müsst es versprechen. Bitte!“
    Makelo drehte nur sein Handgelenk und strich über seinen Kommunikator. „Du hast 24 Stunden. Die Zeit läuft. Nutze sie gut und denk daran, wir brauchen das ganze Lamrag! Kein Körnchen darf fehlen. Versuche nicht, uns zu betrügen!“, sagte er und erhob sich. Dann schwebte er aus dem Raum.
    Die anderen Garmal-Sammler führten Pablo wie einen Schwerverbrecher ab. Pablo rief über die Schulter: „Ich weiß, du schaffst es, Luan. Ganz bestimmt.“ Seine Stimme flatterte nervös, als glaubte er selbst nicht daran. Luan wollte sagen, dass er für seinen besten Freund alles tun würde, wirklich alles. Doch da hatte sich die Tür schon hinter Pablo geschlossen.
    Nur Lucilia stand noch in dem Raum. Sie wischte über den Bildschirm an ihrem Handgelenk. Tonlos, als würde sie die Uhrzeit ansagen, erklärte sie: „Hier erhältst du den Bauplan des Korrekturhauses. Wie du hineinkommst, erkläre ich dir später.“ Sie schob Daten hinüber. Luans ceeBand bestätigte den Empfang mit einem Piepsen.
    „Und was soll ich damit machen?“
    „Über unsere Kommunikatoren bleiben wir in Kontakt. Ich werde dir Schritt für Schritt helfen.“
    „Warum sagst du mir jetzt nicht alles, was du weißt?“
    Lucilia drehte ihren Kopf langsam nach links und rechts. „Das ist zu gefährlich, falls sie dich erwischen.“
    Lucilia ging zur Wand und öffnete eine Klappe. Sie hob einen Rucksack heraus und drückte ihn Luan in die Hand.
    „Was soll ich damit?“
    „Der Umkehrreaktor für das Lamrag. Du wirst ihn hoffentlich brauchen. Mit dem Umkehrreaktor verwandelst du Lamrag in Garmal.“
    „Wieso muss ich das tun? Ihr könnt das Zeug selbst umkehren.“
    „Lamrag ist zehnmal so groß wie Garmal und wiegt zehnmal so schwer. Niemals könntest du die ganzen Lamragvorräte tragen. Aber ein paar Tüten Garmal passen in deinen Rucksack.“
    Lucilia schlug ihren Mantel zurück. Sie zog einen Laser-Raptor aus ihrer Tasche, nicht viel größer als eine Taschenlampe. Ohne etwas zu sagen, legte sie ihn vor Luan auf den Tisch.
    Luan verstand. Der Laser-Raptor war für ihn bestimmt. Wenn es darauf ankam, könnte er kämpfen. Natürlich waren Laser-Raptoren verboten. Nur Sipos durften sie tragen. Noch nie hatte Luan einen Laser-Raptor in der Hand gehalten. Er wog schwerer als erwartet.
    Als die Garmal-Sammlerin unbeholfen über Nachos Kopf streichelte, schien sich eine große Blume auf ihrem silbernen Panzer abzuzeichnen und es sah aus, als würden sich kleine Lachfalten in ihre Haut um die Augen eingraben, wenn auch nur für einen winzigen Augenblick. Dann drehte sie sich um und öffnete die Tür. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, führte sie Luan durch ein Gewirr von Gängen, Röhren, Treppen und Schleusen nach draußen in einen Hinterhof.
    Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne blendeten Luan, als er ins Freie trat.

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