Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schattenträumerin

Die Schattenträumerin

Titel: Die Schattenträumerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Wilk
Vom Netzwerk:
Notiz mit dem Buchtitel hinterlassen?«
    »Vielleicht gibt es ja eine Verbindung zwischen den Flüchen?«, spekulierte Gianna nachdenklich.
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Doch wie sollen wir das herausfinden?« Francesca seufzte betrübt auf. »Wo sollen wir jetzt weitersuchen? Wir haben keine weitere Spur mehr, die wir verfolgen können.«
    Mittlerweile war es dunkel geworden. Waren ihnen in den umliegenden Gassen der Piazza San Marco noch einige Passanten begegnet, schienen sie nun alleine durch das Labyrinth der Stadt zu irren. Der Mond versteckte sich hinter den Wolken und kein einziger Stern war am Himmel zu sehen. Francesca schlang fröstelnd die Arme um sich. Die Dunkelheit ließ die Nebelschwaden noch gespenstischer erscheinen.
    »Hast du in dieser wissenschaftlichen Abhandlung etwas gefunden, das uns weiterhelfen könnte?«, fragte sie hoffnungsvoll.
    »Dieser Professor Knüttelsiel ist ein Spinner«, begann Gianna.
    »Schade! Ich dachte wirklich, dass uns diese Abhandlung weiterbringen würde.«
    »Lass mich doch mal ausreden! Er selbst hat in seinem Vorwort behauptet, dass er ein Spinner ist«, sagte Gianna. »Anscheinend halten viele seiner Kollegen ihn für verrückt und Knüttelsiel ist sogar stolz darauf. Immerhin erging es den großen Denkern der Menschheit genauso, wie Galileo Galilei und Leonardo Da Vinci.«
    »Da ist etwas Wahres dran«, räumte Francesca ein. »Und worum geht es nun in seinem Buch?«
    »Der Anfang war genauso schwer zu lesen, wie ich befürchtet hatte. Ehrlich gesagt habe ich nur die Hälfte davon verstanden. Es ging im Wesentlichen um Schriftanalysen, die Prüfungsarten historischer Dokumente und die Möglichkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse und paranormale Erscheinungen in einen gemeinsamen Kontext zu stellen.«Gianna warf ihr einen verschämten Blick zu. »Deswegen habe ich einfach zum Kapitel über das Necronomicon weitergeblättert. Es ist das längste Kapitel der Abhandlung, denn Knüttelsiel ist der Meinung, dass es das gefährlichste der drei bösen Bücher ist. Er hat einiges herausgefunden, das uns weiterhelfen kann. Du wirst begeistert sein!«
    Gianna hielt kurz inne und fasste sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Hüfte.
    »Sollen wir eine Pause machen?«, fragte Francesca besorgt.
    »Wenn es dir nichts ausmacht.« Gianna lächelte dankbar. »Nur für einen Augenblick, dann geht es sicher wieder.«
    Sie ließ sich auf die Stufen der Brücke sinken, vor der sie gerade standen, und lehnte sich an einen Pfeiler. Trotz des spärlichen Lichts der Straßenlaterne konnte Francesca erkennen, wie sich Giannas Gesichtszüge langsam wieder entspannten.
    Verstohlen blickte Francesca auf ihre Uhr. Es war längst nicht so spät, wie sie geschätzt hatte – was wahrscheinlich an der Dunkelheit und dem Nebel lag. Wehmütig dachte sie daran, wie an den Sommerabenden Venedigs Gassen erfüllt waren von den Geräuschen der Anwohner – aus den geöffneten Fenstern drangen Gespräche, Lachen, das Klappern von Tellern und Besteck, die abendlichen Fernsehnachrichten oder Musik. Heute dagegen wirkte die Stadt wie ausgestorben. Francesca war heilfroh, wenn sie endlich wieder zurück im Palazzo waren.
    Gianna begann, in ihrem Rucksack herumzukramen. »Die Frau aus der Bibliothek hat mir etwas zum Schreibenausgeliehen. Die wichtigsten Dinge aus Knüttelsiels Buch habe ich mir gleich notiert.«
    Francesca winkte ab. »Das hat doch Zeit, bis wir daheim sind. Wenigstens durften wir uns die Abhandlung ausleihen, dann kannst du mir die Stellen gleich im Buch zeigen.«
    Ein Boot knatterte in langsamem Tempo und mit hellen Strahlern ausgestattet vorbei. Wie ein Eisbrecher pflügte es durch die Nebelschwaden und zerteilte sie, während die Bugwellen gierig an den Fassaden der Häuser leckten. Francesca bewunderte den Mut und die Risikobereitschaft des Bootsführers. Es musste schwierig sein, bei dieser schlechten Sicht durch die engen Kanäle zu manövrieren.
    »Genug ausgeruht, jetzt müsste es wieder gehen«, verkündete Gianna. »Mein Hintern ist dank der eiskalten Pflastersteine fast schon tiefgefroren.«
    »Wenn du wieder Schmerzen bekommst, organisiere ich einen Handkarren und ziehe dich damit nach Hause«, bot Francesca grinsend an. »Die Karren sind schließlich dafür da, schwere und sperrige Dinge durch Venedigs Gassen zu transportieren.«
    »Ha, ha, wirklich sehr witzig.«
    Gianna stützte sich mit einer Hand an dem Pfeiler ab und stand auf. Im gleichen Moment zogen einige

Weitere Kostenlose Bücher