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Die Schattenwelt

Titel: Die Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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während sie den Papierfetzen vom Tisch nahm und entfaltete.
    »Ein Übergang? Das war sehr ungezogen, mich anzulügen. Du hast etwas über Darkside gelesen, nicht wahr? Erzähl Marianne, was du über Darkside weißt, mein Kleiner.«
    Er kicherte nochmals, während sich in seinem Kopf alles drehte.
    »Es ist eine Art … seltsamer Ort … oder so was«, stotterte er. »Weiß nicht genau.«
    Marianne klatschte fröhlich in die Hände.
    »Nun, du wirst es bald herausfinden! Du wirst nach Darkside gehen, Jonathan! Und glaub mir, es macht viel mehr Spaß, mit uns dorthin zu gehen als allein. Es ist dort manchmal ein wenig gefährlich. Deshalb ist es gut, in Gesellschaft zu sein.«
    Jonathan ließ sich von ihr aus seinem Stuhl hochziehen und aus dem Leseraum hinausgeleiten. Marianne hielt seine Hand fest umschlungen und marschierte zielstrebig auf die Treppe zu, die hinunter in die Eingangshalle führte.
    »Wohin … Wohin gehen wir?«, stammelte er.
    »Pssssst … Wir werden meine Freunde Humble und Skeet treffen und mit ihnen eine kleine Spazierfahrt machen. Siehst du sie?«
    Zwei Männer standen im Foyer am Ende der Halle, der eine viel größer und ruhiger als der andere. Marianne winkte beiden freudig zu. Der kleinere Mann hüpfte als Erwiderung auf und ab.
    Ein letzter Funken Verstand drängte Jonathan fortzulaufen, aber seine Beine ließen ihn im Stich, und er fühlte sich außerstande, sich von Marianne loszureißen. Sie gingen langsamen, gemessenen Schrittes die Treppe hinunter, und Jonathan bemerkte, dass die Frau sich offenbar sorgte, er könne stürzen. Er versuchte, sich darauf zu konzentrieren, auf den Füßen zu bleiben. Schließlich wollte er sie nicht enttäuschen …
    Ein Mann kam ihnen entgegen, stolperte über eine Stufe und stieß gegen Marianne. Sie fluchte und ließ Jonathans Arm los. Plötzlich riss die Bande zwischen ihnen und er fühlte sich wieder klarer im Kopf. Er war in Gefahr – er musste abhauen. Er spurtete die Treppe hoch, und obwohl Marianne ihm schnell auf den Fersen war, schaffte er es, um die Ecke zu stürzen und außer Sicht zu gelangen.
    Er hatte keine Ahnung, wohin er laufen sollte. Er wusste nur, dass er so viel Distanz wie möglich zwischen sich und die seltsame Frau bringen musste. Jonathan stürmte am Café im ersten Stock vorbei und ignorierte die Leute, die dort saßen und ihn anstarrten. Zwei Stufen auf einmal nehmend, hastete er eine weitere Treppe hinauf. Von unten ertönte ein Schrei, ob von Marianne oder einer Bibliothekarin, konnte er nicht genau hören. Er schaute nicht zurück, um es herauszufinden.
    Jetzt ging es ihm besser. Obwohl es sich angefühlt hatte, als hätte Marianne ihn verzaubert, wusste Jonathan, dass dies unmöglich war. Eines war trotzdemsicher: Sie hatte einen Ort namens Darkside erwähnt. Sein Vater war hinter irgendeiner Sache her und jetzt konnte er selbst die Spur weiterverfolgen.
    Er rannte immer weiter hinauf, bis er im obersten Stockwerk ankam. Der Lärm und das Stimmengewirr drangen zu ihm hoch, aber es war niemand zu sehen. Jonathan verlangsamte seine Schritte, begab sich zum Ende des Gangs und blickte hinunter. Von hier oben schien alles in der Eingangshalle seinen normalen Lauf zu nehmen. Gruppen von Schülern und Studenten redeten und lachten miteinander, während andere in den bequemen Sesseln saßen, in Hefte kritzelten oder auf Laptops tippten. Jonathan versuchte angestrengt, einen Blick auf Marianne zu erhaschen. Sie stand lässig neben dem Eingang und spielte gedankenverloren mit einer ihrer Haarsträhnen. Die zwei Männer waren nirgendwo zu sehen. Plötzlich blickte sie in Jonathans Richtung hinauf und er trat schnell von der Brüstung zurück.
    Er durfte sich nicht in Sicherheit wiegen. Er wusste, dass ihre beiden Schläger auf der Suche nach ihm waren. Außerdem kannte er nur einen Ausgang aus der Bibliothek und im Augenblick stand Marianne genau davor. Jonathan dachte darüber nach, eine Bibliothekarin um Hilfe zu bitten, aber er schätzte seine Chance nicht gerade hoch ein, sein Problem glaubhaft erläutern zu können. Erwachsene neigten dazu, ihm nicht zu glauben, und er bezweifelte, dass man ihm die Entführungsgeschichte so leicht abnehmen würde: »Wissen sie, da ist eine Frau, dieeinen mit einer Art Zauber belegt …« Nein, das würde nicht funktionieren. Es schien nicht einmal einen Feueralarmknopf zu geben, den er drücken konnte.
    Am anderen Ende des Laufstegs entdeckte Jonathan den kleineren Schergen, der gerade das

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