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Die Schattenwelt

Titel: Die Schattenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Becker
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Vater eine Frage nach der anderen. Aber Alains Bewusstsein driftete immer wieder ab, und er schnappte nur bruchstückhaft auf, was ihm sein Sohn sagte. Manchmal versuchte er zu antworten, aber sein Mund war nicht in der Lage, die Worte zu formen. Jonathan ließ mutlos den Kopf hängen.
    »Mach dir keine Sorgen, mein Schatz.« Miss Elwood lächelte mitfühlend. »Er ist aufgewacht. Das ist die Hauptsache. Wenn es ihm besser geht, kannst du ihn fragen, was du willst.«
    »Aber es gibt so vieles, das ich nicht weiß. So vieles, das er mir nicht erzählt hat.« Ein Gedanke durchfuhr ihn. »Was weißt du über Darkside?«
    Miss Elwood seufzte. Sie wendete ihr Gesicht ab und das Licht der Lampe zeichnete tiefe Schatten auf ihre Wangen.
    »Genug, um zu wissen, dass es ein verfluchter Ort ist und es besser für dich und deinen Vater wäre, wenn ihr euch von dort fernhieltet.«
    Vom Flur drang das Geräusch bedächtiger Schritte herein. Einen Moment lang dachte Jonathan, eine Schwester würde kommen und sie bitten zu gehen, aber die Schritte gingen vorüber und verhallten in Zimmer Nummer acht.
    »Aber ich weiß, wie man dort hinkommt! Ich war in der britischen Nationalbibliothek und habe dieses Buch gelesen, in dem alles stand, was ich wissen muss! Ich kann nach Darkside gehen!«
    Erregt deutete Miss Elwood auf Alain. »Glaubst du wirklich, dass das so einfach ist? Nach Darkside zu gehen, ist nicht so, als ginge man mal eben die Straße runter, Jonathan. Du kannst nicht einfach in einen Bus springen. Es reißt deine Seele in Stücke. Sieh deinen Vater an! Er war seit zwölf Jahren nicht mehr dort und trotzdem umklammert dieser Ort noch seine Seele.«
    Sie packte Jonathan an den Schultern und blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen flehentlich an.
    »Es ist wie eine Sucht. Willst du auch so enden?«
    »Ich verstehe es nicht. Wenn er unbedingt zurück will, warum geht er dann nicht einfach?«
    Miss Elwood seufzte. »Es gab einen Unfall. Ein Gebäude stürzte ein und begrub den einzigen Übergang, den Alain kannte, unter sich. Er konnte ihn nicht mehr benutzen. Seitdem ist er besessen von der Idee, einen anderen Weg zu finden, um nach Darkside zu gelangen. Um Gottes willen, er hat seine Gründe, dorthin zu wollen, aber … was ist nur mit eurer Familie los – warum wollt ihr euch selbst unbedingt wehtun?«
    Ein klapperndes Geräusch, gefolgt von einem schrillen Winseln drang vom Nachbarzimmer durch die Wand und lenkte Jonathan ab. Er zwang sich, sich auf Miss Elwood zu konzentrieren.
    »Hör zu, irgendjemand muss mal anfangen, mir die Wahrheit zu sagen. Was ist Darkside? Was hat mein Vater damit zu tun? Warum hat man versucht, mich zu entführen?«
    Sie blinzelte. »Wie bitte?«
    »Sie haben mich in der Bibliothek erwischt! Da war diese seltsame Frau, Marianne, und sie hatte dieses Parfüm, von dem mir ganz schwindelig wurde, und ich ging mit ihr, bis ich es geschafft habe, ihr zu entkommen, und ich musste mich rausschmeißen lassen, um zu fliehen.«
    Der Schock saß tief.
    »Die britische Nationalbibliothek hat dich rausgeworfen?«
    »Ich hatte keine andere Wahl! Die Typen waren hinter mir her. Ich musste da irgendwie raus!«
    Seine Erklärungen machte die Sache nicht besser.
    »Außerdem bin ich mir ziemlich sicher, dass das dieselben Leute waren, die letzte Nacht in unser Haus eingebrochen sind.«
    Alain schreckte hoch und starrte Miss Elwood forschend an. Sie wirkte auf einmal nervös.
    »Ich wollte es dir erzählen, Alain – aber ich wusste nicht, wie ich es dir beibringen soll … Außerdem bist du gerade erst aufgewacht und … sieh mal, es gab gestern einen Vorfall in deinem Haus. Ich war rechtzeitig da und alles war in Ordnung … Ich glaube, dass irgendjemand hinter Jonathan her war. Augenscheinlich sind ein paar seltsame Dinge vorgefallen, Alain, aber wir schaffen das schon, bis du wieder gesund bist. Ich kann auf Jonathan aufpassen, Frauen mit seltsamen Parfüm hin oder her.«
    Unter übermenschlicher Anstrengung streckte Alain seine dürre Hand aus und streichelte ihr beruhigend den Arm. Anschließend schüttelte er langsam seinen Kopf.
    »Arn Eegi«, flüsterte er seinen beiden Besuchern zu.
    »Wie bitte, Dad?«
    »Arn Eegi«, murmelte er nochmals, sichtlich verärgert ob der Unfähigkeit seines Mundes, die Worte richtig zu formen.
    »Ich kapier’s nicht. Was?«
    Alain erhob seinen Kopf von den Kissen und rief, »Arn EEGI !«
    Miss Elwood schnaubte.
    »Sicher nicht, Alain. Wir kommen schon zurecht. Wir müssen

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